Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 17. März 1883 in Affaltrach/ Württemberg, Tochter des jüdischen Kaufmanns Moritz Thalheimer, Schwester von August Thalheimer. Nach Absolvierung eines Realgymnasiums für Knaben in Cannstatt studierte sie Nationalökonomie in Berlin. Als Mitglied der SPD trat sie aus der jüdischen Gemeinde aus und stand auf dem linken Flügel, war befreundet mit Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Franz und Eva Mehring, und hatte zu ihrem Bruder zeitlebens ein enges politisches Verhältnis. Mitarbeiterin an der von Clara Zetkin redigierten Frauenzeitschrift »Gleichheit« und an der Göppinger »Freien Volkszeitung«. Vor 1914 bereits Mitglied des SPD-Landesvorstandes, gehörte sie zur Linken um Friedrich Westmeyer, dann zur Spartakusgruppe. Als Vertreterin dieser Gruppe nahm Bertha Thalheimer mit Ernst Meyer im September 1915 und im April 1916 an den Konferenzen der Kriegsgegner im Schweizer Zimmerwald und Kienthal teil, ebenso an der 1.Spartakuskonferenz im Januar 1916 in Berlin, die sie organisatorisch vorbereitet hatte. Mit Lenin trat sie auf den Schweizer Tagungen für die Gründung einer neuen Internationale ein und wurde Mitglied des ständigen Ausschusses der Zimmerwalder Bewegung. Bertha und ihre Schwägerin Cläre Thalheimer waren enge Mitarbeiterinnen von Leo Jogiches. 1917 wegen antimilitaristischer Tätigkeit festgenommen und wegen Hochverrats in Stuttgart zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie bis zur Novemberrevolution in Delitzsch verbüßte. Ende 1918 nahm sie am Gründungsparteitag der KPD in Berlin teil und leitete in deren Zentrale die Frauenarbeit.
Bertha Thalheimer hat 1920 den Mechaniker Karl Wilhelm Schöttle geheiratet, ihre Ehe wurde 1933 geschieden. 1925 war sie Mitbegründerin des RFMB, wurde Anfang 1929 aus der KPD ausgeschlossen und arbeitete bis 1933 aktiv in der KPO. Nach 1933 als Kommunistin und Jüdin gefährdet; zwar von Freunden unterstützt, mußte sie ihren Lebensunterhalt durch Hausverkauf von Kaffee verdienen. 1941 in einem »Judenhaus« interniert, wurde sie 1943 ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort 1945 von der Roten Armee befreit, kehrte Bertha Thalheimer nach Stuttgart zurück, trat zunächst der KPD bei, die sie 1948 wieder verließ. Sie unterstützte die Gruppe Arbeiterpolitik, zeichnete ab 1952 für deren Zeitschrift verantwortlich. Lange, aber vergeblich bemühte sie sich um ein Einreisevisum für ihren Bruder August. Bertha Schöttle-Thalheimer starb am 23. April 1959 in Stuttgart.

© Die Urheberrechte am Lexikon und aller seiner Teile liegen beim Karl Dietz Verlag. Die Weiterverwendung von Biographien oder Abschnitten daraus bedürfen der Zustimmung des Verlages.
Redaktionsschluss: Mai 2008. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet (Mail an herbst@gdw-berlin.de).

Karl Dietz Verlag Berlin, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Tel. 030 - 29 78 45 34