Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Berlin-Wedding; Vater Schriftsetzer u. Buchdrucker; Volksschule, kfm. Angest., Kontoristin u. Directrice; 1903 – 10 Heimarbeit; 1906 – 17 SPD, 1907 Mitgl. des Wäschereiarbeiterverb., 1910 ZdA, dann RGO; 1907 – 16 verantw. für die Frauenarbeit der SPD, 1909 –16 Frauenltr. im KV Niederbarnim u. dann im ZV der SPD; 1910 – 19 Angest. der Konsumgenossensch. Berlin, zul. Ltr. der Abt. Lohnbuchhaltung u. Sozialfürsorge; 1915 mit Clara Zetkin auf der Internat. Frauenkonferenz in Bern; 1917 Mitgl. der USPD-BV in Berlin-Wedding; Teiln. an den Nov.-Kämpfen 1918 in Berlin; 1919 – 21 Abg. des Preuß. Landtags (Landesvers.); im Dez. 1920 Übertritt zur KPD; 1921 – 24 MdL Preußen; Mitgl. der IAH u. deren Vorst.; ab 1920 Reichssekr., 1922/23 Frauensekr. im KPD-Bez.-Verb. Groß-Berlin; 1922 – 24 Red. »Die Kommunistin«; 1924 – 30 Abg. des Reichstags; 1928 – 31 Reichssekr. der Arbeitsgemeinschaft Sozialpol. Org.; 1928 – 33 Red. der Ztschr. »Proletar. Sozialpol.«; 1931 –35 Mitgl. der IAH-Exekutive (ZK) u. des internat. Sekr. für Sozialpol.; Apr. 1933 verhaftet u. bis Sept. 1933 »Schutzhaft« im Frauengefängnis Berlin; Mai 1934 Emigr. nach Moskau, bis 1945 in der UdSSR; 1934/35 Referentin der Filmgesell. »Meshrabpom« u. der RGI in Moskau; 1936 Mitarb. der Sozialökon. Abt. der RGI, dann schriftsteller. tätig; zeitw. in der Ltg. des »Klubs ausländ. Arbeiter«; 1938 – 41 während der NKDW-Haft ihres Mannes Paul Schwenk isoliert; ab 1941 bei Radio Moskau, 1941 – 43 Evakuierung in Engels; Mitbegr. des NKFD; 1943 – 45 Mitarb. des NKFD.
Juni 1945 mit  Wilhelm Pieck Rückkehr nach Dtl.; Mitunterz. des KPD-Aufrufs vom 11.6.1945; Aug. 1945 Mitgl. des Zentr. Frauenaussch. beim Berliner Magistrat; 1945/46 Mitgl. des ZK der KPD; 1945 – 48 Ltr. der Abt. Sozialpol. des FDGB u. Mitgl. des BV; 1946/ 47 Mitgl. des PV der SED; 1949/50 Vors. der Sozialversicherungsanstalt Groß-Berlin, aus gesundheitl. Gründen ausgeschieden; gest. in Berlin.

Publ.
Kinder hungern! Kinder sterben! Wir klagen an. 1932; 4 Mon. Brüning-Reg. Berlin 1930; Über Sozialpolitik. Berlin 1946; Soziale Sicherung. Berlin 1950.
Sek.-Lit.
Leonhard, W.: Die Rev. entläßt ihre Kinder. Köln 1955; Wehner, H.: Zeugnis. Köln 1982; Erler, P.: »Moskau-Kader« der KPD in der SBZ. In: Wilke, M. (Hrsg.): Die Anatomie der Parteizentr. Die KPD/SED auf dem Weg zur Macht. Berlin 1998; Müller, R.: »Menschenopfer unerhört« – Eingaben u. Briefe dt. Emigrantinnen an Stalin, Molotow u. andere. In: Barck, S. et al. (Hrsg.): Jahrhundertschicksale. Berlin 2003.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 29. März 1885 in Berlin als Tochter eines Schriftsetzers; kaufmännische Lehre, danach Angestellte der Konsumgenossenschaft Berlin. Nach einer Operation schwer körperbehindert, war sie von 1903 bis 1910 Heimarbeiterin. 1906 Mitglied der SPD, ab 1909 Frauenleiterin im Kreisverband Niederbarnim. Während des Weltkrieges gehörte sie zu den führenden Köpfen der »Niederbarnimer Opposition« und war Teilnehmerin der Internationalen Frauenkonferenz in Bern 1915. 1917 Übertritt zur USPD, Abgeordnete dieser Partei in der Preußischen Landesversammlung von 1919 bis 1921. Nach der Spaltung der USPD im Oktober 1920 Mitglied des ZK der linken USP. Mit dieser im Dezember 1920 zur KPD, deren Abgeordnete sie von 1921 bis 1924 im Preußischen Landtag und von Dezember 1924 bis 1930 im Reichstag war.
Zunächst in der Frauenarbeit der KPD tätig, zeichnete Martha Arendsee 1922 bis 1924 für die Zeitschrift »Die Kommunistin« verantwortlich, danach Redakteurin an der Zeitschrift »Proletarische Sozialpolitik«. Ab 1925 vor allem in der IAH tätig, derem Vorstand sie angehörte. 1930 wegen ihrer Sympathie für den rechten Parteiflügel nicht mehr für den Reichstag nominiert.
Im April 1933 verhaftet und bis September im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße inhaftiert. Nach der Freilassung emigrierte sie im April 1934 zusammen mit ihrem Mann, Paul Schwenk, in die Sowjetunion. Dort wurde Schwenk während der Stalinschen Säuberung von 1937 bis 1941 inhaftiert. Martha Arendsee war zunächst Mitarbeiterin der RGI, dann zeitweilig in der Leitung des »Klubs ausländischer Arbeiter« und ab 1941 bei Radio Moskau. Sie war einziges weibliches Mitglied des 1943 gegründeten Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD). Anfang Juni 1945 kehrte sie mit Wilhelm Pieck nach Deutschland zurück, wurde Mitunterzeichnerin des ersten Aufrufs des ZK der neugebildeten KPD vom 11.Juni 1945. Martha Arendsee war ab August 1945 Mitglied des Zentralen Frauenausschusses beim Berliner Magistrat und noch einige Zeit in der Frauenarbeit der KPD-SED tätig. Sie gehörte dem I. Parteivorstand der SED an, wurde aber schon auf dem II. Parteitag der SED im September 1947 nicht wiedergewählt. Nach Gründung des FDGB leitete sie die Abteilung Sozialpolitik im Bundesvorstand. 1949/50 Vorsitzende der Sozialversicherungsanstalt von Ost-Berlin. Martha Arendsee starb am 22. Mai 1953 in Ost-Berlin.

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