Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Scheppach (Bayern); Vater Mittelbauer; Volksschule; Ausbildung zum Schlosser; 1901 DMV; Wanderschaft; 1903 – 05 Militärdienst; 1907 Werftarb. in Bremen; Fortbildungsschule, 1912 Mstr.; Mitgl. der Bremer Linksradikalen; während der Novemberrev. Mitgl. eines Arbeiterrats; Teiln. an der Errichtung der Bremer Räterep.; 1919 Gründungsmitgl. der KPD; Mitgl. der Bremer Nat.-Vers.; hauptamtl. DMV-Sekr.; 1920/21 KPD-Sekr. in Bremen; 1920 – 23 Mitgl. der Brem. Bürgerschaft; Mitgl. der KPD-BL Niedersachsen; 1923/24 Mitgl. des ZA der KPD, 1924 Anhänger der sog. Rechten; 1928 Anschluß an die »Versöhnler«, bis 1930 aktive Opp. gegen das ZK der KPD; 1928 – 30 Abg. des Dt. Reichstags; 1930 – 33 Org.-Sekr. der RH; Mitgl. des EK der IRH; Juli 1933 Emigration in die ČSR u. Frankreich (»Rohde«); 1933 – 36 Gen.-Sekr. der RH, wegen »doktrinärer Einheitsfrontpol.« abgesetzt; 1935 Gastdelegierter des VII. Weltkongresses der KI; Ausbürgerung 9.9.1938 (Liste 64); 1939 Flucht nach Norwegen, 1940 weiter nach Schweden; 1940 – 42 interniert, kurzz. in Loka-Brunn, dann im offenen Lager Lenhovda; anschl. Arbeit als Schlosser; Mitgl. der Landesgr. dt. Gewerkschaften; 1944 Gründungsmitgl. des Freien Dt. KB, Mitgl. der KPD-Ltg. in Schweden.
Jan. 1946 Rückkehr nach Dtl.; Mitarb. in der Dt. ZV für Umsiedler; ab April 1946 Hauptref. der Abt. Personalpol. des PV der SED; Feb. 1949 – Jan 1952 Ltr. des Personalbüros (zuständig für Personalfragen des Apparats des SED-PV); 1946 – 54 Mitgl. der ZRK der SED; nach 1952 wiss. Mitarb. u. Ltr. der Abt. Gedenkstätten im Museum für dt. Geschichte; 1954 VVO; 1957 KMO; gest. in Berlin.

Publ.
Nach zwölfjähriger Emigr. zurück nach Dtl. In: Wir sind die Kraft. Berlin 1959.
Sek.-Lit.
Scholz, M. F.: Skandinav. Erfahrungen erwünscht? Nachexil u. Remigration. Stuttgart 2000.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 27. August 1883 in Scheppach/Bayern, entstammte einer katholischen Kleinbauernfamilie; lernte in Augsburg Schlosser. Anschließend auf Wanderschaft, danach ließ er sich in Bremen nieder, arbeitete auf verschiedenen Werften und trat 1907 der SPD bei. 1913 nach dem Streik der Werftarbeiter entlassen, während des Krieges aber wieder auf der Weser-Werft. Miller war Mitglied der Linksradikalen unter Führung von Johann Knief, Paul Frölich und Felix Schmidt und gehörte bald zu deren leitendem Kern. Nach der Revolution beteiligte er sich 1919 aktiv an der Bremer Räterepublik. Seit Gründung der KPD Mitglied der Partei, wurde im März 1919 in die Bremer Bürgerschaft gewählt, der er bis 1923 angehörte, ab 1921 Vorsitzender der KPD-Fraktion. Miller war als Leiter des Metallarbeiterverbandes in Bremen hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär, 1920/21 (nach Karl Jannack) Orgsekretär der KPD. Ab 1921 Sekretär im Bezirk Niedersachsen, zugleich Leiter von Verlag und Druckerei der Arbeiterpresse in Hannover. Der VIII. Leipziger Parteitag 1923 wählte ihn zum Mitglied des ZA. Von Herbst 1923 bis März 1924 war er im Munsterlager inhaftiert.
Miller zählte zum rechten Parteiflügel. Nachdem die Linken 1924 die Führung übernommen hatten, stand er in Opposition zu ihnen, behielt aber seine hauptamtliche Funktion. Nach dem »Offenen Brief« 1925 und dem Ausschluß der Gruppe um Iwan Katz war Miller in Hannover und Niedersachsen der führende Kopf der KPD, Fraktionsführer in der Stadtverordnetenversammlung von Hannover und Abgeordneter des Provinziallandtages. Er wurde im Mai 1928 im Wahlkreis Südhannover-Braunschweig in den Reichstag gewählt, dem er bis 1930 angehörte. Während der Parteiauseinandersetzung 1928/29 schloß sich Miller den Versöhnlern an und arbeitete aktiv gegen die ZK-Linie. Anfang 1930 kapitulierte er, wurde in Berlin Sekretär im Zentralsekretariat der RHD und Mitglied des Präsidiums der IRH. Ab 1932 Orgleiter der RHD, auch nach dem Machtantritt der Nazis blieb er bis Juli 1933 in dieser Funktion illegal in Berlin. Im Juli 1933 ging er in die Emigration, zunächst vier Monate IRH-Instrukteur in Großbritannien, von Dezember 1933 bis April 1934 in Wien. Anschließend für drei Monate in den Niederlanden, dann übernahm er die Leitung der RHD in Paris bzw. in Prag. Im Juni 1936 wurde Sepp Miller von der Funktion als Leiter der RHD entbunden. Denn ein Gestapospitzel, den Miller trotz aller Warnungen förderte, hatte sich in München in den illegalen RH-Apparat für Süddeutschland eingeschlichen und die gesamte Organisation hochgehen lassen.
Bis 1939 arbeitete Miller in der tschechischen Organisation »Solidarität« in Prag. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen flüchtete er über Polen nach Norwegen und wurde Mitglied der Leitung der Emigrationsgruppe. Ende April 1940 nach Schweden, dort bis Ende 1940 in einem Internierungslager, anschließend in einem sogenannten offenen Lager in Süd-Schweden, arbeitete als Schlosser und leitete die dortige KPD-Gruppe. Im Januar 1946 kehrte Miller nach Deutschland zurück, wieder Mitglied der KPD und Mitarbeiter des ZK, dann Hauptreferent in der Personalpolitischen Abteilung des PV der SED. 1949 Leiter des neugeschaffenen Personalbüros, wurde Miller 1952 nach Kritik an der Arbeit dieses Büros pensioniert. Er gehörte von 1946 bis 1954 der ZRK an, erhielt 1957 den Karl-Marx-Orden. Josef (Sepp) Miller starb am 23. März 1964 in Ost-Berlin.
Millers Frau Charlotte (* 3. 10. 1910 – † 22. 10. 2005) war Stenotypistin, einige Zeit Sekretärin bei Professor Alfons Goldschmidt. Seit 1932 Mitglied der KPD, leistete sie nach 1933 illegale Arbeit für die RGO. Sie emigrierte zunächst nach Frankreich, dann nach Prag, 1939 folgte sie ihrem Lebensgefährten nach Oslo, 1940 nach Schweden und unterstützte ihn in seiner Tätigkeit als Leiter der KPD-Gruppe. Im Januar 1946 Rückkehr nach Deutschland, sie wurde Sekretärin bzw. Sachbearbeiterin im ZS der SED, zuletzt in der Abteilung Internationale Verbindungen des ZK der SED.

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Redaktionsschluss: Mai 2008. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet (Mail an herbst@gdw-berlin.de).

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