Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:
Geboren am 3. Juli 1881 in Warnsdorf/Böhmen. Sein Vater, Joseph Brandler, der zur Zeit des Sozialistengesetzes verbotene Literatur geschmuggelt hatte und die örtliche Maurer-Gewerkschaft begründete, starb, als Brandler neun Jahre alt war. Brandler erlernte das Maurerhandwerk und arbeitete als Fliesenleger, er wurde bereits mit 16 Jahren Schriftführer des Bauarbeiterverbandes. Drei Jahre lang durchwanderte er Europa bis nach Italien.
1901 kam er nach Hamburg, wurde Mitglied der SPD und Vorsitzender des Arbeiterbildungsvereins. 1904 aus Hamburg ausgewiesen, übersiedelte er nach Bremen. Auch dort vor allem im sozialdemokratischen Bildungsverein aktiv. Delegierter auf dem SPD-Parteitag 1908 in Nürnberg. 1909 zog Brandler in die Schweiz, wo er im Sommer als Fliesenleger arbeitete und im Winter als Wanderlehrer für die Sozialdemokratie warb, er vertrat linksradikale Positionen. Im Juni 1914 Übersiedlung nach Chemnitz, dort 1914 hauptamtlicher Sekretär im Bauarbeiterverband. 1915 wurde Brandler als Anhänger Karl Liebknechts aus der SPD ausgeschlossen. Während des Krieges leitete er gemeinsam mit Fritz Heckert (beide waren nicht zum Militär eingezogen worden) die illegale Arbeit der Spartakusgruppe in Chemnitz. Brandler nahm an fast allen Konferenzen der Spartakusgruppe in Berlin teil. Im Oktober 1918 von der Regierung aus Deutschland ausgewiesen, erlebte er die Revolution in Wien. Ende 1918 kam Brandler nach Bayern, hier wollte Kurt Eisner ihn zum Staatssekretär für Äußeres ernennen. Doch er lehnte ab und kehrte nach Chemnitz zurück, wo er die Zeitung »Kämpfer« begründete und in der damals stärksten KP-Organisation Deutschlands tätig war. Als Delegierter des II. Parteitages der KPD im Oktober 1919 in die Zentrale der Partei gewählt. In der Folgezeit mehrmals verhaftet, wurde Brandler nach dem Rücktritt Paul Levis im Februar 1921 Mitvorsitzender der KPD. Wegen seines maßgebenden Anteils an der März-Aktion im April 1921 verhaftet und zu fünf Jahren Festung verurteilt. Über seine Verteidigung vor Gericht kam es in der KPD zu kritischen Diskussionen, da er »nicht kämpferisch genug« aufgetreten sei; dagegen hatte z. B. der Bezirksausschuß Erzgebirge »einmütig bekundet, daß die Organisation volles Vertrauen zum Genossen Brandler« habe. Der III. Weltkongreß der Komintern 1921 wählte ihn zu seinem Ehrenpräsidenten. Im November 1921 floh er aus der Festung Gollnow nach Sowjetrußland und wurde in Moskau stellvertretender Generalsekretär des Vollzugsbüros der RGI. Nach der »Rathenau-Amnestie« kehrte Brandler nach Deutschland zurück, nachdem er zuvor bis September 1922 in der KP der âSR gearbeitet hatte. In Berlin übernahm er nun als Sekretär des Polbüros die Führung der KPD und hatte auf dem VIII. Parteitag im Januar 1923 eine starke Mehrheit hinter sich. Unter seiner Leitung bereitete sich die KPD im Sommer 1923 auf einen Umsturz in Deutschland vor. Vom 10. bis 29.Oktober 1923 gehörte Brandler als Leiter der Staatskanzlei der sozialdemokratisch/kommunistischen sächsischen Regierung an. Er wollte die Einheitsfrontpolitik mit der SPD. Als die linke SPD auf der Chemnitzer Betriebsrätekonferenz 1923 die Teilnahme am Generalstreik ablehnte, entschloß sich die KPD unter Brandlers Führung, den Aufstand abzusagen, der nur isoliert in Hamburg ausbrach und scheiterte. Nach dem KPD-Verbot billigte die Mehrheit der Führung zwar zunächst noch Brandlers Linie, doch rasch war die übergroße Zahl der Parteimitglieder gegen ihn und seine »rechte Politik«. Er wurde – besonders nach dem Eingreifen Sinowjews und der Komintern – zum »Hauptschuldigen« am Fehlschlag erklärt, im Januar 1924 abgesetzt und nach Moskau befohlen. Von der deutschen Polizei gesucht (unter dem falschen Namen Otto Ilgner und dem Steckbrief: »1,62 groß, hohe Stirn, braune Augen, breiter Mund, volles Gesicht, linksseitig Buckel, sächsischer Dialekt«), befand er sich bereits in der UdSSR. Auf dem IX. Parteitag im April 1924 erlitten er und August Thalheimer eine vollständige Niederlage. Versuche seiner Freunde, ihn zur Parteispaltung zu überreden, lehnte er ab, weil er befürchtete, daß von den 27 Zeitungen nicht einmal vier zu halten seien, daß es unmöglich sein würde, die Parteiangestellten zu bezahlen usw. Brandler arbeitete – nunmehr Mitglied der russischen KP – in Moskau zunächst im Obersten Volkswirtschaftsrat. Nach dem Ende des ultralinken Kurses in Deutschland wurde er 2. Vorsitzender der Roten Bauerninternationale. Da schon in der Ruth-Fischer-Ära sein Ausschluß aus der KPD nicht durchgesetzt werden konnte, beschloß das neue ZK 1927, ihn wieder zur Parteiarbeit in Deutschland heranzuziehen. Doch durfte er auch 1928 sein unfreiwilliges Exil nicht verlassen, obwohl seine Frau bereits ein Jahr zuvor nach Deutschland zurückgekehrt war. Nach der Wittorf-Affäre reiste er – entgegen dem Parteibeschluß – nach Deutschland. Am 28.Oktober 1928 in Berlin eingetroffen, übernahm er zusammen mit Thalheimer die Leitung der oppositionellen rechten Kommunisten.
Brandler wurde im Januar 1929 aus der KPdSU und damit aus der Komintern ausgeschlossen. Seit Dezember 1929 Mitglied der Reichsleitung der KPO und deren eigentlicher Führer. Er war 1931 gemeinsam mit Thalheimer Hauptrepräsentant der Mehrheitsgruppe der KPO, die 1932 einen Zusammenschluß mit der SAP ablehnte. 1933 Emigration nach Frankreich, 1941 nach Kuba, wo er mit Thalheimer (der dort starb) blieb, bis er 1947 die Erlaubnis zur Übersiedlung nach England und 1949 zur Rückkehr nach Deutschland erhielt. Anfangs noch in der Gruppe Arbeiterpolitik tätig (die er schon von Kuba aus mit den »Briefen aus der Ferne« politisch zu orientieren suchte), zog er sich später von der aktiven Politik zurück.
Heinrich Brandler lebte zuletzt in Hamburg, er starb dort am 26. September 1967. Jens Becker veröffentlichte 2001 eine umfangreiche Arbeit: »Heinrich Brandler. Eine politische Biographie«.
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