Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 1. Juni 1906 in Stettin als Sohn des Literaturhistorikers Erwin Ackerknecht, studierte in Freiburg und Berlin Medizin und promovierte 1931 in Leipzig. Seit 1926 KJVD- und KPD-Mitglied, sympathisierte mit Trotzki, gründete 1928 mit Roman Well und Otto Schüssler die trotzkistische Gruppe »Bolschewistische Einheit«. Seit 1929 Mitglied des Leninbundes, 1930 Mitbegründer der Vereinigten Linken Opposition der KPD (später: Linke Opposition der KPD, Bolschewiki-Leninisten). Von Trotzkis Sohn Lew Sedow nach Berlin gerufen, war Ackerknecht, der 1932/33 als Assistenzarzt für Neurologie und Psychiatrie arbeitete, Mitglied der Reichsleitung der Linken Opposition und dessen Internationalem Sekretariat (IS). Er gehörte der Redaktion der »Permanenten Revolution« an. Als Eugen Bauer war Ackerknecht 1933 Leiter des Widerstands der Trotzkisten, emigrierte im Juni 1933 in die Tschechoslowakei und besuchte Trotzki auf Prinkipo. In Paris Leiter des Auslandskomitees der deutschen Trotzkisten »Internationale Kommunisten Deutschlands« (IKD) und unter dem Pseudonym Eugen Bauer Redakteur von »Unser Wort«; u. a. war er für die Kontakte zur SAPD vor allem zu Jacob Walcher zuständig. Der von Trotzki vorgeschlagenen Aufnahme von Ruth Fischer und Arkadi Maslow in die IKD widersetzte er sich. Im Herbst 1934 lehnte er den Kurs des »Entrismus« der französichen Trotzkisten, den Eintritt der Ligue communiste in die (französische sozialdemokratische) SFIO ab und brach mit Trotzki. Ackerknecht verließ die IKD; im März 1935 wurde er Mitglied der SAPD, in der er später (zusammen mit Walter Fabian und Peter Blachstein) eine linke Oppositionsströmung bildete, die jegliche Beteiligung der SAP an der deutschen (Exil-)Volksfront ablehnte. Im Februar 1937 aus der SAP ausgeschlossen, bildeten er und seine Anhänger um die Zeitschrift »Neuer Weg« eine organisatorisch selbständige Gruppe. 1938 gab Ackerknecht die politische Arbeit auf und studierte in Paris Ethnologie. 1939/40 in Frankreich interniert, gelang ihm 1941 die Emigration in die USA. Die Nationalsozialisten hatten ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, er wurde 1948 US-amerikanischer Bürger. Zunächst Lagerarbeiter und Krankenpfleger, dann wurde er als Mediziner an das John-Hopkins-Institute berufen. 1945 fand er eine Anstellung beim Museum für Naturgeschichte in New York. Von 1947 bis 1957 lehrte er an der University of Wisconsin in Madison, danach bis zu seiner Emeritierung 1971 an der Universität Zürich. Der bedeutende Medizinprofessor leitete auch das Medizinhistorische Museum. Er verfaßte Standardwerke, u. a. eine Biographie Rudolf Virchows und die »Kurze Geschichte der Medizin«. Erwin Ackerknecht starb am 18. November 1988 in Zürich.

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