Alexanders Mutter, Ursula-Susanne Hoffmann wurde im März 1946 festgenommen und im Juli 1946 wegen angeblichen Agententätigkeit vom Militärtribunal zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt, nachdem sie den Mord und Vergewaltigung ihrer Mutter durch sowjetische Soldaten zur Anzeige gebracht hat. Der Vater, Wladimir Brjutschkowski, wurde 1943 mit 17 Jahren nach Brandenburg als Zwangsarbeiter verschleppt und musste in einem Panzerwerk arbeiten. 1944 flüchtete er, wurde aber auf der Flucht im heutigen Polen gefasst. Im Frühjahr 1945 wurde er durch die vorrückende Rote Armee befreit und als Wachsoldat erst im Speziallager Buchenwald und dann später in Torgau eingesetzt. Im Speziallager Torgau lernten sich die beiden kennen und obwohl eine Beziehung für beide mit Gefahren verbunden war, gingen sie diese ein. Alexander Latotzky las aus dem Urteil des Militärtribunals heraus: „Sie trafen sich so oft wie möglich. Er verließ heimlich seinen Wachdienst, meine Mutter provozierte immer wieder eine Verlegung in Einzelhaft.“  Letztendlich wurden sie von anderen Gefangenen verraten und sein Vater, nachdem er vors Militärtribunal gestellt wurde, ins sowjetische Lager in der Nähe von Gorki, heute Nižnij Novgorod, deportiert. In der Verlegungsliste, die Alexander Latotzky viele Jahre später durch seine Recherchen ansehen konnte, stand neben dem Namen seines Vaters: „Verurteilt wegen Beziehung zu einer Deutschen“. Am 17. April 1948 verließ er Torgau, einen Tag bevor Alexander das Licht der Welt erblickte. Seine Eltern haben sich nie wiedergesehen. Alexander hat seinen leiblichen Vater Ende 1990er Jahren ausfindig gemacht und auch getroffen. Auch über diese umfangreiche und keinesfalls einfache Suche spricht er im Interview ausführlich.

Interview mit Alexander Latotzky

Alexander Latotzky wurde am 18. April 1948 im Speziallager Bautzen geboren. Von da aus wurden Mutter und Kind erst nach Sachsenhausen und dann 1950 an das Frauengefängnis Hoheneck verlegt. Es folgte eine Trennung, da Alexander Latotzky, zusammen mit anderen Kindern, ins Kinderheim nach Leipzig gebracht wurde.
Alexander Latotzky als Kind mit einer Puppe im Arm