Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Greiz (Vogtl.); Vater Buchbindermstr.; 1886 – 1894 Bürgerschule in Greiz; Ausbildung zum Buchbinder; 1897 – 1900 Wanderschaft; 1902 – 17 Mitgl. der SPD in Leipzig; 1903 – 06 dort Besuch der SPD-Parteischule; 1903 Geburt des Sohnes  Fred O.; 1904 Streikltr. der Leipziger Buchbinder, gemaßregelt; 1909 Expeditient des »Halleschen Volksblatts« in Weißenfels; dort Mitgl. des SPD-Krs.-Vorst. u. 1911 – 14 Parteisekr.; Aufsichtsratsvors. des »Volksboten«; 1912 wegen »Majestätsbeleidigung« angeklagt, freigesprochen; 1915 – 17 Militärdienst; 1917 Gewerkschaftsvors. in Weißenfels; 1917 – 20 dort Mitgl. der USPD u. Sekr. des Krs.-Vorst.; 1918 Vors. des Arbeiter- u. Soldatenrats in Halle-Merseburg; Kommissar der Reg. in Merseburg, dort Stadtverordn.; Stadtrat in Weißenfels; 1919/20 Sekr. der USPD Halle; 1920 KPD; Ltr. der »mitteldt. Märzaktion«, danach illeg.; 1920 – 23 Sekr. der KPD Schles. u. Mitgl. des KPD-ZA; 1923 wegen »Hochverrats« vom Reichsgericht zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, 1924 – 25 Haft im Zentralgefängnis Cottbus; 1925 – 28 Angest. beim ZK der KPD, Vors. der Parteischiedsgerichte; 1928/29 RFB-Bundeskassierer; 1929 – 32 Geschäftsf. im Versandhaus für Arbeiterkultur in Berlin; 1933 kurzz. verhaftet; illeg. pol. Arbeit; im Auftrag der KPD Mitgl. der DAF u. NSV; 1933 – 36 arbeitslos; 1936 – 45 Arbeiter auf Rieselfeldern u. als Buchbinder in der Volksbücherei Berlin-Weißensee.
1945/46 KPD/SED; Bez.-Vorsteher von Berlin-Prenzlauer Berg; Juni 1945 Ltr. der Abt. Kasse der KPD; 1946 – 50 Hauptkassierer des SED-PV; ab 1950 neben  Stefan Heymann Vors. der Stipendienkommission des SED-PV; 1950 – 54 Vors. der ZRK der SED; 1954 Ruhestand; 1959 KMO; gest. in Berlin.

BRB

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 30. August 1879 in Greiz als ältester Sohn eines Buchbindermeisters; lernte Buchbinder, von 1897 bis 1900 Wanderschaft. Im Januar 1902 trat er in die SPD ein, besuchte 1906 die Parteischule der SPD. Ab 1910 Expedient beim sozialdemokratischen »Volksboten« und Leiter der Parteibuchhandlung in Weißenfels, anschließend hauptamtlicher Sekretär der SPD in Weißenfels. Von 1914 bis 1917 Armierungssoldat, 1917 Vorsitzender des Gewerkschaftskartells in Weißenfels und Übertritt zur USPD, 1919/20 Sekretär der USPD in Weißenfels. Dort in der Revolution 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates. Oelßner nahm an beiden Reichsrätekongressen teil. 1920 Delegierter des Spaltungsparteitages, ging mit der linken USPD zur KPD. Anfang 1921 KPD-Sekretär im Bezirk Halle-Merseburg. Nach der März-Aktion 1921 polizeilich gesucht, bis 1923 Bezirkssekretär der KPD für Schlesien und Oberschlesien. Auf dem VIII. Parteitag 1923 in die Beschwerde- und Orgkommission und für Schlesien in den ZA gewählt. Am 18. Juni 1924 vom Reichsgericht zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zentralgefängnis Cottbus verbüßte. 1925 aufgrund der »Hindenburg-Amnestie« vorzeitig entlassen, danach in der Orgabteilung des ZK tätig. Oelßner wurde 1925 Vorsitzender des Parteischiedsgerichts und war aktiv am Kampf gegen die linke und später die rechte Opposition beteiligt. 1928 Bundeskassierer des RFB, von 1929 bis 1932 Leiter des Versandhauses »Arbeiterkult« und der »Proletarischen Schallplattenzentrale« in Berlin, 1932/33 Reichskassierer des Kampfbundes gegen den Faschismus. Nach 1933 zunächst als Anlaufstelle für Instrukteure des ZK der KPD tätig, zog er sich von aktiver illegaler Arbeit zurück und blieb bis 1945 Buchbinder in Berlin. 1945 trat Alfred Oelßner wieder der KPD bei, wurde im Juni 1945 von Walter Ulbricht als Kassierer des ZK der KPD eingesetzt und war von April 1946 bis Juli 1950 Hauptkassierer der SED. Auf dem III. Parteitag der SED 1950 zum Vorsitzenden der Zentralen Revisionskommission gewählt, er blieb bis März 1954 in dieser Funktion, danach Parteiveteran, erhielt 1959 den Karl-Marx-Orden. Alfred Oelßner starb am 13. Juni 1962 in Ost-Berlin.
Sein Sohn Fred Oelßner (* 27. 2. 1903), bis 1921 Leiter der Sozialistischen Proletarierjugend bzw. der KJD in Halle-Merseburg, trat 1920 in die KPD ein. Ab 1921 Volontär, dann Redakteur kommunistischer Zeitungen. Im Dezember 1923 verhaftet und im September 1924 vom Reichsgericht wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, er saß bis 1925 im Zentralgefängnis Cottbus. 1925/26 Redakteur in Remscheid und Aachen, von 1926 bis 1929 Kursant an der Internationalen Leninschule, anschließend war Fred Oelßner am Institut der Roten Professur in Moskau. 1932/33 Mitarbeiter der Agitpropabteilung des ZK der KPD in Berlin. Er emigrierte im Dezember 1933 nach Paris, im März 1935 nach Moskau, dort Lektor an der Internationalen Leninschule. Anfang Oktober 1936 wegen »ideologischer Abweichung« entlassen, von 1936 bis 1938 Übersetzer, anschließend Arbeiter in einer Moskauer Papierfabrik, ab 1941 Leiter der Deutschland-Abteilung des Moskauer Rundfunks. Im Mai 1945 als Mitglied der Gruppe um Anton Ackermann Rückkehr nach Deutschland, Leiter der Agitpropabteilung des ZK der KPD, ab 1946 Leiter der Abteilung Parteischulung des SED-PV. 1947 Mitglied des PV, dann bis 1958 Mitglied des ZK. 1949 bzw. 1950 als Vertrauter Ulbrichts in das Sekretariat und das Politbüro berufen, galt er eine Zeitlang als »Chefideologe der SED«. Oelßner sympathisierte nach dem XX. Parteitag der KPdSU mit Karl Schirdewan und Ernst Wollweber, die Ulbricht absetzen wollten, er wurde deshalb im Februar 1958 wegen »wiederholter Verletzung der Disziplin des Politbüros« aus dem obersten Machtzirkel ausgeschlossen und auf dem folgenden V. Parteitag der SED nicht wieder in das ZK gewählt. Er erhielt 1973 den Karl-Marx-Orden. Fred Oelßner starb am 7. November 1977.

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