Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Feuerbach (Stuttgart); Vater Landwirt u. Fabrikarb.; Volks- u. Fortbildungsschule; Ausbildung zum Stanzer u. Metallpresser; 1913 Gewerkschaftsmitgl. u. SAJ; 1913 – 33 Mitgl. der Arbeitersportbew.; 1915 – 17 u. 1919/20 Metallpresser bei den Boschwerken in Stuttgart-Feuerbach; dort 1916 SAJ-Gruppenfunktionär u. Gewerkschaftsfunktionär; 1916 Spartakusgr.; 1917 USPD; 1917/18 Kriegsdienst; Nov. 1918 Teiln. an der Rev. in Stuttgart u. Ernennung zum Ltr. der Militärpolizei in Stuttgart-Zuffenhausen; 1919 – 22 Freie Sozialisten, dann KJD; 1919 KPD; 1919/20 Vors. der KPD-Ortsgr. in Zuffenhausen; 1920 – 23 Mitarb., 1923 – 33 Ltr. der Abt. Land der Zentr. bzw. des ZK der KPD u. Red. der kommunist. Bauernztg. »Land- u. Forstarb.« u. »Pflug«; 1921 – 30 Lehrer an Landes- u. Zentralschulen der KPD; 1923 – 33 Mitgl. des Sekr. des Internat. Komitees der Land- u. Forstarb.; 1924 – 33 Mitgl. des Vorst. des Reichsbauernbunds; 1928 – 33 Abg. des Preuß. Landtags; 1930 – 33 Mitgl. des Internat. Bauernrats in Moskau; 1931 – 33 Büromitgl. des Europ. Bauernkomitees; anschl. bis zur Verhaftung am 23.5.1933 in Frankfurt (Main) Instrukteur des ZK der KPD für die Bez. Baden, Saar, Frankfurt (Main), Kassel; vom VGH am 11.12.1934 neben Bernhard Bästlein wegen »Vorber. zum Hochverrat« zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, Jan. – Juni 1935 Zuchthaus Luckau, davor U-Haft in Frankfurt (Main) u. Berlin-Moabit; Juli – Nov. 1935 Emigr. in die ČSR, Nov. 1935 – Febr. 1937 UdSSR; dort stellv. Ltr. des Internat. Agrarinst. in Moskau; März 1937 Spanien; nach Besuch einer Offz.-Schule Kriegskommissar, Herbst 1937 Stabschef, Jan. 1938 Kdr. der XI. Internat. Brigade im span. Bürgerkrieg, verwundet; Mai 1938 – 39 Ltr. des Hilfskomitees der dt. u. österr. Spanienkämpfer u. Mitgl. der KPD-LL in Paris; 1.9.1939 Verhaftung durch frz. Behörden, Gefängnis u. KZ Le Vernet; dort Sekr. der Internat. Parteiltg. des Lagers B; 1941 sowj. Staatsbürgerschaft (1939 aus Dtl. ausgebürgert), erhielt keine Ausreiseerlaubnis; 1942 Auslieferung an die Gestapo, Aug. 1942 – März 1943 Gestapogefängnis Prinz-Albrecht-Str., März 1943 – Mai 1945 Häftling im KZ Mauthausen, Arbeit im Baukdo. u. als Vorarb. im Lebensmittel-Magazin; ltd. tätig beim Aufbau militär. Gruppen, Teiln. am Lageraufstand.
Juli 1945 Rückkehr über Wien nach Berlin; Aug. 1945 2. Vizepräs. der Provinzialverw. Brandenb., verantw. für die Abt. Ernährung, Landw. u. Forsten sowie Wirtschaft u. Verkehr bzw. Industrie; 1945 Mitgl. der Prov. Kommission zur Durchführung der Bodenreform; 1946 Vors. der Landessequesterkommission; 1946 SED; 1946 – 48 Abg. des Landtags Brandenb.; 1946 – 48 Minister für die Wirtschaftsplanung des Landes; 1948/49 Vors. der DWK; 1949 Mitgl. des Dt. Volksrats; 1949/50 Minister für Planung in der Prov. Reg. der DDR; 1949 – 61 Abg. der (Prov.) Volkskammer; ab 1949 Mitgl. des PV bzw. ZK der SED u. 1949/50 Kand., 1950 – 61 Mitgl. seines PB; 1950 – 52 Vors. der SPK; 1950 – 61 Stellv. des Min.-Präs. bzw. des Vors. des Min.-Rats; 1952/53 Ltr. der Koordinierungsstelle für Industrie u. Verkehr beim Min.-Rat; 1953 Mitgl. des Komitees der antifa. Widerstandskämpfer; 1953 – 55 Minister für Maschinenbau (Nachf. von  Gerhart Ziller); 1955 – 61 Minister für Außenhandel u. Innerdt. Handel (Nachf. von  Kurt Gregor); 1954 VVO; gest. in Berlin.

Publ.
Für die Arbeiter-u.-Bauern-Macht. Ausgew. Reden u. Aufsätze 1922 – 61. Berlin 1984.
Sek.-Lit.
 Woitinas, E.: H. R. Berlin 1977; Amos, H.: H. R. In: Neue Dt. Biogr. Berlin 2003; Weber, H., Herbst, A.: Dt. Kommunisten. Berlin 2004.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 2. April 1899 in Feuerbach bei Stuttgart, Sohn eines Fuhrwerkbesitzers und Landwirts; Arbeiter (Stanzer und Metallpresser bei Bosch). 1913 Mitglied der Arbeiterjugend, 1916 Anschluß an die Spartakusgruppe, 1917 kam er zur USPD. 1917/18 Soldat an der Westfront. Seit Gründung der KPD 1919 in Stuttgart Mitglied und Funktionär der Partei, zeitweise Vorsitzender der Stuttgarter Ortsgruppe. Im November 1920 kam Rau als hauptamtlicher Mitarbeiter der KPD in die Zentrale nach Berlin, zunächst Sekretär der Abteilung Land, Mitherausgeber verschiedener KPD-Zeitungen für die Bauernschaft (»Land- und Forstarbeiter«, »Der Pflug«). Er blieb als einer der wenigen Apparat-Funktionäre bis 1932 ununterbrochen Sekretär bzw. Leiter dieser Abteilung des ZK und war außerdem in zahlreichen internationalen Organisationen (vom 1923 bis 1933 Mitglied des internationalen Komitees der Land- und Forstarbeiter). Rau wurde 1928 in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis 1933 angehörte. Er war der typische Spezialist im ZK-Apparat, der sich aus allen internen Auseinandersetzungen heraushielt und versuchte, nur in seinem Ressort zu arbeiten. Rau heiratete 1923 Helene Heß, geschiedene Hoernle (*14. 11. 1886 – † 24. 10. 1956), von der er sich aber später wieder trennte. Von Januar bis Mai 1933 illegal ZK-Instrukteur für Süddeutschland, wurde am 23.Mai 1933 verhaftet, am 11.Dezember 1934 vom VGH zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Luckau verbüßte. Im August 1935 emigrierte er in die Tschechoslowakei, drei Monate später in die Sowjetunion und arbeitete bis Februar 1937 als stellvertretender Leiter des internationalen Agrarinstituts in Moskau. Von März 1937 bis Mai 1938 kämpfte Heinrich Rau in den Internationalen Brigaden, war Politkommissar, Stabschef und Kommandeur der XI. Internationalen Brigade.
Er kam im Mai 1938 verwundet nach Frankreich, leitete vom Herbst 1938 bis zum Kriegsausbruch das Hilfskomitee der deutschen und österreichischen Spanienkämpfer und gehörte zur KPD-Landesleitung in Paris. Dann in Vernet interniert, wurde ihm im März 1941 die sowjetische Staatsbürgerschaft verliehen, doch die Regierung Petain-Laval verhinderte seine Ausreise und lieferte ihn im Juni 1942 an Deutschland aus. Rau kam zunächst in das Berliner Gestapogefängnis Prinz-Albrecht-Straße und im März 1943 ins KZ Mauthausen, aus dem er im Mai 1945 befreit wurde. Über Wien gelangte er Mitte Juli 1945 nach Berlin und wurde im August 1945 2. Vizepräsident der Provinzialverwaltung Brandenburg, ab Herbst 1946 Minister für Wirtschaft der Landesregierung Brandenburg. Im Februar 1948 übernahm er den Vorsitz der Deutschen Wirtschaftskommission der SBZ. Ab Juli 1949 Mitglied des Parteivorstands bzw. des ZK der SED und auch des Politbüros, 1949 Minister für Wirtschaftsplanung in der ersten DDR-Regierung, von 1950 bis 1961 Stellvertretender Ministerpräsident, von 1950 bis 1952 Vorsitzender der Staatlichen Plankommission. Rau gehörte als Spezialist für Wirtschaftsfragen stets zur Spitzenführung der SED, er hielt sich aus den innerparteilichen Kämpfen heraus, rieb sich im Dienst seiner »Sache« auf, führte letztlich jedoch immer den Willen der Parteileitung bzw. der UdSSR aus. Er erhielt 1954 den VVO in Gold. In der Weimarer Republik veröffentlichte Rau eine Reihe Broschüren, in denen er die kommunistische Bauernpolitik erläuterte, darunter 1925: »Zur Vierhundertjahrfeier des deutschen Bauernkrieges« und 1936: »Hitler, Hunger, Krieg«. Heinrich Rau starb am 23. März 1961 an einem Herzinfarkt.

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