Interviews mit ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Treuhand
Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren die Jahre bei der Treuhand nur eine kurze Periode in ihrer beruflichen Laufbahn, und doch sind die Spuren bis heute vorhanden. Die Interviews geben ein vielstimmiges Bild, das die Treuhandanstalt von innen zeigt.
Die Treuhandanstalt ist zu einer Chiffre für die wirtschaftspolitischen Verwerfungen in Ostdeutschland geworden. In vielen politischen und gesellschaftlichen Debatten bleibt die Darstellung der Treuhandtätigkeit im Ungefähren. Viele der daraus resultierenden Vorwürfe sind häufig pauschal und damit schwer greifbar. Mit den zahlreichen Treuhandaufgaben waren Menschen aus Ost- und Westdeutschland betraut. Wer diese Menschen waren, welche Motivation sie für die Arbeit bei der Treuhand besaßen, welche Bezüge sie zur ehemaligen DDR mitbrachten und wie sie ihre Tätigkeit rückblickend einschätzen, steht neben der Schilderung des konkreten Arbeitsalltags im Mittelpunkt des Interviewprojekts.
Die Treuhandanstalt nimmt im Prozess der deutschen Einheit eine Schlüsselposition für die Transformation der sozialistischen DDR-Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft ein. In den vier Jahren ihres Bestehens, vom Frühjahr 1990 bis zum Ende des Jahres 1994, privatisierte sie 12.500 Unternehmen. Von Gaststätten über zahlreiche mittelständische Industrie- und Dienstleistungsunternehmen bis hin zu Stahlwerken und Chemiegroßbetrieben waren alle Bereiche der ehemaligen DDR-Wirtschaft von der Privatisierung, Sanierung oder Abwicklung betroffen. Die Größe und Komplexität dieser Aufgabenstellung auf dem Weg von der Plan- zur Marktwirtschaft ist bis heute einmalig und ohne ein historisches Vorbild.