Wir müssen Reden! Enteignungen in der SBZ und DDR

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs errichtete die sowjetische Besatzungsmacht in ihrer Zone eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild. Damit war nicht nur die politische Umgestaltung, sondern auch tiefgreifende wirtschaftspolitische Entscheidungen verbunden. Dazu gehörten rücksichtslos durchgeführte Enteignungen von Land- und Grundbesitz aber auch von Handwerks- und Industriebetrieben sowie dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Die enteigneten Besitzer wurden oft auch politisch verfolgt; viele flohen in den Westen, um den Repressionen zu entgehen. Nach der Gründung der DDR begann eine zweite Welle von ideologisch begründeten Enteignungen. Zahlreiche Familien- und Traditionsbetriebe wurden zerstört. Bis heute sind mit den Enteignungen verbundene Fragen wie Entschädigungen oder die Klärung der Besitzverhältnisse nicht vollständig geklärt. Vor dem Hintergrund aktueller Enteignungsdebatten möchten wir mit Ihnen in zwei Gesprächsrunden zum Thema diskutieren. Zunächst fragen wir aus wissenschaftlicher Perspektive, welche Forschungsergebnisse heute mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung dazu vorliegen. Welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen hatten die Enteignungen? In der zweiten Runde fragen wir danach, wie die teilweise traumatischen Erfahrungen der Enteignung von Betroffenen, Zeitzeugen und ihren Nachkommen erinnert werden und nachwirken.