Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 9. Dezember 1880 in Weira/Sachsen-Weimar, Sohn eines Land- und Gastwirts; Dreher. Seit 1906 Mitglied des DMV und der SPD, zunächst in Hannover tätig, dann in Berlin und seit 1915 Branchenleiter der Dreher im Berliner Metallarbeiterverband. Müller ging 1917 zur USPD und wurde einer der bekanntesten Führer der innergewerkschaftlichen Opposition und Mitorganisator der Berliner Revolutionären Obleute und der Rätebewegung. Ab Januar 1918 Vorsitzender des Berliner Arbeiterrates. Im April 1917 sowie von Januar bis Oktober 1918 zum Militärdienst einberufen. Vom 10. November 1918 bis Ende 1919 war er Vorsitzender des Berliner Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte, Delegierter des 1. und 2. Reichsrätekongresses und dort stellvertretender Vorsitzender. 1919 gehörte Müller zu der USPD-dominierten neuen DMV-Führung. Er war Schriftleiter des Gewerkschaftsorgans »Metallarbeiterzeitung« mit Sitz in Stuttgart. Von dieser Funktion trat er im Juni 1920 zurück, ging Ende 1920 mit der linken USPD zur KPD und blieb bis März 1921 Leiter der Reichsgewerkschaftsabteilung in der Zentrale der KPD. Im Juli 1921 reiste er als Mitglied der deutschen Delegation zum RGI-Gründungskongreß nach Moskau, wurde nach einer Kampfabstimmung Mitglied des RGI-Zentralrates. Im Zusammenhang mit der Parteikrise 1922 Parteiausschluß, zunächst Mitarbeit in der von Paul Levi geführten KAG. Er war später parteilos, arbeitete zeitweise in der sowjetischen Handelsvertretung. 1924/25 veröffentlichte Müller im KPD-nahen »Neuen Deutschen Verlag« seine dreibändige Geschichte der deutschen Revolution (»Vom Kaiserreich zur Republik«, »Die Novemberrevolution« und »Der Bürgerkrieg in Deutschland«). In den zwanziger Jahren war er Teilhaber und Geschäftsführer der Phöbus-Bau GmbH, einer Immobilienfirma. Anfang 1930 soll er laut einem Zeitungsbericht der NSDAP-Zeitung »Der Angriff« in einen Skandal verwikkelt gewesen sein: Angeblich habe er mehrere Häuser mit über 300 Wohnungen besessen und seinen Mietern überhöhte Kautionen und dubiose Auskunftsgebühren abgenommen. Richard Müller blieb nach 1933 in Deutschland und starb am 11. Mai 1943 in Berlin. Ralf Hoffrogge veröffentlicht 2008 eine biographische Arbeit über Richard Müller.

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