Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 1. Oktober 1893 in München, Sohn eines Fabrikarbeiters; Schlosserlehre. Ab 1913 lebte er in Hamburg und arbeitete auf der Werft. 1918 Mitglied der USPD. Von 1919 bis 1921 leitete er die USPD und nach der Verschmelzung des linken Flügels der USPD mit der KPD die VKPD in Hamburg-Eimsbüttel. 1924 war Rieß zeitweise auch Orgleiter der BL Wasserkante. Er arbeitete später in der sowjetischen Handelsvertretung in Hamburg und stand in enger persönlicher Verbindung zu Ernst Thälmann. Im Zusammenhang mit der Wittorf-Affäre geriet Rieß 1928 zusammen mit Willy Presche in die Schlagzeilen. Gegen ihn wurde ein Parteiverfahren wegen Unterschlagung von Parteigeldern eröffnet, aber nach der »Rehabilitierung« Thälmanns wieder eingestellt. Im Juni 1929 war Rieß Delegierter des XII. Parteitages, ab 1931 Leiter der Freidenkerbewegung in Hamburg. Seit Februar 1933 illegal, emigrierte er im Januar 1934 in die Niederlande. Hier gehörte er der Amsterdamer Emigrationsleitung an und stand ab September 1937 an deren Spitze. Nach innerparteilichen Auseinandersetzungen wurde Rieß abgesetzt und war 1939/40 Verbindungsmann zum allgemeinen Flüchtlingskomitee. Am 25. Juni 1940 wurde er verhaftet und am 23.Mai 1941 vom VGH in Berlin zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Anschließend nach Hamburg überführt, soll Rieß der Gestapo als Auskunftsperson gedient haben. Nach 1945 lebte er in München, er war politisch nicht mehr aktiv. Ludwig Rieß starb am 7. März 1965 in Hamburg-Altona.

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