Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":
Geb. in Mariampol (Rußland / Litauen) in einer jüd. Fam.; Vater Angest.; Volksschule; Schneiderin, Autodidaktin; Mädchengymn. in Kowno (Kaunas); 1899 – 03 Studium der Physik in Berlin u. Zürich, finanziert durch Schneiderarbeiten; 1903 Prom. mit der Arbeit »Über die Ausnahmestellung der Wärme unter den Energieformen«; 1906 Übersiedl. nach Frankfurt (Main), SPD; ab 1908 in Berlin, dort Mathematiklehrerin; 1911 Heirat mit dem Schriftsteller u. Anarchokommunisten Ludwig Rubiner; 1913 – 18 mit ihrem Mann Emigr. in die Schweiz; gehörte ab 1915 zur »Zimmerwalder Linken«; übersetzte mehrere Arbeiten Wladimir I. Lenins (u. a. »Staat u. Rev.«, 1918) u. Leo Trotzkis; Dez. 1918 Ausweisung aus der Schweiz; Febr. 1919 Rückkehr nach Dtl.; Mitbegr. der KPD; in deren Auftrag Teiln. am Gründungskongreß der KI in Moskau; Frühjahr 1919 nach München, Mitgl. im Propagandaausschuß der Münchner Räterep.; Nov. 1919 zu 21 Mon. Festungshaft verurteilt, vorz. entlassen; 1920 – 22 Red. der »Roten Fahne« in Wien, 1921/22 KPÖ; 1922 – 24 Korrespondentin der »Inprekor« in Moskau; 1924 – 30 in Berlin Propagandistin der KPD; 1924 – 27 Red. »Die Rote Fahne« in Berlin; Anhängerin der »ultralinken« KPD-Strömung um Ruth Fischer u. Arkadi Maslow; ab 1927 Lehrerin an KPD-Parteischulen; Nov. 1929 nach Moskau; bis Nov. 1931 wiss. Mitarb. am Marx-Engels-Inst. Moskau, erste Übersetzerin der Werke Lenins ins Deutsche; 1931/32 propagandist. Arbeit unter den in der UdSSR beschäftigten dt. Arbeitern; Dez. 1932 – Aug. 1933 Sekr. des EK der IRH/MOPR in Moskau; 1933 – 35 Mitarb. der Presseabt. des EKKI, Ltr. der roman. Verlagsgruppe; 1936 sowj. Staatsbürgerschaft; 1935 – 38 Ltr. der Presseabt. der sowj. Literaturagentur; Mai 1938 vom NKWD in Moskau verhaftet, nach Anwerbung als geheime Mitarb. wieder entlassen; Dez. 1938 – Juni 1941 Red. im Verlag für fremdspr. Lit. in Moskau; ab Juni 1941 leitende Funktionen in der pol. HV der Roten Armee (GlavPURKKA), Ltr. des »Umschulungsprogramms« für dt. Kriegsgefangene in der UdSSR, 1941 – 45 dt. Red. im INO-Radio; kontrollierte die NKFD-Prop.; Juli 1945 – Jan. 1946 verantw. Sekr. des NKFD; 1945/46 Lehrerin an einer KPD-Schule b. Moskau.
Juni 1946 Rückkehr nach Dtl. (SBZ); Dekan für Grundlagen des Marxismus an der PHS in Liebenwalde, später Kleinmachnow; Übersetzerin, umfgr. publizist., kulturpol. u. liter. Arbeit; 1949 Dr. h. c. der Univ. Leipzig; F. R. hat als ML-Lehrerin in Moskau u. Berlin zahlr. SED-Spitzenkader ideolog. geprägt; gest. in Kleinmachnow (b. Berlin).
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Redaktionsschluss: Oktober 2009. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet.
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Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:
(* 1879 – † 1952)
Frida Ichak wurde am 28. April 1879 in Mariampol/Litauen geboren, ältestes von neun Kindern einer ärmlichen jüdischen Kleinbürgerfamilie. Sie lernte Schneiderin und mußte viele Jahre die ganze Familie ernähren. Um die Jahrhundertwende kam sie nach Zürich, wo sie sich als Schneiderin das Studium verdiente und unter großen Schwierigkeiten Philosophie studierte und promovierte. In der Schweiz heiratete sie den deutschen Schriftsteller, Anarchokommunisten und Pazifisten Ludwig Rubiner (* 12. 7. 1882 – † 26. 2. 1920). 1906 Übersiedlung nach Frankfurt/M., wo sie sich der SPD anschloß, 1908 zog sie nach Berlin. Kurz vor Ausbruch des Weltkrieges ging sie wieder in die Schweiz, gehörte zur Gruppe der »Zimmerwalder Linken« unter Führung Lenins. Diesen hatte sie persönlich kennengelernt und wurde zur Übersetzerin der ersten deutschen Ausgabe von Lenins »Staat und Revolution«. Ende 1918 aus der Schweiz ausgewiesen, kam Frida Rubiner im Februar 1919 nach Deutschland, hier Mitglied der KPD; sie soll am Gründungskongreß der Komintern in Moskau teilgenommen haben, jedoch ohne Mandat. Im Frühjahr 1919 ging sie nach München, wo sie sich aktiv an der Münchner Räterepublik beteiligte, dort gehörte sie unter dem Pseudonym Friedjung dem Propagandaausschuß der Räteregierung an, der im Wittelsbacher Palais tagte, außerdem der Verkehrskommission. Im November 1919 von einem Gericht in München zu einem Jahr neun Monaten Festung verurteilt, nach Strafverbüßung Redakteurin an der Wiener »Roten Fahne« und 1920 als Korrespondentin der »Inprekorr« in Moskau.
1923 sympathisierte sie mit der linken Opposition und stand seit Anfang 1924 in freundschaftlichem Briefwechsel mit Ruth Fischer und Arkadi Maslow. Nachdem die Linken 1924 die KPD-Führung übernahmen, kam Frida Rubiner nach Deutschland zurück und übte in der KPD verschiedene Funktionen aus. Bis 1927 war sie politische Redakteurin der »Roten Fahne«, zugleich vom ZK als Referentin und Instrukteurin eingesetzt, war sie u. a. längere Zeit nach Thüringen entsandt, um gegen Guido Heyms Leninbund zu agitieren, 1928 Lehrerin und Leiterin der KPD-Parteischule auf dem »Weißen Hirsch« in Dresden. Sie verfaßte Broschüren für die KPD und übersetzte wichtige politische Werke aus dem Russischen ins Deutsche (z. B. Sinowjew-Lenin: »Gegen den Strom«; Bucharin: »Ökonomik der Transformationsperiode«; Lenin: »Materialismus und Empiriokritizismus«. Trotzki: »Literatur und Revolution«). Im Zusammenhang mit der Wittorf-Affäre stand Frida Rubiner zunächst auf der Seite der Versöhnler gegen Ernst Thälmann. Am 8. Oktober 1928 unterschrieb sie eine Erklärung der Parteiarbeiterkonferenz des Berliner Bezirks Friedrichshain, der die strikte Einhaltung des ZK-Beschlusses vom 28.September 1928 forderte, nämlich, daß Thälmann nicht weiter im Amt bleiben dürfe. Danach übte sie Selbstkritik und wurde 1930 nach Moskau zur Arbeit im Marx-Engels-Institut geschickt.
In einem späteren Lebenslauf betonte sie ihre Linientreue: »Das Institut wurde damals von Rjasanow und einer menschewistisch-trotzkistischen Clique geleitet, gegen die ich einen aktiven Kampf aufnahm. Ein Jahr später wurde ich vom ZK der KPdSU in den Apparat des ZK übernommen. 1932 wurde ich auf dem Ersten Internationalen Kongreß der Internationalen Roten Hilfe zum Sekretär der IRH gewählt. Später kam ich in den Apparat des EKKI, wo ich ein Ressort in der Presse-Abteilung leitete. Nach der Ermordung des Genossen Kirow, als die Generalreinigung des Apparates des EKKI einsetzte, bekam ich zuerst eine Rüge von der Zelle des EKKI wegen ?mangelnder Wachsamkeit? infolge meiner Bekanntschaft mit Feinden des Volkes, die im Apparat des EKKI gearbeitet hatten. Die Rüge wurde von der Kontrollkommission des Moskauer Komitees bald annulliert.« Sie konnte nicht wissen, daß sie weiterhin als Versöhnlerin galt und vom NKWD überwacht wurde. Von 1936 bis 1939 war sie als Leiterin der Presseabteilung in Moskau mit der Aufgabe betraut, die »bürgerliche Presse« des Auslandes mit Material über die Sowjetunion zu versorgen. Von 1939 bis 1941 arbeitete sie in der VAA, »als deutscher Redakteur 1. Kategorie für die Klassiker des Marxismus (Lenin/Stalin)«, wie sie später berichtete. 1941 zur PUR abkommandiert, um Propaganda der Roten Armee unter den deutschen Soldaten zu betreiben.
Im Juni 1946 kehrte Frida Rubiner nach Deutschland zurück, als Mitglied der SED begann sie zunächst als Lehrerin und Leiterin der Lehrmittelabteilung der Parteihochschule »Karl Marx« und wurde dort im Oktober 1947 Dekan der Fakultät Grundfragen des Marxismus. Wegen einer schweren Erkrankung verbrachte sie einen Teil des Jahres 1948 in Krankenhäusern der Sowjetunion. Mitte Februar 1949 zurück, wurde ihr zum 70. Geburtstag von der Universität Leipzig der Dr. h.c. der Sozialwissenschaften verliehen. Frida Rubiner starb am 21. Januar 1952 in Ost-Berlin; ihre Urne wurde am 27.Januar 1952 in einem Ehrengrab beigesetzt. Zeitlebens war Frida Rubiner bemüht, nicht von der Parteilinie abzuweichen. In der Stalin-Ära befürchtete sie das Schlimmste, denn die Hintergründe der Stalinschen Säuberung waren ihr vertraut. Sie hatte ja einst nicht nur die Werke fast aller »Parteifeinde« wie Trotzki, Sinowjew und Bucharin ins Deutsche übersetzt, sondern war lange mit den meisten auch persönlich gut bekannt – gerade zur Zeit der Schauprozesse eine tödliche Gefahr.
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