Museo de la Memoria y los Derechos Humanos Chile
© Meike Dreckmann

Im Projektzeitraum 1.2.-15.4.2016 arbeitete ich im Rahmen des internationalen Austauschprogrammes „Memory Work“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur im „Museo de la Memoria y los Derechos Humanos“ (MMDH) in Santiago de Chile. Der Austausch wurde von Herrn Professor Paul Nolte als Studiengangskoordinator des Masterprogrammes „Public History“ der FU Berlin unterstützt. Ziel des Austausches war die Vernetzung mit chilenischen Akteuren der Geschichtskultur, die Analyse des MMDH für meine Masterarbeit („Das MMDH als Resonanzraum chilenischer Erinnerungskultur. Eine Museumsanalyse zur erinnerungkulturellen Verortung.“), ein umfassender Einblick in Geschichtsaufarbeitung in Chile und die Vertiefung meines spanischen Fachvokabulars.

Die Rolle des MMDH als Schlüsselort für Geschichtsaufarbeitung wurde im Verlauf meines Aufenthaltes besonders deutlich: Die Institution ist staatlich finanziert, arbeitet aber in privater Trägerschaft. Die Dauerausstellung stellt die Opfer des Pinochet- Regimes in das Zentrum der Ausstellung. Nahezu jeden Tag bringen ChilenInnen Erinnerungsstücke wie Fotos, Dokumente oder Gegenstände in das Dokumentationszentrum des Museums, um es dort aufbewahrt zu wissen. Das MMDH organisiert Kulturveranstaltungen (Filmvorführungen, Konzerte, etc.) und vernetzt Erinnerungsorte.

Die eingangs genannten Projektziele konnten erreicht und die persönlichen Erwartungen übertroffen werden. Die Arbeit im Museumsteam verlief organisatorisch einwandfrei. Ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz, ein freundliches und zuvorkommendes Kollegium, sowie fachliche Unterstützung für meinen Arbeits- und Interessenbereichmachten den Aufenthalt im MMDH zu einer besonders spannenden, lehrreichen und nachhaltigen Erfahrung.

Durch eine sehr direkte und zielgerichtete Kommunikation mit meiner Vorgesetzten Maria Luisa Ortiz habe ich die notwendige fachliche und organisatorische Unterstützung erfahren. So erarbeiteten wir gemeinsam Meilensteile und Ziele für meinen Aufenthalt im Museum. Im ersten Monat hospitierte ich bei mehreren Führungen durch die Dauerausstellung, führte inhaltliche Gespräche mit KollegInnen aus verschiedenen

Arbeitsbereichen und las mich vor allem in die chilenische Fachliteratur ein. Eine große Herausforderung war hierbei zum einen das spanische Fachvokabular in der Literatur und zum anderen der schwer zu verstehende chilenische Dialekt in den Gesprächen. Nach ungefähr kurzer Zeit konnte ich mich jedoch einleben, viel dazulernen und die Sprachhürden immer weiter überwinden.

Nach der fachlichen Einarbeitung in der einmonatigen Eingewöhnungsphase, begann die zweite Phase. Das MMDH zeigte sich als Kristallisationspunkt chilenischer Erinnerungskultur und Schlüsselinstitution im Thema Diktaturvergangenheit und durch diese Rolle mit zahlreichen Erinnerungsorten in Chile vernetzt. So konnten für mich Führungen und persönliche Gespräche mit Mitarbeitern der ehemaligen Folterzentren „Villa Grimaldi“, „Londres38“ und dem Nationalstadion organisiert werden. Die chilenischen Ansprechpartner der jeweiligen Erinnerungsorte nahmen sich bei jedem Besuch ausgesprochen viel Zeit für unseren fachlichen Austausch. Sie erläuterten mir ihre Arbeitsweise und im Gespräch konnten wir immer wieder Parallelen und Unterschiede zur deutschen Aufarbeitungskultur ausmachen. Um auch etwas über die deutsch-chilenischen Beziehungen im Arbeitsbereich Erinnerungskultur zu erfahren, besuchte ich das Goethe-Institut und die Deutsche Botschaft in Santiago.

Im Zuge meiner Besuche in den ehemaligen Folterzentren der DINA (Dirección de Inteligencia Nacional) konnte ich auch einiges über die Rolle der ehemaligen deutschen Sekten-Enklave „Colonia Dignidad“ als Verfolgungsort Oppositioneller unter Pinochet erfahren. Nach umfassender Recherche zu dem Thema im MMDH reiste ich selbst zwei Mal in das heute als „Villa Baviera“ bekannte deutsche Siedlungsgebiet. Dieses liegt 400 km südlich von Santiago und wurde in den vergangenen Jahren zu einem Tourismuskomplex umgebaut. Nach Zeitzeugengesprächen mit den Bewohnern und weiterer Recherche, vermittelte mir meine Vorgesetzte im MMDH einen Termin mit der Vorsitzenden des „Vereins für Erinnerung Menschenrechte Colonia Dignidad“ Margarita Romero.

Nach den jeweiligen Besuchen der chilenischen Erinnerungsorte dokumentierte ich die Ergebnisse der Besuche und Gespräche, um anschließend im Dokumentationszentrum des MMDH erneut Fachliteratur heranzuziehen.

Im letzten Wochen meines Aufenthaltes hospitierte ich erneut bei Führungen durch die Dauerausstellung des Museums, um dieses mit dem neu gewonnenen Wissen in der chilenische Erinnerungskultur noch besser verorten zu können.

Meike Dreckmann

Dieser Bericht stellt keine Meinungsäußerung der Bundesstiftung Aufarbeitung dar.

Teilnehmerin

Kurzbiografie