Mehr als 1.000 Todesurteile verhängten sowjetische Militärtribunale zwischen der Gründung der DDR 1949 und Stalins Tod 1953 gegen deutsche Staatsangehörige. Die Verurteilten wurden nach Moskau gebracht, die meisten von ihnen dort hingerichtet und anonym in Massengräbern verscharrt. Die Schicksale dieser Menschen blieben 50 Jahre lang unbekannt, die Familien erfuhren nichts vom Verbleib ihrer Angehörigen. Nur durch mühevolle Recherchen von Memorial International Moskau, dem Forschungsinstitut Facts & Files und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konnten die Namen und Schicksale von 927 Deutschen veröffentlicht werden, die zwischen 1950 und 1953 auf dem Moskauer Friedhof Donskoje ihre letzte Ruhe fanden.

Der Thüringer Heinz Baumbach wurde am 23. Oktober 1952 im Alter von 26 Jahren hingerichtet. Zu seinem Andenken wurde am 30. August 2019 an seinem letzten Wohnort in Treffurt eine Plakette eingeweiht. Es war die erste Gedenkplakette, die die Initiative »Posledny Adres« („Die letzte Adresse“) in Deutschland angebracht hat. Seit 2014 markiert die Initiative die letzten Wohnstätten von Opfern des stalinistischen Terrors in der Sowjetunion mit Plaketten, auf denen die Namen und wichtigsten Lebensdaten der Betroffenen festgehalten sind. Für diese wichtige Erinnerungsarbeit wurde »Posledny Adres« 2018 mit dem Sonderpreis des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises der Bundesstiftung Aufarbeitung ausgezeichnet.

Die Einweihung dieser ersten „Letzten Adresse“ in Deutschland war für den russischen
Journalisten und Fotografen Mario Bandi Anlass für eine Spurensuche nach den Schicksalen der unter Stalin hingerichteten Deutschen, die er in einem Hörfunkfeature für Deutschlandfunk Kultur verarbeitet hat. Das Feature „Erschossen in Moskau“ wird am 17. Dezember 2019 um 19:15 Uhr im Programm von Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt. Auf der Website des Senders ist es bereits vorher zu hören und wird dort dauerhaft archiviert werden.

Bei seiner Recherche hat Bandi auch auf den Band „Erschossen in Moskau“ zurückgegriffen, mit denen die Forschungsergebnisse von Memorial International Moskau, Facts & Files und der Bundesstiftung Aufarbeitung erstmals 2005 veröffentlicht wurden. In dritter Auflage erschien der Band zuletzt 2008.