Der Zentrale Runde Tisch der DDR tritt am 7. Dezember 1989 erstmals in Berlin zusammen. Auf Einladung des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR treffen sich Vertreterinnen und Vertreter von sieben Oppositionsgruppen mit ebenso vielen Unterhändlern der SED, der Blockparteien und staatlicher Organisationen der DDR. Damit werden erstmals direkte Gespräche zwischen den alten Machthabern und der Opposition möglich. Verhandelt werden Fragen zur finanziellen, wirtschaftlichen und ökologischen Situation der DDR. Schon in den Wochen und Monaten zuvor waren in Bezirken, Städten und Gemeinden der DDR Runde Tische entstanden, an denen die alten Machthaber und mit neuen politischen Kräfte über die Neuordnung im Land berieten und stritten.

Zentrale Anliegen der Opposition sind die Vorbereitung freier Wahlen und eine demokratische Verfassung. Zunehmend entwickelt sich der Zentrale Runde Tisch zu einer Kontrollinstanz der Übergangsregierung von SED-Parteichef Hans Modrow und zum zentralen Motor für die demokratische Umgestaltung der DDR. Der größte Erfolg der Opposition ist die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit und seines Überwachungsapparates.

Vorbild für die Runden Tische der DDR waren die Entwicklungen in Polen. In Warschau mussten sich zum Jahresbeginn 1989 die kommunistischen Machthaber dem Druck der polnischen Streikbewegung beugen. Am 6. Februar 1989 war die Staatspartei trotz des verhängten Kriegsrechts und des Verbots der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność in einen öffentlichen Dialog mit der Opposition getreten. Polen wurde damit nicht nur zum Vorbild für die Demokratisierung in der DDR, sondern auch für andere ehemals kommunistische Staaten in Mittelosteuropa.

Für die weitere Beschäftigung mit diesem Thema empfehlen wir den Band „Die Runden Tische in der DDR 1989/1990“ von Francesca Weil, den wir gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen herausgegeben haben.

In unserer YouTube-Reihe „MitBeStimmen“ hat sich Mirko Drotschmann aka MrWissen2go der Geschichte der Runden Tische und heutigen Formen von Bürgerbeteiligung gewidmet.

Quellen und Dokumente zur Arbeit des Zentralen Runden Tisches finden sich auf unserem Webportal „Aufbruch und Einheit. Die letzte DDR-Regierung“.