Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":
Geb. in Skalat (b. Tarnopol, Ostgalizien, Österr.-Ungarn/Ukraine) in einer jüd. Familie; Vater Uhrmacher u. Goldwarenhändler (alle Angehörigen wurden später in dt. Vernichtungslagern ermordet); 1914 nach Pogromen Flucht der Fam. nach Sachsen; aufgew. in Chemnitz, dort 1919-30 Realschule u. Gymnasium; 1925 dt. Staatsangehörigkeit; 1927 SAJ, 1928 SPD, 1930 Übersiedl. nach Berlin, dort 1930/31 Privatunterricht, 1932 Abitur; 1931 SAP u. ab 1932 KPD; als Werkstudent 1932/33 Studium der Rechtswiss. u. Nat.-Ökon. an der Univ. Berlin, aus »rass. Gründen« relegiert; 1932/33 Mitarb. der Abwehr des M-Apparates der KPD (»Rudi«); März – Juni 1933 kurzz. inhaftiert; anschl. weiter für den M-Apparat tätig; Dez. 1933 Emigr. nach Prag, Febr. 1934 nach Paris (»Plau«); hier aktiv in den »Freundeskreisen der dt. Volksfront«, ab 1935 in der Flüchtlingsarbeit; ab 1936 Sekr. der »Zentralvereinigung der dt. Emigr.« (ZVE); 1936 – 39 Beigeordneter Sekr. beim Völkerbund-Hochkommissar für Flüchtlinge aus Dtl. in Paris, 1938/39 in Prag (»Rudolf Katz«), maßgebl. beteiligt an der Evakuierungsaktion von KPD-Kadern nach Großbritannien; Sept. 1939 in Paris verhaftet, in versch. Lagern interniert u. zus. mit Paul Bertz im Juli 1940 in die Schweiz geflohen; Vertrauensmann der KPD für die Westschweiz, Grenzarbeit nach Frankreich; lebte illeg. unter der Identität eines Bankangest. in Genf (»Paul-Eric Perret«); Sept. 1942 Kontakte zum Office of Strategic Services (OSS) der USA (durch Noel H. Field); Okt. 1942 in Genf unter Spionageverdacht verhaftet; Okt. 1943 wg. Fälschung v. Ausweisen, nachrichtendienstl. Tätigkeit, Verletzung d. Neutralität der Schweiz u. kommunist. Betätigung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt; in Genf u. im Internierungslager Bascourt inhaftiert; Mai 1944 vorzeitige Entlassung auf Bewährung; ab Juni 1944 Mitarb. der Bew. »Freies Dtl.« u. deren Ltr. in der Region Westschweiz, Verbindungsmann zur illeg. Partei der Arbeit der Schweiz; Sekr. der KP-nahen Hilfsorg. Centrale Sanitaire Suisse (»Erwin Zoller«).
Juli 1945 Rückkehr nach Dtl.; Beauftragter des Centrale Sanitaire Suisse in Frankfurt (Main); ab 1945 geheimer Mitarb. eines sowj. Nachrichtendienstes; 1945/46 freier Mitarb. der »Frankfurter Rundschau«; 1945 – 49 Mitgl. des Sekr. der KPD-LL Hessen; 1946 Migl. des Beratenden Landesaussch. u. der verfassungsberatenden Versamml. Groß-Hessen, 1946 – 48 Abg. im Hess. Landtag, KPD-Fraktionsvors., Vizepräs. des Hess. Landtags; 1946/47 Hrsg. der KPD-Ztschr. »Wissen u. Tat«; 1947 Verkehrsunfall u. bis 1949 Krankenhausaufenthalt in der SBZ; 1949/50 Chefred. des Dtl.-Senders; 23.8.1950 wegen Verbindungen zu Noel H. Field u. angebl. umfangr. Hilfe für den »Klassenfeind« aus der SED ausgeschl. u. zus. mit seiner Ehefrau vom MfS verhaftet; Haft in den MfS-U-Haftanstalten Schumannstr. (Friedrich-Karl-Bunker) u. Berlin-Hohenschönhausen sowie ab Aug. 1951 im MGB-Gefängnis in Berlin-Karlshorst, Folterungen durch dt. u. sowj. Vernehmer; Dez. 1952 zus. mit Erica Glaser vom sowj. Militärgericht in Berlin-Lichtenberg als »amerik. Spion« zum Tode verurteilt; Jan. 1953 in die UdSSR deportiert u. wartete dort in einer Todeszelle auf seine Hinrichtung; Juni 1953 begnadigt zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien; Haft im Straflager Taischet, im Lager 013 b. Bratsk u. ab Nov. 1954 im Krankenlager Vichorevka; Okt. 1955 in die Bundesrep. Dtl. entlassen (aufgrund der dt.-sowj. Vereinbarung über Gefangenenrückführung); Herbst/Winter 1955/56 CIA-Befragungen; lebte in Frankfurt (Main), pol. Bildungsarbeit; 1956 SPD; 1957/58 Mitarb. der Illustrierten »Quick«; 1959 – 61 freier Mitarb, ab 1961 sozialpol. Red. des »Stern«; gehörte ab Mitte der 1960er Jahre zum Beraterkrs. von Willy Brandt; ab 1967 Gesprächsführer im geheimen Dialog zw. SPD u. KPI in Rom; 1968 – 72 Chefred. der SPD-Ztschr. »Die Neue Ges.«; ab 1969 polit. Mitarb. im Bundeskanzleramt, außenpolit. Berater des Bundeskanzlers Willy Brandt in Fragen der Ost- u. Dtl.-Politik; schwere Erkrankung (Haftfolgeschäden), gest. in Bonn.
© Die Urheberrechte am Lexikon und aller seiner Teile liegen beim Ch. Links Verlag. Die Weiterverwendung von Biographien oder Abschnitten daraus bedürfen der Zustimmung des Verlages.
Redaktionsschluss: Oktober 2009. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet.
Ch. Links Verlag, Prinzenstraße 85 D, 10969 Berlin,
ch.links@christoph-links.de