Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 22. Februar 1902 in Halberstadt, aufgewachsen in einer sozialdemokratischen Familie, die 1904 nach Hamburg übersiedelte. Er lernte Buchhändler, trat 1915 noch als Schüler der Freidenker-Jugend bei, wurde 1919 Mitglied der KPD. Bei der Spaltung 1920 blieb er mit einer Minderheit in der Partei, während die übergroße Mehrheit der Hamburger Kommunisten zur KAPD wechselte. Als Arbeiter bei Blohm und Voß 1921 an der März-Aktion der KPD beteiligt, die rasch zusammenbrach. Jungclas war bis 1922 Wanderlehrer der KPD in Thüringen und hielt Kurse zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Danach war er in Worpswede beim Ausbau von Heinrich Vogelers Kinderheim für die Rote Hilfe tätig. 1923 Mitglied des Militärapparates der KPD, im Hamburger Aufstand aktiv. Bis 1926 Angestellter der kommunistischen Buchhandlung Carl Hoym, dann bei anderen Buchhandlungen beschäftigt. Jungclas schloß sich 1926 der linken Opposition an, unterschrieb im September 1926 den »Brief der 700« und gehörte seit Gründung 1928 zum Leninbund. In Hamburg bildeten er und Karl Jahnke einen trotzkistischen »Stützpunkt«. Er hatte gute Verbindungen auch zu rechten Kommunisten und konnte denen brisantes Material zur Unterschlagungsaffäre in der Hamburger KPD übergeben, die er von Parteifunktionären heimlich erhalten hatte. Dadurch half er, die Wittorf-Affäre im September 1928 bekannt zu machen, die zur vorübergehenden Absetzung Ernst Thälmanns führte. Bei Spaltung des Leninbundes 1930 ging er zur Opposition, die sich im März 1930 mit Teilen der Weddinger Opposition zur trotzkistischen linken Opposition (LO) zusammenschloß. Er zählte nun zu den führenden deutschen Trotzkisten, mit der Hamburger Gruppe gelang es ihm, trotzkistisches Material auf Schiffen illegal in die Sowjetunion einzuschleusen. Jungclas stand in enger Verbindung zu Trotzkis Sohn Leo Sedow und im regen Briefwechsel mit Trotzki, den er im November 1932 in Kopenhagen traf. Kurze Zeit später flüchtete Jungclas aus Hitler-Deutschland nach Dänemark, wo er mit den dänischen Trotzkisten zusammenarbeitete. Nach der deutschen Besetzung 1940 gehörte er zur illegalen Widerstandsgruppe, wurde im Mai 1944 von der Gestapo verhaftet, nach Hamburg, Anfang 1945 nach Berlin transportiert. Vor Kriegsende noch ins Zuchthaus Bayreuth eingeliefert. Im April 1945 von den US-Truppen befreit, konnte Jungclas über seinen Mithäftling Eugen Gerstenmaier (den späteren Bundestagspräsidenten) Kontakt zur Zentrale der IV. Internationale in Paris aufnehmen. Ab 1946 hauptamtlicher Sekretär der IV. Internationale in Deutschland, er baute die trotzkistische Organisation der Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) auf. Im Frühjahr 1951 Mitinitiator der Unabhängigen Arbeiterpartei Deutschlands, dann Mitglied ihres Sekretariats, wurden er und die Trotzkisten bereits im August 1951 aus der kurzlebigen UAPD ausgeschlossen. Jungclas arbeitete in verschiedenen Organen mit, etwa der »Sozialistischen Politik«. Von den Stalinisten als »Agent« verleumdet und bekämpft, blieb er bis 1967 Sekretär der deutschen Trotzkisten und Mitglied des Internationalen Sekretariats der IV. Internationale. Georg Jungclas starb am 11. September 1975 in Köln.

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