35 Jahre – 35 Bilder. Eine Fotogalerie zum Jubiläum der deutschen Einheit

Am 4. Dezember 1989 besetzten mutige Bürgerinnen und Bürger die Erfurter Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und verhinderten die Vernichtung geheimer Akten. Es folgen Besetzungen in Leipzig, Suhl, Rostock und weiteren Bezirks- und Kreisverwaltungen. Überall griffen Menschen ein, um die letzten Spuren der Überwachungsherrschaft zu sichern. Mit dem Sturm auf die Stasi-Zentrale in Berlin am 15. Januar 1990 war das Ende des MfS endgültig besiegelt.

Am 18. März 1990 wählen die Bürgerinnen und Bürger der DDR erstmals frei ihre Volkskammer – die »Allianz für Deutschland« geht als Siegerin hervor. Unter der Regierung von Lothar de Maizière wird der Weg zur deutschen Einheit geebnet. Gleichzeitig finden auch in anderen Ländern Ostmitteleuropas freie Wahlen statt – ein Symbol des demokratischen Aufbruchs. Die Wahlurne wird zum Zeichen der Selbstbestimmung und des politischen Neubeginns.

Mit dem Beitrittsbeschluss der Volkskammer vom 23. August 1990 gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes wird der 3. Oktober als Tag der Einheit festgelegt. Am 31. August unterzeichnen Vertreter beider deutscher Staaten den Einigungsvertrag. Parallel sichern die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen die außenpolitische Grundlage für die Wiedervereinigung. Der am 12. September 1990 unterzeichnete Vertrag macht den Weg frei: Deutschland wird souverän und die Einheit völkerrechtlich besiegelt.

Was am 9. November 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer bereits symbolisch geschah, wurde mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 rechtskräftig. Die Überwindung der 40-jährigen Teilung und eine neue Weltordnung stellten das geeinte Deutschland vor viele Herausforderungen.

Der 3. Oktober 1990 markiert den Start für einen tiefgreifenden Umbau von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in Ostdeutschland. Der Einigungsvertrag legt dafür den rechtlichen Rahmen, doch die Realität ist von Umbrüchen, Unsicherheiten und tiefen Einschnitten geprägt. Bis heute wirken die Erfahrungen dieser Transformationszeit nach – der Weg zur inneren Einheit bleibt eine gesamtdeutsche Aufgabe.

Seit 1990 haben über 7,5 Millionen Menschen einen Antrag auf Einsicht in Stasi-Unterlagen gestellt – ein Ausdruck des tiefen Aufarbeitungswillens nach der Diktatur. Möglich wurde dies durch das 1991 verabschiedete Stasi-Unterlagen-Gesetz, das den Zugang zu den Akten für Bürgerinnen und Bürger regelte. Die Öffnung der Archive gilt bis heute als Meilenstein für Transparenz und demokratische Aufarbeitung. In einer Zeit wachsender Verklärung der DDR bleibt die Erinnerung an das begangene Unrecht unverzichtbar.