Ursächlich hierfür waren die mangelnden Bemühungen im Umweltschutz, der Raubbau an Ressourcen sowie rückständige Agrar- und Industrieprozesse, die wiederum auf wirtschaftlichen Problemen, Investitionsstau und Fehlentscheidungen beruhten. Die DDR verzeichnete daher einige unrühmliche Rekorde hinsichtlich der Umweltbelastung: So galt etwa der Schwefeldioxidgehalt in der DDR-Luft seit den 1970er-Jahren als einer der höchsten der Welt. In den 1980er-Jahren gehörte das Mitteldeutsche Chemiedreieck – zwischen Bitterfeld, Leipzig und Halle – zu den schmutzigsten Regionen Europas. Hier litten Kinder bis zu viermal häufiger an Atemwegserkrankungen und Hautausschlägen als Kinder in anderen Regionen der DDR.

Braunkohlekraftwerk in der DDR
Verbrennung von Braunkohle. Die Energiebilanz des Rohstoffs war ineffizient: 80 Prozent gingen bei der Nutzung verloren © Bundesstiftung Aufarbeitung, Klaus Mehner, 88_1208_WIF_BKohle_26

Wo ungeklärte Industrieabfällen in Flüsse und Seen abgeleitet wurden, blieben oftmals tote Gewässer zurück. Die Pleiße in Leipzig war daher seit 1953 im Stadtraum überdeckt. Das Abwasser aus der nahgelegenen Kohleindustrie hatte dazu geführt, dass sich der Fluss verfärbt hatte, stank und Schaum auf der Oberfläche trug. Besonders gravierend war die Belastung der Elbe, die jährlich rund 23 Tonnen Quecksilber, 120 Tonnen Blei, 380 Tonnen Kupfer, 2.000 Tonnen Zink und 3,5 Millionen Tonnen Chlorid aufnehmen musste. (Zahlen: Bundesregierung) Die östliche Elbe mitsamt ihren Nebenflüssen galt daher zeitweise als schmutzigster und meistvergifteter Fluss Europas. Zu den offensichtlichsten Umweltzerstörungen gehörten die stark beschädigten Wälder im Erzgebirge. Wegen der meteorologischen Gegebenheiten fiel dort besonders viel saurer Regen. Dieser resultierte aus der massiven Verbrennung von Braunkohle für die Wärme- und Energiegewinnung. Zudem fehlte der nahgelegenen Industrie in DDR und Tschechoslowakei die Rauchgasentschwefelung. Der Anblick der abgestorbenen Waldgebiete gehörte daher ab den 1980er-Jahren zum dortigen Landschaftsbild.

Umweltpolitik der SED

Dabei schien die Umweltpolitik der SED zunächst progressiv. 1954 wurde ein weitreichendes Naturschutzgesetz erlassen. 1968 schaffte es der Umweltschutz als Staatsziel in die Verfassung. Die DDR richtete 1972 auch als eines der ersten Länder weltweit ein Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft ein – immerhin zwei Jahre vor Gründung des Umweltbundesamtes in der Bundesrepublik und 15 Jahre bevor diese ein entsprechendes Ministerium schuf. Jedoch bedeuteten diese Bestrebungen der SED kaum etwas in der Realität. Vielmehr widersprachen und unterliefen sich offizielle Vorgaben, sodass sich die Ökologie immer wieder ökonomischen oder politischen Interessen unterordnen musste: Beispielsweise wurden im mitteldeutschen Chemiedreieck die industriellen Anlagen, trotz der Kenntnisse über ihre gesundheits- und umweltschädlichen Belastungen, auf Verschleiß betrieben. Darüber hinaus fokussierte die SED in Folge des Ölschocks Ende der 1970er-Jahre die Nutzung von Braunkohle als Energielieferant, was weitläufige Landschaftszerstörungen und den Abbruch von Siedlungen und Dörfern nach sich zog.

Die SED erkannte in den Umweltbelastungen schon früh ein gesellschaftliches Konfliktpotential. Seit 1972 wurden daher offizielle Umweltdaten unter Verschluss gehalten. Ab 1982 unterlagen sie gemäß einem Beschluss des Ministerrates offiziell der Geheimhaltung. Entsprechend durfte auch die Presse nicht über umweltschädliche Industrieunfälle, das Ausmaß der Luftverschmutzung oder die Auswirkungen der Umweltbelastungen auf die menschliche Gesundheit berichten. Allerdings waren die Bemühungen der Partei, die Umweltzerstörung zu vertuschen, wenig erfolgreich. Zu offensichtlich zeigten sich Umweltschäden und Belastungen für die Menschen. So entwickelte sich in der Bevölkerung eine zunehmend kritische Haltung zur Umweltpolitik der SED. Die Partei reagierte darauf, indem sie 1980 die „Gesellschaft für Natur und Umwelt“ (GNU) innerhalb des staatlichen Kulturbundes gründete. Die Arbeit der GNU beschränkt sich aber vor allem auf die Pflege von Naturlandschaften und das Monitoring verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Umweltprobleme wurden in deren Gruppen höchstens im kleinen Kreis diskutiert, politische Relevanz hatte die GNU nicht.

Die Umweltbewegung in der späten DDR

Angesichts der Umweltzerstörungen bildeten sich vor allem ab den späten 1970er-Jahren landesweit oppositionelle Umweltgruppen. Die meisten von ihnen konzentrierten sich auf den lokalen Umweltschutz, auch weil staatliche Repressionen einen größeren Aktionsradius verhinderten. Wie viele DDR-Oppositionelle organisierten sich auch die Umweltschützer mehrheitlich unter dem Dach der evangelischen Kirchen, was ihnen größere Freiräume und Handlungsspielräume ermöglichte. Die unabhängige Umweltbewegung war in ihrer politischen Ausrichtung heterogen und vielschichtig: Manche Gruppen verbanden die Umweltthematik mit weiterführenden Fragen, etwa nach ökologischer Stadtgestaltung, nachhaltiger Landwirtschaft oder alternativen Lebensformen. Einige schlossen auch die Beschäftigung mit Friedens- und Menschenrechtsfragen in ihre Arbeit ein. Die Umweltgruppen waren zugleich Teil der breiteren DDR-Oppositionsbewegung.

Tote Wälder im sächsischen Erzgebirg der späten 1980er Jahre
Tote Wälder im sächsischen Erzgebirge der späten 1980er-Jahre. Zahlreiche Umweltaktionen widmeten sich dem dortigen Waldsterben. © Bundesstiftung Aufarbeitung/Klaus Mehner, Bild 87_0711_UMW_ErzGeb_15

So divers, wie die Umweltszene zusammengesetzt war, waren auch ihre Aktionen und Widerstandsformen: Neben klassischen Maßnahmen des Umweltschutzes, wie Müllbeseitigungen oder Proteste gegen Autoverkehr, organisierten oppositionellen Umweltgruppen auch Aktionen, die auf eine kritische Öffentlichkeit zielten. Es wurden Samisdat-Zeitschriften und Flugblätter veröffentlicht, Demonstrationen und Protestaktionen sowie gemeinsame Seminare oder Veranstaltungen der Szene organisiert. Um beispielsweise auf das Waldsterben im Erzgebirge aufmerksam zu machen, trafen sich 1979 etwa 50 Jugendliche im Schweriner Neubauviertel Großer Dreesch, um dort rund 5.000 Bäume und Sträucher zu pflanzen. Unterstütz wurden sie durch eine regionale Baumschule. Eingebettet war das öffentlichkeitswirksame Vorgehen in ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Gottesdiensten und Seminaren. Die Baumpflanzungen konnte drei Jahre in Folge stattfinden, bevor sie vom MfS unterbunden wurden. Andere Gruppen nahmen sich die Aktion wiederum zum Vorbild.

In Leipzig organisierten Umweltschützer in den Jahren 1988 und 1989 zum Weltumwelttag sogenannte Pleiße-Gedenkumzüge, um auf den ökologischen Niedergang des Stadtflusses aufmerksam zu machen. Im ersten Jahr demonstrierten fast 200 Personen in der Leipziger Innenstadt, sie entnahmen Wasserproben und stellten heimlich Informationstafeln auf. Im Jahr darauf wurde die Demonstration durch die SED verboten. Aktivisten wurden im Vorfeld inhaftiert, dennoch kamen zum vorherigen Gottesdienst fast 1.000 Personen, die sich einem „Pilgermarsch“ entlang der Pleiße anschließen wollten. Die Demonstration wurde jedoch durch polizeiliche Maßnahmen verhindert.

Als Anlaufstellen der Umweltszene dienten zunächst vor allem Häuser auf dem Land, beispielsweise das Pfarrhaus von Vietlübbe bei Lübz in Mecklenburg, das Einkehrhaus in Bischofrod bei Suhl, der Hof von Reimar Gilsenbach in Brodowin oder die Alte Ziegelei von Carlo Jordan in der Uckermark, die ein Treffpunkt der alternativen Ost-Berliner Szene war, bis sie von der Staatssicherheit 1984 geräumt wurde. In den größeren Städten entstanden vor allem ab Mitte der 1980er-Jahre Initiativen, die den überregionalen Austausch und Netzwerke unter den lokalen Umweltgruppen vorantrieben. Hierzu zählen u.a. die „Umweltbibliothek“ in der Berliner Zionskirche, die Berliner „Arche - Das Grüne Netzwerk in der evangelischen Kirche“ oder die „AG Umweltschutz“ und der spätere „Ökolöwe“ in Leipzig. Auch in kleineren Orten, wie etwa dem sächsischen Großhennersdorf, kam es in den späten 1980er-Jahren zur Gründung lokaler Umweltgruppen und Umweltbibliotheken, die sich an den Initiativen der Großstädte orientieren und vor allem schwer zugängliche oder verheimlichte Informationen veröffentlichten. Wichtig für die öffentliche Wahrnehmung der Umweltproblematik waren auch Bücher, wie beispielsweise Monika Marons Romandebut „Flugasche“ von 1981. In dem Werk, das aufgrund seines kritischen Inhalts in der DDR nicht gedruckt werden durfte, beschrieb Maron ihre Erfahrungen als Industriereporterin im Chemierevier Bitterfeld. „Flugasche“ erschien im Fischer-Verlag in der Bundesrepublik, von wo aus es wiederum zurück in die DDR gelangte.

Ein zentrales Ereignis für die Umweltbewegung war die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und der verharmlosende Umgang des SED-Regimes hiermit. Die unzureichende Informationspolitik der staatlichen Stellen stieß auf wachsenden Unmut innerhalb der Bevölkerung. Zahlreiche Umweltgruppen bemühten sich darum, die Menschen in der DDR über das wahre Ausmaß des Atomunglücks zu informieren. Dies hatte wiederum Repressalien und permanente Überwachung durch das MfS zur Folge. Die gestiegene Aufmerksamkeit für die Gefahren der Atomkraft motivierten unter anderem auch den jungen Umweltaktivisten Michael Beleites zur Recherche über den Uranbergbau im Süden der DDR. Unter hohem persönlichem Einsatz brachte er 1988 die Untergrundbroschüre „Pechblende - Der Uranbergbau in der DDR und seine Folgen“ heraus. Die Enthüllungen über die Tätigkeit der deutsch-sowjetischen Wismut AG und die damit verbundenen Umwelt- und Gesundheitsschäden waren eine Sensation, brachten sie doch die fast 40 Jahre geheim gehaltenen Aktivitäten des deutsch-sowjetischen Bergbauunternehmens ans Licht der Öffentlichkeit.

Unterstützung erfuhr die alternative Umweltszene der DDR auch von westdeutschen Akteuren und internationalen Organisationen. So gelang es etwa 1988 einer Gruppe aus DDR-Bürgerinnen und -Bürgern im Exil, westdeutschen Journalisten und dem Grün-ökologischen Netzwerk Arche aus Ost-Berlin, einen illegalen Dokumentarfilm über die Umweltverschmutzung in Bitterfeld zu drehen. Der Film „Bitteres aus Bitterfeld“ rückte die Umweltverschmutzung in der wichtigen Industrieregion ins öffentliche Bewusstsein und führte zu breiten Reaktionen in der DDR-Bevölkerung. Unter Mithilfe lokaler Umweltgruppen konnte auch die internationale Umweltschutzorganisation Greenpeace Ende der 1980er-Jahre Protestaktionen in der DDR durchführen. Einzelne Aktivisten oder lokale Akteure unterhielten auch Kontakt zu Umweltschützern in anderen sozialistischen Staaten.

Riesige Abraumhalden, entstanden durch jahrzehntelangen Uranbergbau in Thüringen und Sachsen
Riesige Abraumhalden - entstanden durch jahrzehntelangen Uranbergbau in Thüringen und Sachsen. © Foto Bundesarchiv, Bild 183-1990-1109-004_Fotograf Jan Peter Kasper_CC-BY-SA 3.0

Die oppositionelle Umweltbewegung war stets von staatlichen Repressionen betroffen. Aktivisten wurden überwacht, sie waren Ziel von „Zersetzungsmaßnahmen“ der Staatssicherheit und es gab in den Schubladen des MfS Pläne für koordinierte Verhaftungen und Ausweisungen von Mitgliedern der Szene. Offensichtlich wurde dies nicht zuletzt bei der Razzia gegen die Berliner „Umweltbibliothek“ in der Zionskirche 1987. Die Verhaftung von mehreren Mitgliedern der Gruppe führte zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen und Protestveranstaltungen in der DDR, aber auch in West-Berlin und der Bundesrepublik.

Die Umweltbewegung in der Friedlichen Revolution

Mit der Friedlichen Revolution konnten die Umweltgruppen aus ihrer jahrelangen Illegalität treten und sich an den landesweiten Protesten beteiligen. Zugleich kamen ökologische Forderungen bei den Demonstrationen 1989 auch aus der Breite der Gesellschaft. So wurde auf den landesweiten Protesten im Herbst 1989 u.a. gegen den SED-Umweltminister Hans Reichelt und für die Freigabe der geheim gehaltenen Umweltdaten demonstriert. Umweltbelange gehörten zu den zentralen Themen in den politischen Umbrüchen von 89/90. Ab 1990 richteten sich Proteste auch gegen den Weiterbetrieb von umweltschädlichen Industrieanlagen, von Kernkraftwerken, Mülldeponien und gegen die Umweltverschmutzung durch landwirtschaftliche Betriebe.

Demonstration gegen Mülldeponien
Im Zuge der deutschen Einheit wachsen auch die ost- und westdeutsche Umweltbewegung stärker zusammen. Gemeinsame Probleme, die auch schon früher grenzübergreifend waren, werden jetzt gemeinsam angegangen. © Bundesarchiv, Bild 183-1990-0127-003

Einer der prominentesten Erfolge des Umweltschutzes nahm seinen Anfang bereits einen Monat nach dem Mauerfall: Am 9. Dezember 1989 trafen sich circa 400 ost- und westdeutsche Umweltschützerinnen und Umweltschützer im bayrischen Hof, wo sie ein Naturschutzkonzept für die innerdeutsche Grenze beschlossen. Diese Zusammenkunft gilt gemeinhin als Geburtsstunde des „Grünen Bandes“: Aus dem ehemaligen Todesstreifen wurde das längste zusammenhängende Naturschutzgebiet Deutschlands. Die jahrzehntelange Absperrung des Grenzgebietes hatten die Areale zu einem Rückzugsort für bedrohte Tier- und Pflanzenarten gemacht.

Die Aktivistinnen und Aktivisten der Umweltbewegung waren auch in den zahlreichen demokratischen Initiativen, die sich 1989 gründeten, vertreten. Das Spektrum der Umweltbewegung beschränkte sich dabei nicht allein auf die neu gegründete „Grüne Partei“, sondern Vertreter/-innen der Umweltszene engagierten sich in verschiedenen – neu-gegründeten wie bestehenden – Parteien der DDR. Umweltfragen standen sodann ebenfalls auf den Tagesordnungen der Runden Tische, an denen Oppositionsbewegung und SED-Vertreter zusammenkamen. Auch in den Wahlprogrammen der meisten Parteien, die zur Volkskammerwahl 1990 antraten, fanden sich umweltpolitische Forderungen unterschiedlicher Reichweite.

Umweltschutz in der Umbruchszeit

Die aus den Wahlen vom 18. März 1990 hervorgegangene Regierung unter Lothar de Maizière stand angesichts der vielfältigen Umweltschäden vor zahlreichen dringenden Herausforderungen. Vor allem das Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Energie und Reaktorsicherheit koordinierte die verschiedenen Problemfelder und Aufgaben. Parallel musste es auch die deutsche Einheit auf umweltpolitischer Ebene vorbereiten.

Michael Succow und Frauke Gehrau [hier bei einer Veranstaltung 2021]
Michael Succow [hier bei einer Veranstaltung 2021] war ab Januar 1990 stellvertretender Umweltminister in der Regierung Modrow. Er initiierte und leitete das ambitionierte Nationalparkprogramm, das die letzte DDR-Regierung noch im September 1990 verwirklichte. © Bundesstiftung Aufarbeitung

Die Festlegung von insgesamt 14 Naturschutzgebieten auf dem Gebiet der DDR gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Umweltmaßnahmen, die in diesen wenigen Monaten des Jahres 1990 umgesetzt wurden. Der Beschluss hierzu fiel auf der abschließenden Sitzung der letzten DDR-Regierung am 22. September 1990. Ein Arbeitsstab unter Leitung von Prof. Dr. Michael Succow hatte ab Frühjahr 1990 das zugrundeliegende Konzept erarbeitet. Im Ergebnis wurden rund 4.800 km² als Schutzgebiete ausgewiesen. Dies entsprach 4,5 % der Fläche der DDR. Darin enthalten waren fünf Nationalparks: Vorpommersche Boddenlandschaft (ehemaliges Grenz- und Staatsjagdgebiet), Jasmund, Müritz-Nationalpark (ehemaliges Staatsjagdgebiet und Truppenübungsplatz), Hochharz (ehemaliges Grenzgebiet), Sächsische Schweiz. Die unter Schutz gestellten Gebiete bezeichnete Klaus Töpfer, erster Umweltminister der vereinten Bundesrepublik, später als „Tafelsilber der deutschen Einheit“. Zu den Verdiensten der letzten DDR-Regierung gehört auch die Stilllegung von zahlreichen illegalen Müllkippen sowie von landwirtschaftlichen Mastbetrieben, die über Jahre enorme lokale Umweltschäden verursacht hatten. 

Nach der deutschen Einheit

Mit der deutschen Einheit gingen Veränderungen und Entwicklungen einher, die sich auch im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes positiv auswirkten. Bis Ende 1992 waren bereits 1,8 Milliarden D-Mark Bundesmittel in die Sanierung der ostdeutschen Umwelt geflossen. Es folgten verschiedene milliardenschwere Projekte. Positive Effekte wie sauberere Luft und bessere Gewässerqualität machten sich schnell bemerkbar. Andere Umweltmaßnahmen dauerten hingegen länger und sind teils bis heute nicht abgeschlossen.


Eine Grafik mit Angaben zur Schwerfeldioxid-Emission in Deutschland, der Bundesrepublik und der DDR
Schwefeldioxid-Emissionen in Deutschland in Millionen Tonnen 1970 bis 1990 DDR und Bundesrepublik getrennt, 1991 bis 2017 gemeinsam. © Umweltbundesamt

Es war insbesondere die Stilllegung und Modernisierung von Industrieanlagen und Kohlekraftwerken, aber auch die Sanierung von Heizungen in privaten Haushalten, die zu einem gesenkten Ausstoß von Schwefeldioxid und Treibhausgasen führten. So sank etwa die Emission von Kohlendioxid zwischen 1989 und 1994 in Ostdeutschland um fast die Hälfte. Die Nachrüstung von Rauchgasentschwefelungsanlagen und die Verwendung von schwefelärmeren Brennstoffen in ostdeutschen Kohlekraftwerken führten zu einem Rückgang an saurem Regen und dem daraus folgenden Waldsterben. Schon zur Jahrtausendwende ließen sich auf Deutschlandkarten zur Luftqualität keine Unterschiede mehr zwischen Ost und West feststellen.

Daten zu Schwefeldioxid-Emissionen: 1970 bis 1990 DDR und Bundesrepublik getrennt, 1991 bis 2017 gemeinsam

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Schwefeldioxid-Emissionen in Millionen Tonnen
Jahr
DDR gesamt
Bundesrepublik gesamt
Gesamtdeutschland
1970 4,012 3,711  
1971 4,009 3,683  
1972 4,088 3,718  
1973 4,153 3,849  
1974 4,077 3,61  
1975 4,176 3,307  
1976 4,296 3,526  
1977 4,372 3,366  
1978 4,477 3,396  
1979 4,446 3,358  
1980 4,35 3,164  
1981 4,433 3,008  
1982 4,599 2,841  
1983 4,682 2,665  
1984 5,057 2,576  
1985 5,365 2,367  
1986 5,413 2,228  
1987 5,447364724 1,903983867  
1988 5,258619901 1,215146633  
1989 5,253747566 0,941106244  
1990 4,431729444 0,884311179  
1991     3,916685422
1992     3,207231327
1993     2,882275788
1994     2,402873825
1995     1,735135665
1996     1,467672405
1997     1,218001975
1998     0,972063612
1999     0,793092859
2000     0,638383655
2001     0,618011421
2002     0,555318628
2003     0,529003408
2004     0,487857875
2005     0,467280814
2006     0,467436589
2007     0,451553109
2008     0,447263167
2009     0,39138778
2010     0,405942104
2011     0,392065761
2012     0,372053202
2013     0,36254011
2014     0,342409209
2015     0,339873328
2016     0,316296671
2017     0,312298209

Auch die Qualität ostdeutscher Gewässer verbesserten sich in den 1990er-Jahren rapide. Es wurden Kläranlagen nachgerüstet und viele der Anlagen, die für die Umweltbelastungen verantwortlich waren, stillgelegt. Der Anteil von Schwermetallen in ostdeutschen Flüssen sank in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung um mehr als 95 %. Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinien im Jahr 2000 führte zu einer weiteren Verbesserung der Gewässerqualität. Dennoch sind weiterhin in ostdeutschen Gewässern, Böden und tierischen Lebensgemeinschaften hohe Anreicherungen von Schwermetallen festzustellen. Kaum ein (ost)deutsches Gewässer hat bis heute einen gesunden ökologischen und chemischen Zustand erreicht.

Wanderweg am Grünen Band
Aus der innerdeutschen Grenzbefestigung wird das „Grüne Band“. Mit fast 1.400 Kilometern ist es eines der längsten zusammenhängenden Naturschutzgebiete Europas. © Bundesstiftung Aufarbeitung/Marco Bertram, Bild 1069

Vor immensen Herausforderungen standen die Regionen des Berg- und Tagebaus. In den Jahren nach der deutschen Einheit formierten sich in den ostdeutschen Braunkohlerevieren verschiedene Proteste gegen die Ausweitung von Abbaugebieten und den damit verbundenen Abriss von Dörfern. Insbesondere in den Gebieten des Uranbergbaus in Thüringen und Sachsen waren die Umweltschäden immens. Die hohen Kosten, die mit der Sanierung dieser Flächen verbunden waren, wurden im „Erblastentilgungsfonds“ der Treuhandanstalt zusammengefasst und erst 2015 beglichen. Die Renaturierung der ehemaligen Bergbaufolgelandschaften zählt weiterhin zu den größten Umweltprojekten Europas. Sie sind mit hohem ökonomischen und technischem Aufwand verbunden. Dabei liegen nicht zuletzt in diesen Projekten auch Chancen: So sind beispielsweise aus ehemaligen Baggerseen rund um Cottbus, Bitterfeld oder Leipzig heute geschätzte Naherholungsgebiete geworden. Gleichwohl haben viele ostdeutsche Kommunen bis in die Gegenwart mit Folgen der DDR-Umweltzerstörung zu kämpfen – während sie zeitgleich den Strukturwandel schultern müssen und mit dem Klimawandel bereits neue, gravierende Probleme auf Mensch und Natur zukommen.