Projektlogo: "Ossi-Ausländer"
Logo des Projekts.

Im Projekt geht es um die vielfältigen Geschichten von Menschen, die zum Arbeiten und Studieren sowie zur Schutzsuche in die DDR gekommen sind.

Das DDR-Zeitzeug*innen- und Jugendbildungsprojekt „Ossi-Ausländer“ wurde vom Multikulturellen Zentrum in Dessau entwickelt und dort in den Jahren 2021 und 2022 umgesetzt. Zu Jahresbeginn 2023 hat LAMSA die Trägerschaft übernommen.

1. Projektsäule: Zeitzeug*innen erzählen ihre Lebensgeschichte

In diesem Teil des Projekts wurden im Jahr 2022 lebensgeschichtliche Interviews mit DDR-Zeitzeug*innen geführt. Ein Großteil der Interviewten ist nach 1990 in Deutschland geblieben, andere mussten in ihre Herkunftsländer zurückkehren oder wollten dies.

Die Interviews wurden von Mitarbeiter*innen des Multikulturellen Zentrums sowie von Studierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg geführt. Im Jahr 2023 werden sie vom Dokumentationszentrum und Museum über die Migration (DOMiD) sowie von der Oral-History-Forschungsstelle an der Universität Erfurt archiviert. Sie stehen dann für Forschungs- und Bildungszwecke zur Verfügung. Darüber werden sie ein Teil der Geschichte der Migration in Deutschland.

2. Projektsäule: historisch-politische Jugendbildung

In der 2. Säule haben in außerschulischen Bildungsangeboten Zeitzeug*innen ihre Lebensgeschichte mit Jugendlichen geteilt. In den partizipativen Mikroprojekten fand in unterschiedlichen Formaten ein Austausch über die jeweiligen Erfahrungen in der DDR und in Ostdeutschland statt.
Die jungen Menschen haben selbst eine (Post-)Migrationsgeschichte und/oder sie kennen die DDR – wenn überhaupt – nur aus dem Schulunterricht oder aus (Familien-)Erzählungen. Gemeinsam wurde erarbeitet, welche Themen für sie wichtig sind. Dies sind etwa Migrationsgründe, Ankommen und DDR-Alltag, Spracherwerb und Identifikation mit der Mehrheitsgesellschaft, Verortung in der eigenen Community oder auch der Stellenwert von Religion sowie insbesondere Erfahrungen von Diskriminierung und Rassismus im autoritären wie auch im demokratischen Staat.  
Die gemeinsame Bildungsarbeit in den Mikroprojekten fand in enger Kooperation mit politischen Bildner*innen, Medienpädagog*innen und freischaffenden Künstler*innen statt. Dabei wurden die Lebensgeschichten der Zeitzeug*innen aufgenommen. Sie werden im Jahr 2023 für eine spätere Aneignung durch die Zielgruppen Jugendliche/junge Erwachsene sowie Multiplikator*innen multimedial aufbereitet. Hierfür wurden und werden Fragen einer zeitgemäßen Geschichtsdidaktik in Kooperationsseminaren mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein sowie der MLU Halle-Wittenberg ausgelotet.

Weitere Informationen

Ziel des Projekts ist die innovative Entwicklung multimedialer Bildungsformate, die die Lebensrealitäten von Migrant*innen in der DDR und Ostdeutschland an Jugendliche/junge Erwachsene vermitteln.

Dazu erzählt Razak Minhel (Multikulturelles Zentrum Dessau), Ideengeber des Projekts und selbst DDR-Zeitzeuge, folgendes: "Ich wurde Anfang der 90iger Jahre von einem Westjournalisten gefragt, ob ich mich als „Ossi“ oder „Ausländer“ verstehe? Ich antwortete: "Ossi-Ausländer" - denn obwohl ich für Wessis quasi "Ossi" bin, bleibe ich für die meisten Ossis weiterhin "Ausländer", und das bis heute. Die Anführungszeichen verdeutlichen eine ironische Distanz zu den diskriminierenden Worten und die damit verbundene Selbstaneignung der Begriffe.