„Karl Wilhelm Fricke hat das Thema Repression in der DDR tatsächlich allein abgedeckt. Was zu sagen war, hat Fricke publiziert.“ – so schätzte der Politikwissenschaftler Johannes Kuppe Frickes Arbeit vor 1989/90 ein. Heute vor 93 Jahren wurde Fricke im sachsen-anhaltinischen Hoym geboren. Wie kein Zweiter hat er sich zeitlebens mit der Opposition und dem Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in SBZ und DDR auseinandergesetzt. In Büchern und Artikeln beschäftigte er sich jahrzehntelang kritisch mit dem staatlichen Unrecht, das er auch persönlich erleben musste. Als Redakteur und späterer Leiter der „Ost-West-Redaktion“ beim Deutschlandfunk kamen zahlreiche Radiostücke und Kommentare hinzu. Seine sachlichen und faktenreichen Analysen sind bis heute von herausragender publizistischer und wissenschaftlicher Relevanz.

Schon früh stand Karl Wilhelm Fricke den kommunistischen Machthabern skeptisch gegenüber. 1946 wurde sein Vater von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet, ein erstes Lebenszeichen erhält die Familie erst 1950: Karl Oskar Fricke war in den Waldheimer Prozessen zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden, zwei Jahre später starb er in der Haft. Das Schicksal seines Vaters bestärkte Karl Wilhelm Fricke in seiner kritischen Haltung zum SED-Regime. Nach einer entsprechenden Äußerung wurde er denunziert und im Februar 1949 selbst verhaftet. Doch Fricke konnte entkommen und floh über die innerdeutsche Grenze in den Westen. In Wilhelmshaven und West-Berlin studierte er Politikwissenschaft und berichtete als Journalist über Verfolgung und Repression in der DDR.

Den kommunistischen Machthabern wurde er damit gefährlich. Am 1. April 1955 lockte ihn die Staatssicherheit in eine Falle, betäubt wurde Karl Wilhelm Fricke in den Ostsektor der Stadt verschleppt. 15 Monate lang verhörte man ihn im Stasi-Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen, dann wurde Fricke in einem Geheimprozess wegen „Kriegs- und Boykotthetze“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Strafe musste Karl Wilhelm Fricke in der berüchtigten Sonderhaftanstalt Bautzen II in Einzelhaft verbüßen.

Nach seiner Haftzeit ging Fricke wieder in die Bundesrepublik und setzte seine journalistische und wissenschaftliche Arbeit fort. Nach dem Ende der DDR wurde Karl Wilhelm Fricke als Sachverständiger in beide Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestags zur Aufarbeitung der SED-Diktatur berufen. Er wurde Vorsitzender des Fachbeirats Gesellschaftliche Aufarbeitung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dessen Ehrenvorsitzender er heute ist. 1996 verlieh ihm die Freie Universität Berlin die Ehrendoktorwürde, 2001 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 2017 erhielt er den ersten Aufarbeitungspreis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der fortan seinen Namen trägt:

Karl-Wilhelm-Fricke-Preis.

Wir gratulieren Karl Wilhelm Fricke sehr herzlich zu seinem 93. Geburtstag und wünschen ihm weiterhin alles Gute!