Zwischen Bevormundung und Teilhabe: 
Menschen mit Behinderungen in der DDR

Wie gestaltete sich der Alltag von Menschen mit Behinderungen in der DDR? Unter welchen Bedingungen war ihnen gesellschaftliche Teilhabe möglich? Und was bedeutete es für sie und ihre Angehörigen, in der kommunistischen Diktatur und nach dem Mauerfall für ein selbstbestimmtes Leben einzutreten? Das Dossier gibt einen Überblick über historische Entwicklungen im Umgang mit Behinderung in der DDR und richtet den Blick auf Menschen, deren Erfahrungen bislang wenig bekannt sind.
Historischer Hintergrund

Unter uns: Das Leben behinderter Menschen in der sozialistischen Gesellschaft

In der DDR war der Umgang mit Behinderung widersprüchlich. Einerseits waren im Sozialismus in der Theorie alle Menschen gleich. Niemand sollte benachteiligt sein. Andererseits setzte das sozialistische Gleichheitsversprechen voraus, dass die Mitglieder einer Gesellschaft im Grunde dieselben Bedürfnisse haben.
Blick von außen auf den Eingang einer Kneipe. Die Tür steht offen, das große Fenster rechts ist mit Gardinen verhängt. Im Fenster zeigt ein Schild die Öffnungszeiten des Lokals, an der Außenfassade sind Werbeschilder des VEB Berliner Brauereien angebracht. Vor dem Lokalfenster wartet ein im Rollstuhl sitzender Mann.
Spezial

Gleiche Chancen für alle? 
Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in der DDR

Ungefähr 140.000 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen lebten zwischen 1945 und 1990 in der DDR in Wochentagesstätten, Heimen, Krankenhäusern, psychiatrischen Kliniken und Fördereinrichtungen. Oft waren sie dort dauerhaft stationär untergebracht, weil keine anderen Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung standen und beide Eltern einer Erwerbsarbeit nachgingen.
Ein junges Mädchen legt ihren Arm um ein Kind im Rollstuhl. Das Kind im Rollstuhl streckt den Arm aus und lächelt. Im Hintergrund stehen weitere Kinder

Taube und schwerhörige Menschen in der DDR

Welche Bildung erhielten taube und schwerhörige Kinder in der DDR? Wie setzten sich Gehörlose für die Gründung eines Interessenverbands ein? Und wie erlebten sie die Friedliche Revolution? Der Text gibt Auskunft über ein bisher wenig beachtetes Kapitel der deutschen Teilung und Einheit.
Eine Lehrerin im weißen Kittel sitzt vor einem kleinen Spiegel. Neben ihr steht ein circa sechsjähriger Junge, der Laute nachahmt, während die Lehrerin ihn mit ihrer Hand am Hals berührt. Beide blicken dabei in den Spiegel.

Die (schwierige) Vereinigung von ost- und westdeutscher Behindertenbewegung

Vom Mauerfall bis zur Gründung einer unabhängigen Interessenvertretung von Menschen mit Behinderungen in der DDR vergingen gerade einmal fünf Monate: Am 13. April 1990 entstand der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland (ABiD) e. V. in Ost-Berlin – als ostdeutsches Pendant zu den bereits etablierten westdeutschen Akteuren und Verbänden. Auf dem zweiten Verbandstag des ABiD e. V. nahmen erstmals auch Protagonisten der Behindertenbewegung aus Westdeutschland teil. Und schon waren die Konflikte vorprogrammiert.
Ein Bahnsteig voller Menschen, die gerade einen links im Bild befindlichen Zug verlassen haben. Manche werden von uniformiertem Personal beim Laufen gestützt oder im Rollstuhl geschoben.