Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Berlin in einer jüd. Fam. als österr.-ung. Staatsbürger; Vater Kfm., Jan. 1944 im KZ Auschwitz ermordet, Mutter 1943 in einem jüd. Altersheim verhungert; 1905 – 15 Gymnasium, Abbruch, Arbeiter in versch. Unternehmen; Apr. 1917 Einberufung zur österr.-ung. Armee; Notabitur; 1917/18 Frontsoldat, schwer verwundet; Okt. 1918 Rückkehr nach Berlin; tschechoslowak. Staatsbürgerschaft; 1918 – 20 USPD; Teiln. an der Roten Sicherheitswehr u. Kämpfen gegen die Freikorpstruppen; 1920 Austritt aus der Jüd. Gemeinde; 1920 – 22 Gefängnishaft wg. krimineller Delikte in Berlin; 1922/23 arbeitslos; 1923/24 beim Malik-Verlag Berlin; 1923 KPD; 1924/25 Vertreter einer Kunsthandl. in Berlin; 1925 Statistiker u. Bote im Palästina-Amt in Berlin; 1925 – 28 Kurse an der MASCH; 1925 – 28 Sekr. der Berliner BL der IAH Dtl.; danach bis 1931 Sekr. für Agit. im Reichsekr. der RHD u. Red. ihres Organs »Tribunal«; anschl. Sekr. für Agit. im Reichssekr. der RGO; 1931 Red. der »Roten Fahne« u. bis 1933 Mitarb. in der Abt. Agit. des ZK der KPD, dort Red. der Ztschr. »Der Agitator«; trug in der pol. Arbeit den Namen Straschitz-Schrecker; ab Febr. 1933 illeg. ZK-Kurier ins Ausland u. zuständig für das Reichssekretariat der RHD; Mai 1933 Emigr. in die Schweiz u. Arbeit für die RH in Zürich, illeg. Grenzarbeit; Aug. 1933 verhaftet u. nach Frankreich abgeschoben; in Paris Forts. der Arbeit für die RH; Sekr. des Internat. Befreiungskomitees für Georgi Dimitroff, Ernst Torgler, Blagoi S. Popoff u. Wassili K. H. Taneff; 1934/35 Sekr. für Agit. u. Prop. im Saargeb.; danach bis 1937 erneut im Sekr. der RH in Paris, 1936/37 Mitgl. der KPD-Emigrationsltg. in Paris; 1937/38 pol. u. nachrichtendienstl. KPD-Arbeit in der ČSR; seit Okt. 1938 wieder in Paris u. für die Rettung dt. Emigranten in Paris u. in der ČSR wirksam; aufgrund der tschech. Staatsbürgerschaft 1940 Einberufung zur ausländ. tschech. Befreiungsarmee u. Juni 1940 mit seiner Einheit Weggang nach England; dort wegen der antisowj. u. antisemit. Haltung der Armeeführung einer der Rädelsführer für den Austritt aus der Armee, von der brit. Militärpolizei interniert u. im Febr. 1941 wieder nach London entlassen; danach Arbeit in der Schriftst.-Sekt. des Freien Dt. KB; Journalist für die »Freie Tribüne« der BFD u. 1942 – 45 freier Mitarb. für die Ztg. der tschechoslowak. Exilreg. (»Central European Observer«); 1944/45 Mitgl. der Ltg. der KPD-Emigrationsgr.
Dez. 1945 Rückkehr nach Dtl., zus. mit anderen Emigranten aus England in Bad Schandau; nach der Mitteilung von  Hermann Matern, daß er nicht nach Berlin kommen solle, fakt. aus pol. Gründen offiz. Berlin-Verbot, Fürsprachen von  Wilhelm Koenen,  Anton Ackermann u. a. bewirkten nichts; 1946 – 48 Chefred. der Illustrierten »Zeit im Bild« im Sachsenverlag in Dresden (mit Oskar Kurbat); Sept. 1948 Sekr. für Agit. des SED-LV Sachsen, Okt. 1949 – Okt. 1950 bei der LL Sachsen der SED; Herbst 1950 – Juni 1952 1. Sekr. der NF des Landes Sachsen u. ab Juli 1952 des Bez. Leipzig; Okt. 1952 bis zur Verhaftung kommissar. Chefred. der »Leipziger Volksztg.« (Nachf. von  Karl Bathke); am 24.11. 1952 Festnahme im Zusammenhang mit dem Slánský-Prozeß in der ČSR, MfS-U-Haft in Berlin-Hohenschönhausen, Vorwurf der Agententätigkeit, Jan. – Nov. 1953 in einer Dunkelzelle; Nov. 1953 U-Haft in Karl-Marx-Stadt; am 4.2.1954 vom Bez.-Gericht Karl-Marx-Stadt wegen »Friedensgefährdung durch Prop. für den Militarismus« zu acht Jahren Gefängnis verurteilt; Juni 1956 Begnadigung, Entlassung u. Dez. 1956 Wiederherstellung der SED-Mitgliedschaft; 1957 – 59 Kommentator beim Sender Leipzig u. ab März 1957 stv. Chefred. der SED-Bez.-Ztg. »Volkswacht« in Gera; Mitte 1957 auf eigenen Wunsch Abberufung, Ltr. der Ausstellung »40 Jahre Oktoberrev.« in Leipzig; 1958 Kommentator u. 1959 – 69 Red. bei der »Lausitzer Rundschau« in Cottbus; auf Weisung von  Werner Lamberz u. mit Zustimmung von  Erich Honecker ab März 1969 Kommentator für die Ztg. »horizont« in Berlin; 1973 VVO; 1975 Ehrenspange zum VVO; 1977 KMO; gest. in Berlin; wurde am 18.2.1992 vom Bez.-Gericht Dresden rehabil., Aufhebung des Urteils von 1954.

Sek.-Lit.
Otto, W.: Antizionismus – übergestülptes Feindbild u. antisemit. Haltung. In: Keßler, M. (Hrsg.): Arbeiterbew. u. Antisemitismus. Entwicklungslinien im 20. Jh. Bonn 1993; Groehler, O., Kessler, M.: Die SED-Politik, der Antifaschismus u. die Juden in der SBZ u. der frühen DDR. Berlin 1995.
WiO

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Als Hans Straschitz am 11. März 1899 in Berlin geboren, Sohn jüdischer Eltern, die während der NS-Zeit im KZ Auschwitz vergast wurden. Er besuchte das Realgymnasium, wurde 1916 zum Militär einberufen und schwer verwundet. 1918 trat er in die USPD ein, gehörte zu der in Berlin gebildeten roten Sicherheitswehr und kämpfte gegen die Freikorpstruppen. Ende 1920 mit dem linken Flügel der USPD zur KPD, wirkte er im Herbst 1923 im Ordnungsdienst der KPD. Von 1925 bis 1928 war Hans Straschitz, der in der KPD unter dem Namen Schrecker arbeitete, Sekretär der Berliner IAH bzw. Redakteur im Reichssekretariat der RHD. Anschließend bis Anfang 1931 Propagandasekretär der RHD und zugleich Chefredakteur des »Tribunal«. Dann bis Anfang 1933 Sekretär der Zentralen Agitationspropaganda der KPD, in der Illegalität ZK-Kurier. Emigration in die Schweiz, dort nach zwei Verhaftungen nach Paris geschickt. Er war Sekretär des »Dimitroff«- und später des »Thälmann-Komitees«, dann im Sekretariat der illegalen RHD. Ab Ende 1937 Agitationsarbeit in der ?CSR, organisierte er nach dem Münchner Abkommen (Annexion der âSR durch Nazi-Deutschland) die Überführung deutscher kommunistischer Emigranten in westliche Länder. Schrecker hatte die tschechische Staatsbürgerschaft und wurde nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in die tschechoslowakische Auslandsarmee einberufen. Nach der Kapitulation Frankreichs kam er nach Großbritannien, wurde einige Zeit interniert und im Februar 1941 nach London entlassen. Hier schloß er sich der Gruppe deutscher Kommunisten in Großbritannien an, war Redakteur ihres Blattes »Die freie Tribüne« und arbeitete auch für die Zeitung der tschechoslowakischen Exilregierung »Central European Observer«.
Im Dezember 1945 wieder in Deutschland, ab 1946 Chefredakteur der Illustrierten »Zeit im Bild«. Ab 1949 Leiter der Abteilung Werbung und Schulung im SED-Landesvorstand Sachsen, dann im Oktober 1952 kommissarischer Chefredakteur der »Leipziger Volkszeitung«. Im Zusammenhang mit den seit 1950 einsetzenden Überprüfungen von Westemigranten und dem Prager Slánsk´y-Prozeß 1952 wurde Schrecker am 24.November 1952 vom MfS verhaftet und beschuldigt, ein »Agent« zu sein. Am 4. Februar 1954 verurteilte ihn das Bezirksgericht Karl-Marx-Stadt unter zynischer Berufung auf die gegen Nazis gerichtete Kontrollratsdirektive 38 wegen »Friedensgefährdung durch Propaganda für den Militarismus« zu acht Jahren Zuchthaus. Im Juni 1956 aus der Haft entlassen und im Dezember 1956 stillschweigend wieder in die SED aufgenommen, von 1957/58 Mitarbeiter am Sender Leipzig bzw. Redakteur der »Volkswacht« Gera. 1959 kam er als Redakteur an die »Lausitzer Rundschau«. Schrecker durfte 1969 nach Berlin zurückehren und wurde Kommentator der außenpolitischen Zeitschrift »Horizont«. Er erhielt 1977 den Karl-Marx-Orden. Hans Schrecker starb am 19. Dezember 1983 in Ost-Berlin.

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