Berlin, 31. Oktober 2024. Jeder Zweite bezeichnet den 9. November 1989 als den „glücklichsten Tag der deutschen Geschichte“. Gleichzeitig empfinden nur 31 Prozent, dass die Leistungen und Erfahrungen ehemaliger DDR-Bürger heute ausreichend gewürdigt werden. Die Mehrheit der Deutschen betrachtet eine Vielzahl von Ursachen als ausschlaggebend für den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und die Überwindung der kommunistischen Diktatur in der DDR. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Umfrageinstituts Forsa, das im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 1.000 Bundesbürger zur Wahrnehmung dieses historischen Ereignisses und dessen Stellenwert im kollektiven Gedächtnis befragte.

Ein bemerkenswerter Teil der Befragten – insgesamt 54 Prozent – betrachtet den 9. November 1989 als „glücklichsten Tag der deutschen Geschichte“; wobei Ostdeutsche dies mit 50 Prozent etwas weniger als Westdeutsche mit 54 Prozent so sehen. Bei den Jüngeren unter 30 Jahren sind es sogar 64 Prozent. Gleichzeitig wird die Anerkennung der Leistungen und Erfahrungen ehemaliger DDR-Bürger heute kritisch bewertet: Nur 31 Prozent der Befragten empfinden diese als ausreichend gewürdigt, während 60 Prozent dies verneinen. Besonders stark ist dieses Gefühl im Osten Deutschlands ausgeprägt, wo drei Viertel der Befragten die Anerkennung als unzureichend empfinden. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, sieht hierin einen wichtigen Anlass zum Handeln: „Der 35. Jahrestag des Mauerfalls sollte ein Anstoß sein, um den Mut der Ostdeutschen zu würdigen, die zum Sturz der Diktatur beigetragen haben. Zugleich müssen die Anstrengungen und Leistungen nach 1990 gewürdigt werden; einer Zeit, die viele Jahre von sozialer Unsicherheit geprägt waren.“

Gefragt nach den Ursachen der Friedlichen Revolution vor 35 Jahren, nennen 66 Prozent die Reformen Michail Gorbatschows, 59 Prozent die friedlichen Demonstrationen in der DDR, 57 Prozent die wirtschaftliche Krise des SED-Regimes und 53 Prozent die Massenflucht. Kaminsky kommentiert: „Die differenzierten Antworten spiegeln ein erfreuliches Verständnis der damaligen Zeitläufe wider. Es ist bemerkenswert, wie deutlich die Befragten wahrnehmen, dass verschiedene Entwicklungen damals zum Ende der Diktatur führten.“

Die Umfrageergebnisse veranschaulichen deutliche Unterschiede je nach Altersgruppe und Herkunft: Ostdeutsche betonen insbesondere die Proteste und die Massenflucht von DDR-Bürgern. Jüngere Befragte unter 30 Jahren sehen die Wirtschaftskrise und die Massenflucht als entscheidende Faktoren, während ältere Generationen vor allem die sowjetischen Reformen und die Demonstrationen als zentral erachten.

Die vollständige Umfrage finden Sie hier: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/umfrage2024