Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

(* 1897 – † 1936)
Geboren als Moses Lurje am 22. August 1897 in Kossariaschie in der Nähe von Minsk, Sohn eines armen Schankwirts. Er kam im Herbst 1919 nach Berlin, um das Reifezeugnis abzulegen und zu studieren. Am 1. Dezember 1920 schloß er sich der Kostufra an und promovierte 1925 an der Berliner Universität bei Prof. Eduard Meyer summa cum laude. Seine Dissertation behandelte die Darstellung Ägyptens im Alten Testament und fußte auf seiner ausgezeichneten Kenntnis des Hebräischen. 1921 stieß Emel in Berlin zur KPD, wurde hier bald einer der von Ruth Fischer geförderten »jungen Männer« und übernahm 1924 die Agitproparbeit im Bezirk Berlin. 1925 übersiedelte Emel auf Einladung des Instituts der Roten Professur nach Moskau und begann eine Lehrtätigkeit an der Internationalen Leninschule und an der KUNMS. Er schloß sich der Opposition gegen Stalin an. Doch körperlich schwach, »ein wandernder Jude zwischen Deutschland und Rußland«, wie ihn Ruth Fischer beschrieb, kapitulierte er bald vor Stalin. Zunächst Professor an der Moskauer Sun-Yat-sen-Universität, kehrte im Herbst 1927 nach Deutschland zurück. Hier war seine Frau Isa, Tochter des »Bund«-Führers Kogan, bei der russischen Handelsgesellschaft tätig. Mitarbeiter der Agitpropabteilung des ZK der KPD, Emel gehörte noch für kurze Zeit der linken Weddinger Opposition an. Daraufhin im Dezember 1927 aus der KPD ausgeschlossen.
Nachdem er sich offiziell von der Opposition trennte, im Sommer 1928 wieder in die Partei aufgenommen. Ab Juni 1929 stellvertretender Leiter der Agitpropabteilung des ZK sowie ständiger Referent an KPD-Parteischulen und zeitweise auch Leiter der Reichsparteischule in Berlin-Fichtenau. Als Chefredakteur der Zeitschrift »Propagandist« veröffentlichte er dutzende Artikel in der Parteipresse. Im Beschluß des ZK vom 31. Dezember 1931 wurde Emel mit Joseph Winternitz-Lenz wegen »antibolschewistischer Auffassungen« heftig angegriffen, beide wurden ihrer Funktionen enthoben. Angeblich hatten sie in einem Artikel zur Verteidigung von Stalins Thesen über die Geschichte des Bolschewismus »parteifeindliche« Ansichten vertreten.
1932 arbeitete Emel bei der »Inprekorr« und der »Roten Fahne« und wurde erst nach der Absetzung Heinz Neumanns Ende 1932 wieder zur Arbeit in der Agitpropabteilung des ZK herangezogen. Obwohl er längst mit Ruth Fischer gebrochen hatte, traf er sich noch mit ihr, Arkadi Maslow und weiteren früheren Freunden, so auch am 6. März 1933 vor seiner Abreise nach Moskau. Dort berichtete er Fritz Heckert am 10. März 1933, daß er von Fischer und Maslow auf die mysteriöse Freilassung Ernst Schnellers hingewiesen worden sei. Beide hatten betont, daß der am Abend des 5. März 1933 freigelassene Werner Scholem eine Flucht Schnellers ebenfalls für ausgeschlossen hielt, und Fischer und Maslow hätten ihn ausdrücklich beauftragt, unter Namensnennung und Quellenangabe diese Informationen in Moskau weiterzuleiten.
Emel lehrte einige Jahre an der Moskauer Universität, bis ihn die sowjetische Geheimpolizei 1936 verhaftete. Die Tatsache, daß er sich mit Ruth Fischer getroffen hatte, wurde mit der Beschuldigung verknüpft, daß er von ihr und Maslow im März 1933 den Auftrag Trotzkis entgegengenommen habe, Stalin zu ermorden. Vom 19. bis 24. August 1936 gehörte Emel zu den Angeklagten im Schauprozeß gegen Sinowjew und Kamenew. Vor diesem Tribunal »gestand« Lurje-Emel alle Vorwürfe, u. a. gab er zu, er habe Shdanow und Ordshonikidse und selbstverständlich Stalin ermorden wollen und Verbindung zu dem Agenten der NSDAP, Weitz, gehabt. In seinem Schlußwort bat er um mildernde Umstände, doch wie alle Angeklagten in diesem ersten großen Schauprozeß wurde Alexander Emel am 24.August 1936 zum Tode verurteilt und erschossen.

© Die Urheberrechte am Lexikon und aller seiner Teile liegen beim Karl Dietz Verlag. Die Weiterverwendung von Biographien oder Abschnitten daraus bedürfen der Zustimmung des Verlages.
Redaktionsschluss: Mai 2008. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet (Mail an herbst@gdw-berlin.de).

Karl Dietz Verlag Berlin, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Tel. 030 - 29 78 45 34