Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 20. Oktober 1881 in Döbeln, Sohn eines Zigarrenarbeiters; lernte Schlosser. 1901 Eintritt in die Gewerkschaft, 1905 Mitglied der SPD; bald in ganz Sachsen durch seine gewerkschaftliche Aktivität bekannt. 1917 Übertritt zur USPD. Während der Revolution führend im Arbeiter- und Soldatenrat in Leipzig. 1920 Delegierter des Spaltungsparteitages der USPD, kam mit der linken USPD zur KPD. Ab 1921 war er Stadtverordneter in Leipzig, dort 1927 Vorsitzender der Stadtverordnetenfraktion und seit 1922 auch Abgeordneter des Sächsischen Landtages. Der VIII. Parteitag 1923 wählte Lieberasch in die Gewerkschaftskommission. Er gehörte 1923 zum rechten Parteiflügel. 1926 wieder in den Sächsischen Landtag gewählt, Mitglied der KPD-BL Westsachsen und Sekretär für Gewerkschaftsfragen. Während der Auseinandersetzungen 1928 einer der Wortführer der Rechten in Sachsen, deswegen im Januar 1929 aus der KPD ausgeschlossen. Lieberasch trat mit vier weiteren Abgeordneten zur KPO über, wurde Mitbegründer der KPO in Westsachsen und blieb auch nach deren Spaltung in der KPO. Anfang 1933 Emigration in die Schweiz, wurde in Schaffhausen von Walther Bringolf, einem der rechten Führer der KP Schweiz, unterstützt. Seine Lage verschlechterte sich, als Bringolf zur Sozialdemokratie übertrat, Lieberasch jedoch auf seinem KPO-Standpunkt verharrte. Er fand keine Unterstützung mehr und mußte sich im Arbeitshaus von Schaffhausen durch Holzhacken kümmerlich ernähren. Von Schweizer Landstreichern, die ebenfalls dort arbeiteten, als Nazi beschimpft, weil er aus Deutschland kam.
Erst als seine Frau im Sterben lag, konnte Lieberasch im Juni 1948 nach Leipzig zurückkehren. Er trat der SED bei und beantragte die Anerkennung als Kämpfer gegen den Faschismus (KgF): »In Schaffhausen habe ich einige Jahre Material nach Deutschland organisiert und an der Schaffhauser Arbeiterzeitung als unbekannter Mitarbeiter mit geholfen ... Ich habe mich dann in kümmerlichster Weise über Wasser halten müssen. Bin politisch heute noch Kommunist und werde es bleiben, wenn auch der Name der Partei, zu der ich mich angemeldet habe, ein anderer ist.« Der Prüfungsausschuß der Kommunalabteilung für die Opfer des Faschismus beim Oberbürgermeister der Stadt Leipzig verweigerte am 14. Januar 1949 seine Anerkennung als KgF, daraufhin legte Lieberasch beim Landesschiedsgericht Einspruch ein und wurde im September 1949 als KgF anerkannt. Er kam ab September 1949 als Sachbearbeiter für Lohn und Tarifwesen in die VVB VESTA Leipzig.
Als er es ablehnte, sich im Zusammenhang mit den Parteiüberprüfungen Anfang der fünfziger Jahre von der KPO-Politik zu distanzieren, wurde er 1952 aus der SED ausgeschlossen. Seine »Selbstkriktik« bestand in dem Satz: »Die Bildung der KPO war kein Fehler, sondern nur ein Verstoß gegen die Disziplin.« Bereits im Januar 1951 vermerkte der damalige Landesvorsitzende der SED Ernst Lohagen: »Dieser Lieberasch hat heute nicht nur seine Agenten in der Partei, sondern ist selbst Mitglied unserer SED im Kreis Leipzig. Dieser alte professionelle Parteifeind schrieb vor kurzem in einer Erklärung an die Partei über Brandler folgendes, was einer moralischen Rechtfertigung Brandlers gleichkommt: ?Brandler war genau so ein armes Schwein wie ich und hatte auch nichts anzuziehen?, und so fort.« Im Zuge der »Entstalinisierung« ist Lieberasch 1957 wieder in die SED aufgenommen worden und bekam 1958 die Medaille »Kämpfer gegen den Faschismus«. Arthur Lieberasch starb am 10. Juni 1967 in Leipzig.

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