Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

(* 1880 – † 1938)
Geboren am 5. Februar 1880 in Hamburg; lernte Schneider, nach der Lehre Wanderschaft, 1910 Mitglied der SPD. Ende 1913 Sekretär und hauptamtlicher Angestellter der Gewerkschaft (Schneiderverband) in Stuttgart, 1919 Vorsitzender der Filiale Berlin des Schneiderverbandes. 1917 Übertritt zur USPD, seit Gründung 1919 Mitglied der KPD, Funktionär in Berlin. Schumacher war ab 1921 Sekretär der BL Berlin-Brandenburg für Gewerkschaftsfragen, gehörte von 1921 bis 1924 der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. Er stand auf dem linken Parteiflügel, gründete Anfang 1924 den kommunistischen »Verband Internationaler Bekleidungsarbeiter«, dessen Vorsitzender und hauptamtlicher Sekretär Schumacher wurde. Zunächst Anhänger der Ruth-Fischer-Führung, geriet er (zusammen mit Paul Kaiser und Paul Weyer) Mitte 1924 in Konflikt mit der Parteilinie, da er die Spaltung der Gewerkschaften propagierte. Als er auf dem V.Weltkongreß der Komintern im Juni/Juli 1924 seine abweichende Haltung vertrat, beschloß die Tagung, »daß die Einstellung von Wilhelm Schumacher und Genossen zur Gewerkschaftsfrage und ihre Tätigkeit in der Gewerkschaftsbewegung den Beschlüssen des V. Weltkongresses der Komintern zuwiderlaufen«. Daraufhin gemeinsam mit Kaiser und Weyer Anfang September 1924 aus der KPD ausgeschlossen. Im September 1925 stand Schumacher (als ehemaliges Mitglied der BL Berlin-Brandenburg) zusammen mit Arkadi Maslow, Paul Schlecht und Anton Grylewicz vor Gericht, bekannte sich dort zum Kommunismus, obwohl er der Partei nicht mehr angehörte. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt, da es unter Amnestie fiel. Schumacher blieb Vorsitzender seiner linkskommunistischen Gewerkschaft und wurde deshalb von der KPD diffamiert. Im April 1933 von der Gestapo verhaftet, blieb er bis Ende Mai 1933 im Berliner Gefängnis Plötzensee in »Schutzhaft«, war danach erwerbslos, aber weiter illegal aktiv. Wilhelm Schumacher starb am 5. Oktober 1938 in Berlin. Sein Sohn Kurt (* 6. 5. 1905 – † 22. 12. 1942) und seine Schwiegertochter Elisabeth, geborene Hohenemser (* 28. 4. 1904 – † 22. 12. 1942), gehörten zur Widerstandsgruppe Schulze-Boysen (»Rote Kapelle«), sie wurden beide im Dezember 1942 in Plötzensee hingerichtet.

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