Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 28. November 1886 in Konikow/ Krs. Köslin; lernte Schlosser und kam schon in jungen Jahren nach Berlin. 1907 Mitglied der Gewerkschaft, 1910 der SPD. Raddatz nahm ab 1916 als Soldat am Weltkrieg teil. Danach Gemeindebeamter in Berlin-Neukölln. Er schloß sich 1917 der USPD an und kam 1920 zur KPD, in der er als Kommunalpolitiker eine Rolle spielte. Von 1920 bis 1925 Mitglied der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung, von 1926 bis 1930 unbesoldeter Stadtrat in Neukölln, von 1928 bis 1932 Mitglied des Magistrats von Berlin. 1928 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt. Raddatz gehörte zu den 60 Funktionären der KPD, die am 28. Februar 1930 einen »Offenen Brief« herausgaben, dieser – von namhaften Berliner Funktionären unterschrieben – richtete sich gegen die Linie des ZK und gegen die Theorie des »Sozialfaschismus«. Daraufhin aus der KPD ausgeschlossen, gemeinsam mit dem Berliner Stadtrat Hermann Letz führte Raddatz die »Gruppe 60« noch eine Zeitlang weiter. Bis 1931 als fraktionsloser Abgeordneter im Landtag, dann Übertritt zur SPD. 1933 gemaßregelt, kehrte in seinen erlernten Beruf zurück, verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Werkstattschreiber und Werkmeister in Berlin-Lichtenberg. Raddatz wurde 1945 Leiter der Abteilung Sozialwesen beim Bezirksamt Berlin-Neukölln, von amerikanischen Besatzungsbehörden im November 1945 zum Bezirksstadtrat für Sozialwesen in Neukölln berufen. Ab Juni 1945 wieder Mitglied der SPD, im April 1946 der SED, wurde am 20. Oktober 1946 auf der Liste der SED in die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Neukölln gewählt und blieb Sozialstadtrat. Während der Berlin-Blockade verließ Raddatz Anfang August 1948 die SED und ging wieder zur Sozialdemokratischen Partei. Bis 1959 SPD-Bezirksstadtrat und von 1955 bis 1959 auch stellvertretender Bürgermeister von Berlin-Neukölln. Durch seine Hilfsbereitschaft war »Opa Raddatz« weithin populär. 1959 verzichtete er aus Altersgründen auf seine Wiederwahl, blieb aber 2.Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Berlin. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm durch das Abgeordnetenhaus von Berlin am 21. Januar 1959 die Würde eines Stadtältesten verliehen. Nach einer schweren Operation starb Erich Raddatz am 16.Februar 1964 in West-Berlin.

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