Am 9. Oktober 1989 gehen nach dem Montagsgebet in der Leipziger Nikolaikirche rund 70.000 Menschen auf die Straße, um gegen die SED-Diktatur und für ihre Freiheitsrechte zu demonstrieren. Noch am 7. und 8. Oktober hatten die Sicherheitskräfte in Ost-Berlin um den 40. Jahrestag der DDR-Gründung auf oppositionelle Proteste mit Gewalt und Verhaftungen reagiert. Auch in Leipzig stehen Einheiten von Polizei, Staatssicherheit und Armee bereit, doch sie greifen nicht ein.

Damit wird der 9. Oktober zu einem Wendepunkt im Verlauf der Friedlichen Revolution. Die Leipziger Demonstration ist der bis dahin größte Protest in der DDR seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Danach weiten sich die Demonstrationen auf viele Städte des Landes aus. In Dresden, Jena, Potsdam und anderen Orten tragen in den folgenden Tagen Tausende Menschen ihren gewaltfreien Protest auf die Straßen. Am 4. November 1989 beteiligen sich mehr als 500.000 Menschen an der Kundgebung auf dem Berliner Alexanderplatz. Der Druck auf die Machthaber in der SED-Diktatur erzwingt schließlich den Fall der Berliner Mauer und führt zum Ende der kommunistischen Herrschaft in Ostdeutschland.

Den bedeutsamen „Tag der Friedlichen Revolution“ begeht Leipzig auch an diesem 9. Oktober mit dem feierlichen Lichtfest. Um 17 Uhr findet in der Nikolaikirche das traditionelle Friedensgebet statt, das Anfang der 1980er-Jahre in der DDR von Friedens-, Umwelt-, und Menschenrechtsgruppen initiiert wurde. Im Anschluss wird die russische Historikerin und Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa die diesjährige „Rede zur Demokratie“ halten. Sie ist die Mitgründerin von MEMORIAL, der im Dezember 2021 in Russland verbotenen Aufarbeitungs- und Menschenrechtsorganisation, die dieses Jahr den Friedensnobelpreis erhalten wird.

Mehr zum Lichtfest in Leipzig unter www.lichtfest.leipziger-freiheit.de

Viele weitere Informationen zur Friedlichen Revolution von 1989 finden Sie in unserem Themendossier „Friedliche Revolution, deutsche Einheit und Transformation