Wir erinnern heute an die Hungerkatastrophe in der Ukraine in den Jahren 1932/33. Vor 90 Jahren forderte der Holodomor, der „Tod durch Hunger“, viele Millionen Opfer. Der massenhafte Hungertod in einer der fruchtbarsten Agrarregionen der Welt war mehr als nur das Ergebnis einer verfehlten Agrar- und Exportpolitik der Sowjetunion. Es war das Ziel der stalinistischen Terrorpolitik, mit Hunger, Deportationen und Strafexpeditionen den Widerstand der ländlichen Bevölkerung gegen Zwangskollektivierung und totalitäre Bevormundung zu brechen.
In der Sowjetunion war es bis zu deren Zusammenbruch unmöglich, über dieses Verbrechen zu forschen oder der Opfer öffentlich zu gedenken. Bis heute hat die politisch gewollte Hungerkatastrophe bei Überlebenden und Nachkommen schwere Traumata hinterlassen. Seit 1998 erinnert die Ukraine jeweils am vierten Samstag im November an den Holodomor. Zum 90. Jahrestag veröffentlicht die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein neues Online-Themendossier. Dieses bietet vielfältige Informationen und Zugänge zum Thema. Eine prägnante historische Einordnung der Ereignisse bietet der Einführungstext des Osteuropahistorikers Wilfried Jilge. Unter dem Titel „Verdrängte Orte“ beleuchtet der Historiker Dr. Ronny Heidenreich die Erinnerungskultur an den Holodomor in der Ukraine. Erst im Oktober 2022 hatte die Demontage eines Holodomor-Denkmals durch russische Besatzer im ukrainischen Mariupol internationale Proteste ausgelöst, nicht zuletzt der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Das Online-Dossier bietet eine Fülle von Recherchehinweisen zu weiterführenden Quellen. Die Erinnerungsorte an die Opfer des Holodomor 1932/33 in der Ukraine dokumentiert unsere gleichnamige Publikation aus dem Jahre 2008. Sie kann im Online-Shop kostenlos heruntergeladen werden.