Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

(* 1905 – † 1967)
Geboren am 8. Mai 1905 in Waren/Mecklenburg, Sohn einer Arbeiterfamilie; lernte Kaufmann. Johansen trat 1921 als Sechzehnjähri-
ger in die KPD ein, ging als Bürogehilfe zur BL Mecklenburg und war dort Bezirksleiter der KJD. Ende 1922 übersiedelte er nach Berlin und wurde Mitarbeiter der KPD-Zentrale (Abteilung Kasse). Im Frühjahr 1923 nach Nürnberg geschickt, in der BL Nordbayern war er für die Jugendarbeit verantwortlich. Der vorzügliche und radikale Redner war bald bekannt. Von November 1923 bis 30. April 1924 kam Johansen in »Schutzhaft«. Von der Polizei als »besonders radikal« eingestuft, sind 1924 alle Veranstaltungen verboten worden, auf denen er sprechen sollte. Da er als »geistiges Haupt der kommunistischen Jugend in Nordbayern« galt, wurde er aus Bayern ausgewiesen. Nach der Übernahme der KPD-Führung durch die Linken stieg der noch nicht zwanzigjährige Johansen in der Zentrale 1924 als junger Theoretiker rasch auf, er wurde im AM-Apparat eingesetzt. 1925 schloß er sich den Ultralinken an und war bald einer der Wortführer der Opposition von Karl Korsch. Johansen ging nach Mecklenburg, wo die Ultralinken unter seiner und Hans Ambs Führung Einfluß besaßen. 1926 aus der KPD ausgeschlossen, blieb er bei der Spaltung der »Entschiedenen Linken« auf ihrer Reichskonferenz im September 1926 bei der Korsch-Gruppe und bekämpfte die Anhänger von Ernst Schwarz. Er begann ein Studium und war noch einige Zeit in kleinen linken Gruppen aktiv. 1928 Sekretär des Verbandes der ausgeschlossenen Bauarbeiter in Mönchen-Gladbach, von 1929 bis 1933 freier Schriftsteller, ständiger Mitarbeiter beim »Aufwärts«, Organ des ADGB u. a. Gewerkschaftsblätter. Nach 1933 arbeitslos, lebte er zeitweise illegal, emigrierte in die âSR, kehrte 1934 zunächst nach Mecklenburg und anschließend nach Berlin zurück, wo er zuletzt Schreiber beim Hauptversorgungsamt war. 1943 zu Wehrmacht eingezogen, geriet er im Mai 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft und leitete das Antifa-Aktiv in Brünn, später in Kischinjow. Im August 1946 in Berlin SED-Mitglied, trat aber wieder aus, schloß sich der SPD an und wurde durch Vermittlung von Ernst Reuter 1948 Leiter der Ost-Redaktion der amerikanischen »Neuen Zeitung«. Unter dem Pseudonym Ernest J. Salter trat er als Kritiker der Sowjetunion und des Stalinismus in Erscheinung. Seine zahlreichen Publikationen und Artikel (u. a. im »Monat«) machten ihn in den fünfziger und sechziger Jahren als Sowjetologen bekannt, er analysierte vor allem die sowjetische Außen- und Deutschlandpolitik. Eine öffentliche Polemik zwischen ihm und dem Sowjetideologen Eugen Varga fand 1956 das Interesse der Medien. Er gehörte dem »Deutsch-Russischen Freiheitsbund« an. 1959 wegen Mitgliedschaft im regierungsnahen Komitee »Rettet die Freiheit« aus der SPD ausgeschlossen, arbeitete Salter für den »Deutschlandfunk« und für die »Deutsche Welle«. Henry Johansen-Salter starb am 5.Dezember 1967 in West-Berlin.

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