Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Fürstenwalde (Spree); Vater Schmied; Mittelschule; Ausbildung zum Schlosser; Arbeit als Monteur; 1910 SPD u. DMV; 1916/17 Militärdienst, entlassen wegen Krankheit, Zuteilung zum RAW in Berlin; 1917 USPD; 1919 KPD; versch. gewerkschaftl. u. Parteifunktionen auf regionaler u. zentr. Ebene;
ab Mai 1923 Mitgl. der KPD-Zentr., 1924 – 46
des ZK der KPD; 1925 – 27 Mitgl. des PB,
1925 – 27 Mitgl. u. Sekr. des Org.-Büros des ZK, 1921 – 24 Abg. des Preuß. Landtags; 1923 – 33 Funktionen in der Zentr. bzw. im ZK der KPD; 1924 – 32 Abg. des Dt. Reichstags; 1924 als »Gebhardt« Teiln. am V. Weltkongreß der KI, dort zum Mitgl. des EKKI u. seines Sekr. gewählt; 1929/30 Mitgl. u. Geschäftsf. im ZV der RHD, danach Instrukteur für die Arbeit unter Arbeitslosen; 28.2.1933 verhaftet, »Schutzhaft«, Zuchthaus Spandau, 1933/34 KZ Sonnenburg, 1934 – 37 KZ Lichtenburg u. von 1937 – 40 im KZ Buchenwald; ab 1940 Arbeit unter Polizeiaufsicht als Schlosser bei der Maschinenfabrik Schäfer in Köslin (Pommern); Juli 1944 – 1.5.1945 erneut Haft im KZ Sachsenhausen, zul. Evakuierungsmarsch.
11.6.1945 Mitunterz. des Aufrufs der KPD u. 19.6. des Aktionsabkommens von KPD u. SPD; 1945/46 ZK der KPD u. Vors. der BL Groß-Berlin der KPD; 19.5.1945 – Dez. 1946 Stadtrat für Sozialwesen beim Magistrat von Groß-Berlin; Mitbegr. des Hauptamtes OdF beim Magistrat von Groß-Berlin; Nov. 1946 – Sept. 1948 stellv. Stadtverordnetenvorsteher; 1946 – 53 Mitgl. des LV bzw. der BL Berlin der SED; ab 1946 Präs. der Volkssolidarität Groß-Berlin; 1947 – 53 Vors. der VVN für die SBZ bzw. DDR, danach Mitgl. des Komitees der Antifa. Widerstandskämpfer der DDR u. des Rats der gesamtdt. VVN; 1947/48 Dir. des Verlags Volk u. Welt; 1948 – Mai 1950 Hauptref. in der Abt. Arbeit u. Soziales der DWK bzw. in der Abt. VdN im Min. für Arbeit u. Gesundheitswesen, anschl. Pensionär; 1948/49 Mitgl. des Dt. Volksrats; 1949 – 54 Abg. der (Prov.) Volkskammer, ab 1954 der Länderkammer der DDR; gest. in Berlin.

Sek.-Lit.
Wierskalla, S.: Die VNN in der SBZ u. in Berlin 1945 – 1948. München 2007; VVN (Hg.): 60 Jahre VVN. Berlin 2007; Gleising, G.: Die VVN. Bochum 2008.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 16. November 1882 in Fürstenwalde/Spree, Sohn eines Schmieds; er besuchte die Knaben-Mittelschule, lernte Schlosser und ging anschließend auf Wanderschaft und war dann bei der Eisenbahn tätig. 1910 Mitglied der SPD, gehörte in Berlin zum linken Flügel. Geschke wurde 1916/17 Soldat, im Januar 1918 wegen Krankheit entlassen, dann Monteur beim Werkstättenamt der Reichsbahndirektion Berlin. Anhänger der Spartakusgruppe, trat 1917 zur USPD über. 1918 Mitglied der Revolutionären Obleute Berlins, ab 10. November 1918 war er im Berliner Arbeiter- und Soldatenrat. Seit Parteigründung 1919 in der KPD, nahm Geschke am sogenannten Spartakusaufstand teil und befand sich von Juni bis November 1919 in »Schutzhaft«. Ab November 1919 Sekretär der Betriebsrätezentrale Berlin, er saß auch in der engeren Leitung der KPD Berlin-Brandenburg, war seit Dezember 1920 2. Orgsekretär und wurde auf dem VII. Parteitag 1921 in den ZA berufen. Von 1921 bis 1924 Abgeordneter des Preußischen Landtags (Wahlkreis Berlin), 1921 wurde er zum Vorsitzenden des Berliner Eisenbahnerverbandes gewählt, aber vom Hauptvorstand nicht bestätigt. In den folgenden Jahren spielte Geschke als einer der Führer der linken Opposition in der KPD eine Rolle.
Auf dem VIII. Parteitag 1923 von den Linken als Mitglied der Zentrale vorgeschlagen, aber nicht gewählt, doch im Mai 1923 berief ihn dann der ZA (ebenso wie Ruth Fischer, Ernst Thälmann und Arthur König) in die Zentrale. Während der Vorbereitung des Oktober 1923 gehörte er zum Militärapparat (Pseudonym: Eisbär), in dem er bis 1926 tätig war. Nachdem die Linken 1924 die Parteiführung übernahmen, wurde Geschke auf dem IX. Parteitag in die Zentrale gewählt. Neben Werner Scholem leitete er die Orgarbeit der KPD und führte die Bolschewisierung durch. Unter dem Decknamen Gebhardt berief ihn der V. Weltkongreß der Komintern 1924 zum Mitglied und Sekretär ins EKKI-Präsidium. Da Scholem 1925 die ultralinke Opposition gegen die Fischer-Führung leitete, übernahm Geschke hauptverantwortlich die Orgarbeit. Auf dem X. Parteitag 1925 verteidigte er vehement die Ruth-Fischer-Führung und fuhr den Jugenddelegierten unter Konrad Blenkle grob über den Mund, als diese opponierten. Geschke wurde nunmehr auch ins Polbüro gewählt.
Als die Komintern-Führung mit dem »Offenen Brief« 1925 die Fischer-Führung absetzte, rückte Geschke ebenso schnell von dieser ab. Er war neben Thälmann und Philipp Dengel der prominenteste deutsche Linke, den die Komintern zu sich herüberziehen konnte. Im Dezember 1924 im Wahlkreis Potsdam in den Reichstag gewählt, dem er ununterbrochen bis 1932 angehörte. 1927 wieder ins ZK berufen und verantwortlich für die Funktionärszeitschrift »Der Parteiarbeiter«. Da er sich bei der Wittorf-Affäre 1928 von Thälmann distanzierte, wurde er in den Hintergrund gedrängt. Zwar wurde er auch 1929 wieder ins ZK gewählt, bekam aber keine wichtigen Funktionen mehr. Im Juli 1932 auch nicht mehr MdR, abgeschoben als Sekretär der RHD, danach Instrukteur für die Arbeit unter den Erwerbslosen.
Am 28. Februar 1933 wurde Geschke verhaftet, kam zunächst ins Zuchthaus, anschließend ins KZ, von 1937 bis 1940 KZ Buchenwald. 1940 unter Auflagen entlassen, arbeitete er unter Polizeiaufsicht als Schlosser in Köslin/Pommern. Im Juli 1944 erneut verhaftet und bis Ende April 1945 im KZ Sachsenhausen. Erst auf dem Evakuierungsmarsch von der Roten Armee befreit, kehrte Geschke nach Berlin zurück und wurde auf Empfehlung Walter Ulbrichts am 19. Mai 1945 durch Befehl des sowjetischen Generalobersten Nikolai Bersarin Stadtrat für Sozialwesen im ersten Berliner Nachkriegsmagistrat. Im Juni 1945 Mitunterzeichner des Aufrufs der KPD, Vorsitzender der ersten BL der KPD Groß-Berlin, aber bereits im Juli von Waldemar Schmidt abgelöst. Bei Gründung der VVN 1947 zum Vorsitzenden dieser Organisation gewählt, trat Geschke in der SED nicht mehr besonders hervor, er wurde auch niemals Mitglied des Parteivorstandes bzw. des ZK der SED. 1947/48 Direktor des Verlages Volk und Welt und von Ende 1948 bis Mai 1950 Hauptreferent in der Abteilung Arbeit und Soziales der DWK bzw. im Ministerium für Arbeit und Gesundheitswesen, ab 1950 Pensionär, erhielt er 1954 den VVO in Silber. Ottomar Geschke starb am 17. Mai 1957 an einem Herzschlag in Ost-Berlin.

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