Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Nürnberg in einer jüd. Fam.; Vater Ing., Mutter 1942 im KZ Auschwitz ermordert; 1906 – 15 Volks- u. Mittelschule, 1915 – 18 Gymnasium in München; 1918/19 Sprachstudium Frz., Russ. u. Engl. an der Univ. Heidelberg; 1919 Spartakusbund/KPD München-Schwabing, daraufhin Verweigerung der Studienfinanzierung durch die Fam., Abbruch des Studiums; 1919 Red.-Volontär bei der »Vossischen Ztg.«; 1920 Angest. der Telegrafen-Agentur München, dann der Megola Werke; ab 1921 Stenotypistin im Delphinverlag München, dann Mitarb. des Ullsteinhauses, 1921 der Ztg. »Roten Fahne« in Berlin; ab 1922 freie Mitarb. der »Weltbühne«; 1922/23 stellv. Pol.-Ltr. u. Frauenltr. der KPD Berlin-Neukölln; bis 1925 Mitgl. der »ultralinken« Fraktion in der KPD (um Ruth Fischer); 1924 – 26 Gründerin u. Ltr. der Frauenztschr. »Die Arbeiterin«; 1926 – 33 Lektorin u. Red. des Neuen Dt. Verlags, dort 1927 – 33 Ltr. der kulturpol. Red., 1932/33 Chefred. der »AIZ«, mit Alexander Rado Hrsg. der »Geograph. Presse Korrespondenz«; März 1933 mit ihrer achtj. Tochter Flucht nach Österreich; 1933/34 in Wien; 1934/35 Mitarb. des Verlags Editions du Carrefour in Paris, Zusammenarbeit mit Willi Münzenberg; Lebensgemeinschaft u. später Heirat mit  Johannes R. Becher; folgte im Nov. 1935 ihrem Mann nach Moskau; 1936 Hrsg. der ersten Dokumentation über die Verfolgung der Juden im Nationalsoz. »Der gelbe Fleck«; 1935 – 45 in Moskau, Übersetzerin beim Staatsverlag für die »Internat. Lit.«; enge Zusammenarbeit mit Johannes R. Becher, Mitarb. der Ztschr. »Internat. Lit.« (Ps. u. a.: »Lotte Franken«, »Lilly Franken«, »Lotte Paul«, »Lilly Patell«); ab 1941 Mitarb. der EKKI-Presseabt. u. des Sowinformbüros (zuständig für die Auslandspresse); 1942 – 45 Mitarb. der dt. Abt. des Moskauer Rundfunks (»Inoradio«); pol. u. liter. Beiträge; Mitarbeit im NKFD.
Juni 1945 Rückkehr nach Dtl.; 1945/46 KPD/ SED, OdF; Dolmetscherin u. Red. beim Sowj. Nachrichtenbüro (SNB) in Berlin-Weißensee; 1945 – 50 Chefred. der »Neuen Berliner Illustrierten« (NBI); ab 1950 Mitgl. des DFD-Bundesvorst.; 1958 nach dem Tod ihres Mannes Johannes R. Becher Ltr. des nach ihm benannten Archivs in der AdK; 1961 VVO; ab 1963 Ehrenmitgl. des ZV des DSV, ab Juli 1963 stellv. Vors. der DSF Berlin; 1969 Banner der Arbeit; 1971 VVO; 1976 Ehrenspange zum VVO; gest. in Berlin.

Publ.
Rote Signale. Gedichte u. Lieder. Berlin 1931 (Hrsg.); Johannes R. Becher. Bildchronik seines Lebens. (mit G. Prokop). Berlin 1963.
BRB

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 27. Januar 1901 in Nürnberg, Tochter des Ingenieurs Emil Korpus (ihre Mutter ist im KZ Auschwitz umgekommen). Gymnasium in München, 1918 Studium an der Universität Heidelberg, mußte das Studium abbrechen, da ihr die Familie die Finanzierung versagte. 1919 Redaktionsvolontärin bei der »Vossischen Zeitung«, 1921 Stenotypistin u. a. in der Münchner Redaktion im Ullsteinhaus. Lilly Korpus, die seit 1919 Mitglied der KPD war, übersiedelte Ende 1921 nach Berlin, wurde hier Redakteurin der »Roten Fahne« und arbeitete auch hauptamtlich für die Partei. 1922/23 zunächst Frauenleiterin in Berlin-Neukölln, anschließend Frauenleiterin der BL Berlin-Brandenburg, 1924 Gründerin und bis 1925 Redakteurin der kommunistischen Zeitschrift »Die Arbeiterin«. Als Anhängerin der Linken wurde sie 1924 2. Polleiter des Bezirks Berlin-Brandenburg. Da Ruth Fischer als nomineller 1. Polleiter zugleich Parteivorsitzende der KPD war, übte Lilly Korpus de facto diese Funktion aus. Ab Frühjahr 1925 Orgleiter der Berliner KPD, stellte sie sich mit der Mehrheit der Berliner Funktionäre nach dem »Offenen Brief« 1925 gegen die neue Führung Ernst Thälmanns und gegen die Parteilinie. Weil sie im Berliner Funktionärorgan »Funke« die Position Ruth Fischers verteidigte, aus dem hauptamtlichen Funktionärsapparat entfernt, aber nach Abkehr von der linken Opposition 1926 und auch durch Fürsprache von Wilhelm Pieck in kommunistischen Massenorganisationen eingesetzt.
Zunächst Mitarbeiterin der »Weltbühne«, dann 1926 Lektorin und Redakteurin im Neuen Deutschen Verlag. Von 1926 bis 1933 leitete sie die von Willi Münzenberg herausgegebene AIZ als Chefredakteurin und veröffentlichte einige Novellen. Ihre Ehe mit dem kommunistischen Funktionär Paul war inzwischen geschieden. In der Nacht vom 7. zum 8. März 1933 von SA-Leuten in Berlin überfallen, flüchtete sie mit ihrem Kind Marianne (* 8. 11. 1925) nach Wien und emigrierte Ende 1933 nach Paris. Dort Redakteurin und Lektorin bei der Zeitschrift »Editions du Carrefour« und Mitautorin am antifaschistischen Sammelwerk »Der gelbe Fleck«. Ende 1935 reiste sie nach Moskau. Obwohl sie nach ihrer »ultralinken Periode« 1925 keinerlei Abweichungen mehr gezeigt hatte, mußte sie doch während der Stalinschen Säuberung Schlimmes befürchten. Aber inzwischen eng mit Johannes R. Becher liiert, blieb sie verschont und war ab 1936 ständige Mitarbeiterin an der von Becher herausgegebenen Zeitschrift »lnternationale Literatur – Deutsche Blätter«. Im Juni 1945 kehrte sie als Ehefrau J. R. Bechers nach Deutschland zurück und war ab September 1945 Chefredakteurin der »Neuen Berliner Illustrierten«, ab 1951 freie Mitarbeiterin beim Berliner Verlag. Nach Bechers Tod leitete sie zeitweilig das J. R. Becher-Archiv der Akademie der Künste in Ost-Berlin. 1971 erhielt sie den VVO in Gold, doch ihre führende Rolle in der linken KPD 1924/25 wurde nicht erwähnt. Lilly Korpus-Becher starb am 20. September 1978 in Ost-Berlin.

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