Kinder in Speziallagern - Interview mit Barbara Kirchner
Barbara Kirchner wurde am 19. November 1946 im Speziallager Sachsenhausen geboren. Die Eltern sind 1946 auf einer Reise nach Dresden verhaftet worden. Der Vater, früher im sowjetischen Sektor als Journalist tätig, ging zum amerikanischen Nachrichtendienst. Nach einer Denunziation wurde er wegen Spionage zu 20 Jahren Haft verurteilt und saß bis 1956 in Bautzen. Die Mutter war ohne ein Urteil zunächst in Hohenschönhausen und im Lager Sachsenhausen inhaftiert. Entlassen wurden Mutter und Tochter im Jahre 1950.
„Meine Mutter, als sie etwa mit drei Monaten gemerkt hat, sie ist schwanger, waren die Verhöre, die sie von meinem Vater mitgehört hat. Sie hat dann die ganze Zeit erlebt, nicht wissend, weggesperrt, nicht wissend, was überhaupt aus ihr wird.“
Barbara Kirchner spricht im Interview über die genaueren Umstände der Verhaftung der Eltern, ihre persönlichen Erinnerungen und traumatische Erlebnisse, über das Willkür-System in das ihre Familie geraten war und welche Folge es für sie und die Familie gehabt hat.
Kapitel im Video
- 00:00 | Der Vater und die Verhaftung der Eltern im April 1946 in Dresden
- 03:07 | Erinnerungen an die Entlassung aus dem Lager - 1950
- 06:13 | Der Briefkontakt zum Vater und seine Entlassung 1956
- 09:02 | Zum ersten Mal wieder in Sachsenhausen und die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit
Kinder in Speziallagern
In allen zehn Speziallagern in der Sowjetischen Besatzungszone kamen Kinder zur Welt. Säuglinge und Kleinkinder wurden selten erfasst oder besonders versorgt. Ihr Schicksal und die Geschichte ihrer Eltern waren häufig von Geheimhaltung, Verdrängung und Tabuisierung geprägt. In unserer Interviewreihe "Kinder in Speziallagern" sprechen wir mit Kindern, die in Lagern geboren wurden. Ihre Vergangenheit hat Spuren hinterlassen.
Weitere Informationen zum Thema
Dossier "Sowjetische Speziallager in der DDR und in der SBZ"