Heute vor 95 Jahren kam Arno Esch in Memel im heutigen Litauen zur Welt. Nur 23 Jahre später endete sein Leben gewaltsam: Am 24. Juli 1951 wurde Esch in der sowjetischen Geheimdienstzentrale Lubjanka in Moskau hingerichtet. Der angehende Jurist, der an der Universität Rostock studierte, sollte sich der Anklage zufolge der Rebellion, der Spionage, der „antisowjetischen Propaganda“ und der „Bildung einer konterrevolutionären Organisation“ schuldig gemacht haben.

Tatsächlich war ihm sein politisches Engagement für die Liberal-Demokratische Partei in der SBZ zum Verhängnis geworden. Mit seinem Eintreten für einen sozial orientierten Liberalismus stellte sich Esch bewusst gegen den diktatorischen Herrschaftsanspruch der SED. Gemeinsam mit anderen liberalen Studenten wurde Arno Esch 1949 in Rostock verhaftet und bereits im Juli 1950 von einem sowjetischen Militärtribunal in Schwerin unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Tode verurteilt. Ein Jahr lang war er in den Gefängnissen der sowjetischen Geheimpolizei in Rostock, Schwerin und zuletzt in Moskau gefangen, wo das Todesurteil vollstreckt wurde.

Freunde und Verwandte erfuhren lange nichts von seinem grausamen Schicksal. Erst 1961 teilte das Rote Kreuz seinen Angehörigen knapp mit, dass Arno Esch in der Sowjetunion „verstorben“ sei. Fast 40 Jahre später, am 19. Juli 1990, hob das Oberste Gericht der UdSSR das Unrechtsurteil auf, kurz darauf wurde Esch vollständig rehabilitiert.

Sein Schicksal steht exemplarisch für die brutale Härte, mit der die sowjetische Besatzungsmacht und die Kommunisten in der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg auf politische Gegner und Opposition reagierten. Dass er damit nicht allein war, zeigt unser Buch "'Erschossen in Moskau ...' Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953“. Darin wird das Leben und Sterben von Arno Esch ebenso dokumentiert wie das von etwa 1.000 Menschen aus der DDR, die zwischen 1950 und 1953 in Moskau erschossen wurden.

Zum Gedenken an Arno Esch wird die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Anne Drescher am 6. Februar 2023 um 11 Uhr vor dem Justiz-Gebäude auf dem Demmlerplatz in Schwerin Blumen niederlegen. Zur gleichen Zeit erinnert der Verband Ehemaliger Rostocker Studenten an der Gedenktafel im Foyer des Arno-Esch-Hörsaalgebäudes der Universität Rostock an den Ermordeten.