Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:
Geboren am 24. April 1888 in Holzkirchhausen/Bayern, Sohn einer kleinbäuerlichen Familie; lernte Kellner. 1911 trat er in die SPD ein, stand auf dem linken Flügel und gehörte 1918 zur Spartakusgruppe. Während des Krieges arbeitete er eng mit Paul Levi in Frankfurt/M. zusammen und kam gegen Kriegsende nach Mannheim, wo er 1919 einer der Mitbegründer der KPD wurde. Zunächst hauptamtlicher Sekretär und Redakteur an der Mannheimer KP-Zeitung, dann Polsekretär der KPD Badens und der Pfalz. Anschließend einige Zeit Geschäftsführer der Zentrale der KPD in Berlin, war Delegierter des II., III. und IV. Parteitags der KPD 1919/20. Auf dem III. Parteitag in den ZA gewählt, solidarisierte er sich 1921 mit der KAG, blieb aber in der KPD. Schloer wurde Leiter der noch in den Anfängen steckenden Roten Hilfe. Er kam 1923 nochmals nach Süddeutschland, war bis Anfang 1924 Orgleiter im Oberbezirk Süd (Hessen, Baden, Württemberg, Südbayern). Als Anhänger der Rechten 1924 einige Zeit ohne Funktion, übernahm er 1926 als Generalsekretär erneut die Leitung der Roten Hilfe. Bei den Auseinandersetzungen Ende 1928 wurde er (ebenso wie andere Rote Hilfe-Sekretäre, die den Rechten anhingen, z. B. Fritz Altwein, Adolf Ehlers oder Wilhelm Deisen) seiner Funktion enthoben und im Mai 1929 aus der KPD ausgeschlossen. Schloer trat sofort der KPO bei und übernahm bis 1933 die Leitung der Internationalen Hilfsvereinigung, eine von der KPO geschaffene Parallelorganisation der Roten Hilfe.
Wegen Widerstands gegen das NS-Regime 1933, 1934 und 1937 inhaftiert, saß er zeitweise in den KZs Oranienburg und Lichtenburg. Von 1936 bis 1945 arbeitete er als Korrektor in der Görner-Druckerei in Berlin. Schloer hatte über Georg Dünninghaus Kontakt zu der von Anton Saefkow geleiteten Widerstandsgruppe. Im August 1945 wurde er Leiter des Sekretariats und persönlicher Referent des Präsidenten der Deutschen Verwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge Gustav Gundelach, dort 1947 Leiter der Verwaltungsabteilung. 1948/49 Hauptreferent in der Personalabteilung des ZS der SED, dann ab 1949 Geschäftsführer der Zentralen Leitung der HO. Die Säuberungen innerhalb der SED Anfang der fünfziger Jahre überstand Schloer trotz seiner KPO-Zeit zunächst unbeschadet, erhielt aber im März 1953 durch die ZPKK eine Rüge wegen Desavouierung einer chinesischen Regierungsdelegation auf der Leipziger Messe. Ab Juni 1953 arbeitete er in der IG Nahrung-Genuß-Gaststätten im FDGB. Nach längerer Krankheit starb Jakob Schloer am 24. August 1956 in Ost-Berlin. Doch wurde er nicht – wie sonst bei ehemaligen KPD-Führern üblich – mit einem Nachruf des ZK gewürdigt; nur seine Wohnparteigruppe Lichtenberg veröffentlichte eine kleine Todesanzeige im »Neuen Deutschland«.
Seine Frau Helene Schloer, geborene Lorenz (* 28. 6. 1887 – 17. 4. 1964), ebenfalls vor dem Weltkrieg Mitglied der SPD, Kontoristin und Buchhalterin, von 1912 bis 1914 Näherin in Brüssel, dort hatte sie persönliche Verbindung zu Julian Borchardt. 1917 offiziell als Näherin in Amsterdam, aber als Kurier der Spartakusgruppe eingesetzt und arbeitete eng mit Wilhelm Pieck, Willi Schoenbeck und Oskar Triebel zusammen. Anfang 1918 illegal zurück nach Deutschland, von Mai 1919 bis Februar 1933 Buchhalterin und Kassiererin im ZK der KPD, nach dem Verbot der Partei im illegalen Kassenapparat der KPD. Von Februar bis Juni 1934 in »Schutzhaft«, stand sie anschließend unter Polizeiaufsicht; von 1937 bis 1946 Buchhalterin in Berlin. Bei der illegalen Arbeit hatte Helene Schloer Kontakt zur Saefkow-Gruppe. Sie schloß sich 1945 wieder der KPD und 1946 der SED an, wirkte aber nur noch bei der VVN in Berlin-Lichtenberg.
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