Die Kunst des Erinnerns. Über die Deutungskonkurrenz zwischen Zeitzeugen und Zeithistorikern
Die politische und historische Debatte wird immer wieder geprägt von der Frage, wie wir uns richtig an die SED-Diktatur erinnern sollen. Erinnerungskultur und Wissenschaft befinden sich dabei in einem spannungsvollen Verhältnis. Hinter dem gerne zitierten Bonmot vom „Zeitzeugen als natürlichem Feind des Historikers“ geht es um einen weit tieferen Konflikt zwischen dem moralischen Duktus der Erinnerung und dem rationalen Erklärungsanspruch der Wissenschaft. Zeitzeugen vermitteln oft emotionale Bilder von der erlebten Vergangenheit. Indem sie von ihren persönlichen Erfahrungen berichten, tragen sie zur Individualisierung der Geschichte bei. Dagegen bemüht sich der Historiker um eine distanzierte, weitgehender Objektivität verpflichteten Herangehensweise. Für ihn ist der Zeitzeuge eine von vielen wichtigen Quellen und zugleich authentischer Rahmen der wissenschaftlichen Erzählung. Längst aber hat sich die Generation der Mitlebenden von ihrer Rolle als Quelle emanzipiert und beansprucht eine eigene Deutungskompetenz. Droht hier eine Entmachtung der Historikerzunft? Was leisten Zeitzeugen, was Historiker nicht können? Was können Historiker, was Zeitzeugen fehlt? Welche Ansprüche, Sichtweisen und Deutungskompetenzen können sie jeweils in der Erinnerungsarbeit geltend machen?
Datum
22.03.11
Typ
Audio
Thema
Erinnerungskultur

Audiomitschnitt der Veranstaltung vom 22.03.2011. Mit einer Begrüßung von Dr. Anna Kaminsky und einer Einführung von Prof. Dr. Alexander von Plato.

Gäste: Bettina Effner, Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, Dr. Günter Kröber

Moderation: Dr. Jens Hüttmann

Die Kunst des Erinnerns. Über die Deutungskonkurrenz zwischen Zeitzeugen und Zeithistorikern