Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 18. März 1911 in Rzeszów, Sohn eines jüdischen Textilwarenhändlers. 1913 kam er mit seinen Eltern und Geschwistern nach Berlin und schloß sich als 13jähriger der links-bündisch orientierten Jugendgruppe »Poale Zion« an. Nach der Mittelschule begann er eine Schlosserlehre, da er eine praktische Ausbildung für die geplante Auswanderung nach Palästina anstrebte. 1926 trat Leo Roth in den KJVD ein, ein Jahr später schloß man ihn und Nathan Steinberger als Korsch-Anhänger aus dem KJVD aus. Er wurde dann Mitglied im Leninbund und verkehrte mit den verfemten Ruth Fischer, Arkadi Maslow und Hugo Urbahns. Nach der Linkswendung 1929 wieder Mitglied des KJVD, avancierte Leo Roth im Bezirk Berlin-Brandenburg zum hauptamtlichen Funktionär im illegal operierenden BB-Apparat der KPD. Nach einer nachrichtendienstlichen Ausbildung an der M-Schule in der Sowjetunion Reichsinstrukteur des BB-Apparates und 1932 Sekretär von Hans Kippenberger. Ab 1931 illegal lebend, stieg Roth, Parteiname Viktor, 1933 zu einem der wichtigsten Funktionäre des Geheimapparates der KPD auf. Er organisierte die Verbindung zwischen dem Politbüro und den einzelnen Mitgliedern des Sekretariats, dabei traf er oft mit Herbert Wehner, dem technischen Sekretär des Politbüros, zusammen und unterhielt mit Zustimmung von John Schehr diverse Kontakte zur britischen und französischen Botschaft in Berlin, was ihm später in den Verhören beim NKWD angelastet wurde. Die bei Roth einlaufenden Informationen gelangten über die sowjetische Botschaft nach Moskau. 1934 war er unter dem Namen Ernst Hesse zeitweise Referent an der M-Schule der Komintern in Moskau, anschließend Abwehrleiter der KPD im Saargebiet, später beauftragte ihn das Politbüro mit der Leitung des gesamten Abwehrapparats für Westdeutschland. Als Vertrauter Kippenbergers wurde Roth nach der »Brüsseler Konferenz« 1935 seines Postens enthoben und nach Moskau beordert. Wehner charakterisierte Viktor in seinem »Zeugnis« wie folgt: »Viktor, der damals die Arbeit des Kippenberger-Apparats in diesem Abschnitt leitete, war einer der fähigsten Organisatoren, die ich kennengelernt habe. Er schaffte und unterhielt Verbindungen in einem Ausmaße, wie ich es vorher oder nachher von keinem anderen erreicht gefunden habe ... Seine ganze jugendliche Spannkraft, seinen enormen Drang zu revolutionärer Aktivität, seine außergewöhnliche Auffassungsgabe für politische Nuancen stellte er in den Dienst dieser Arbeit, in der er aufging.« Nach seiner Degradierung arbeitete Roth in einem Forschungsinstitut für Autos und Traktoren. Er geriet als Kippenberger-Mann sowie als Anhänger der ausgeschalteten Politbüromitglieder Hermann Schubert und Fritz Schulte in die erste Säuberungswelle. Bereits am 22. November 1936 vom NKWD in Moskau verhaftet, wurde Leo Roth am 10. November 1937 durch das Militärkollegium des Obersten Gerichts wegen »Spionage« und »Vorbereitung von Terroranschlägen« zum Tode verurteilt und am gleichen Tag erschossen. Roth war mit Helga von Hammerstein, einer Tochter des Generals Kurt von Hammerstein, liiert. Über sie und ihre Schwestern Marie Louise und Marie Therese, die ebenfalls für den Nachrichtendienst der KPD tätig waren, erhielt er geheime Informationen aus der Reichswehrführung. Über Leo Roth veröffentlichte Reinhard Müller 2001 eine Arbeit.

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