Kinder in Speziallagern - Interview mit Annemarie Link

Annemarie Link wurde am 28. Juni 1949 im Speziallager Sachsenhausen geboren. Ihre Mutter starb zehn Wochen nach der Entbindung. Erna Dachs, eine Mitgefangene der Mutter, die selbst im Speziallager ein Kind geboren hat, das aber kurz darauf verstarb, nahm Annemarie auf und kümmerte sich um sie. Beide wurden 1950 ins Gefängnis Hoheneck verlegt, von wo das Kind ins Kinderheim nach Leipzig eingewiesen wurde. Aus dem Kinderheim hat die ältere Tochter von Erna Dachs sie abgeholt und bei der Familie blieb sie, bis ihre Pflegemutter im Januar 1954 entlassen wurde. 1958 zogen beide dann nach Ost-Berlin.

„In der DDR wurde darüber nicht gesprochen, das war ja verboten. Und mich hatte das zwar schon interessiert, aber ich hatte mit der Familie, mit meiner Arbeit, und wollte im Prinzip eigentlich das nicht so genau alles wissen. Erst als ich dann Rentnerin wurde, hatte ich dann Muße und Zeit und habe mich dann mit diesem Thema aufgrund des Drängens meiner Familie, auch mit Alexander Landowsky in Verbindung gesetzt und dann die Recherchen alle durchgeführt und bin immer noch bei.“

Ausführlich spricht sie über ihre leibliche Mutter, ihre Pflegemutter und die häufigen Namenswechsel, die sie als Namenslosigkeit empfand und über die Kontakte zu ihrem leiblichen Vater. Die Suche nach den Spuren der Vergangenheit begann bei Annemarie erst mit dem Beginn der Pension, was sie im Interview ausführlich schildert.

Kapitel im Video
  • Ab 00:00 | Umstände der Geburt im Lager
  • Ab 00:52 | Leibliche Eltern
  • Ab 03:08 | Nachforschungen über die leibliche Mutter
  • 04:49 | Grund der Verhaftung der leiblichen Mutter
  • 07:33 | Gewöhnung an die Pflegemutter
  • 09:27 | Schulausflug nach Sachsenhausen 1963
  • 10:26 | Über die Vergangenheit nicht sprechen können
  • 11:58 | Eigene Erfahrungen und die Beziehung zur Pflegemutter

Interview mit Annemarie Link

Kinder in Speziallagern

In allen zehn Speziallagern in der Sowjetischen Besatzungszone kamen Kinder zur Welt. Säuglinge und Kleinkinder wurden selten erfasst oder besonders versorgt. Ihr Schicksal und die Geschichte ihrer Eltern waren häufig von Geheimhaltung, Verdrängung und Tabuisierung geprägt. In unserer Interviewreihe "Kinder in Speziallagern" sprechen wir mit Kindern, die in Lagern geboren wurden. Ihre Vergangenheit hat Spuren hinterlassen.

Weitere Informationen zum Thema

Dossier "Sowjetische Speziallager in der DDR und in der SBZ"