Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 6. Februar 1884 in Steele/Krs. Essen, Sohn eines Bergmanns; Bergarbeiter, 1905 während des Bergarbeiterstreiks wegen Bedrohung von Streikbrechern zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Von 1905 bis 1908 Militärdienst. 1912 Mitglied der SPD. Von 1914 bis 1917 war Schwan bei der Artillerie, dann wieder Bergarbeiter. Er schloß sich der USPD an, erhielt vom Militärkommando Münster Redeverbot, weil er als Vertrauensmann im Bergarbeiterverband gemeinsam mit Ulrich Rogg Spartakusbriefe verteilt hatte. Im November 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Hamm, 1919 »Schutzhaft« in Werl und Münster, schließlich vom Kriegsgericht Münster zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Während des Kapp-Putsches kämpfte er gegen die Truppen der Generäle Lichtschlag und Watter. In Abwesenheit zum Tode verurteilt, flüchtete er ins besetzte Gebiet. Mit der linken USPD kam Schwan (Delegierter des Vereinigungsparteitages) zur KPD. Deren Zentrale setzte den populären Redner als Sekretär im UB Duisburg ein, er wurde auf dem VIII. Parteitag 1923 in die Gewerkschaftskommission und als Kandidat in den ZA gewählt. Bis 1924 leitete er, der sich nach der Oktoberniederlage 1923 dem linken Flügel angeschlossen hatte, den UB Duisburg illegal weiter. Der Bezirksparteitag Ruhr im März 1924 berief ihn zum Sekretär für Gewerkschaftsfragen in die BL Ruhr. Im Juni wurde Schwan als Nachfolger Kurt Rosenbaums Polleiter des wichtigen Bezirks Ruhr. Im Mai und im Dezember 1924 im Wahlkreis Düsseldorf-West als Abgeordneter in den Reichstag gewählt. Am 1. Februar 1925 übernahm er Funktionen bei der Zentrale in Berlin, im Juli 1925 erneut Polleiter im Ruhrgebiet. Der X. Parteitag im Juli 1925 berief Schwan ins ZK der Partei. Im August Mitglied der Delegation, die in Moskau gegen die Fischer-Führung verhandelte, er unterschrieb den »Offenen Brief«, wurde sofort auf Vorschlag Ernst Thälmanns ins Polbüro aufgenommen und bildete zusammen mit Thälmann und Philipp Dengel das Präsidium des Polbüros.
Schwan gehörte im September 1925 neben Thälmann, Dengel, Arthur Ewert, Wilhelm Florin und Ottomar Geschke auch dem Sekretariat an. Doch Ende 1925 verließ er das Polbüro, im März 1926 wurde er aus dem ZK entfernt. Er schloß sich der Ruth-Fischer-Opposition an und versuchte, im Ruhrgebiet die linke Opposition aufzubauen, unterzeichnete am 11. September 1926 den »Brief der 700«. Auf der Tagung des ZK am 5.November 1926 trat Schwan gegen die Parteilinie auf und wurde sofort gemeinsam mit Werner Scholem und Hugo Urbahns aus der KPD ausgeschlossen mit der Begründung der »Duldung von Korruption im Ruhrgebiet«. Im Reichstag gehörte er zur Gruppe der linken Kommunisten, war aber in keiner Organisation, auch nicht im Leninbund, sondern schied aus der aktiven Politik aus. Nach dem Erlöschen seines Reichstagsmandats 1928 im Anzeigengeschäft tätig, später Handelsvertreter. Ende Februar 1933 wurde sein Geschäft als getarntes KPD-Unternehmen geschlossen, Schwan verhaftet und ins KZ gebracht, nach einigen Monaten entlassen. 1935 emigrierte er ins Saargebiet, wo er als Handelsvertreter arbeitete, war dann in Berlin, hier 1938 nochmals für vier Monate inhaftiert. Während des Zweiten Weltkrieges in Rüstungsbetrieben dienstverpflichtet. Im Mai 1945 wieder Mitglied der KPD, ab Juni Leiter des Wohnungsamtes Berlin-Lichtenberg, später Personalleiter einer »Personen-Beförderungs-Gesellschaft«. Er wurde am 26. April 1949 aus der SED ausgeschlossen. Als er Widerspruch einlegte, beschäftigte sich die ZPKK am 3.August 1950 mit dem »Fall Schwan«. Sie bestätigte den Beschluß der LPKK auf Ausschluß wegen »parteischädigenden Verhaltens«. Schwans Name tauchte in einer Aufzählung der Ausgeschlossenen als »besonders charakteristischer Fall« auf, er wurde als »Trotzkist mit kriminellem Einschlag« genannt. Wilhelm Schwan starb am 2.Februar 1960 in Ost- Berlin. Seine Ehefrau, Anna Schwan, geborene Kobs (* 12. 7. 1889) flüchtete im März 1960 in die Bundesrepublik Deutschland.

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