Abstract
In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2008. Berlin. Aufbau-Verlag, S. 223-230
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die historische Kommunismusforschung eine perspektivische Erweiterung erfahren. Kommunismus wird nun auch als Lebenswelt und als Gesellschaftsform wahrgenommen, in welcher »Arbeit am Selbst« zu den allgemeinen kulturellen Normen zählte. Es war die Kombination von historischen Ereignissen (der Zusammenbruch der Sowjetunion und die partielle Öffnung der Archive) und binnenwissenschaftlichen Perspektiven-, ja Paradigmenwechseln, welche für die Entwicklung eines neuen Ansatzes – man kann ihn als »Subjektivitätsansatz« bezeichnen – ausschlaggebend gewesen sein dürfte. Der Aufsatz fragt, wie es zu deuten ist, dass ein System, in diesem Fall der sowjetische Parteistaat, so viel von seinen Bürgerinnen und Bürgern erfahren wollte, und dass diese meist auch bereitwillig über sich selbst Auskunft gaben. Er reflektiert auch, welche Narrationen die sowjetischen Ego-Dokumente teils neuen Typs, welche die Archivöffnung serienmäßig zum Vorschein gebracht hat, zulassen.