Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 1. April 1884 in Herten/Ruhrgebiet, Sohn einer Bergarbeiterfamilie; lernte Friseur und eröffnete 1903 in Rotthausen ein eigenes Geschäft, später Strickmeister in einem Essener Betrieb, nach dem Ersten Weltkrieg Heilpraktiker. Seit 1906 SPD-Mitglied, seit 1918 in der USPD, ging 1920 zur KPD und war Polleiter in Essen-Rellinghausen. Im April 1933 kam er zusammen mit seinem Sohn Theo in »Schutzhaft«. Ende Juni freigelassen, emigrierte er im September in die Niederlande, aktiv in der Emigra tion, kam über Belgien und Frankreich im April 1935 in die Sowjetunion. Dort Heilpraktiker, er konnte sich bei Moskau eine Datsche bauen. Mitte September 1941 wurde er nach Kasachstan verbannt, saß dort einige Zeit im Gefängnis, dort starb Hermann Staudinger unter furchtbaren Bedingungen am 8. April 1942 an Bauchtyphus. Seine Söhne Theo (*31.1. 1906 - † 7. 1. 1937) und Josef (* 29. 12. 1908 – † 1938) wurden Opfer Hitlers und Stalins. Theo ist als Angehöriger der Internationalen Brigaden in Spanien gefallen. Josef hatte im Juli 1932 bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit der Polizei anläßlich eines Aufmarsches der KPD (Spartakiade der Roten Sportler) in Essen einen Polizeioffizier erschossen, flüchtete in die Sowjetunion und studierte an der KUNMS. Im September 1938 zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, kam Josef 1938 im Gulag ums Leben. Wilhelm Mensing und Peter Erler veröffentlichten 2001 eine ausführliche biographische Skizze über die Familie Staudinger.

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