Vor 40 Jahren, am 30. Oktober 1974, begingen Gefangene des sowjetischen Gulag mit Hungerstreiks und anderen Protestaktionen erstmals den „Tag der politischen Gefangenen in der UdSSR“. Die Bundesstiftung Aufarbeitung erinnert aus diesem Anlass an das Schicksal Hunderttausender politischer Gefangener in den Lagern der kommunistischen Regime.
Sorge bereitet jedoch zugleich die politische Situation im heutigen Russland. So ist etwa die größte russische Menschrechtsorganisation Memorial fortgesetzten Repressalien durch die russische Justiz ausgesetzt. Memorial positioniert sich regelmäßig zu Menschenrechtsfragen. Die mit Friedensnobelpreisgeldern des sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow mitgegründete Organisation steht vor allem wegen der Spenden ausländischer Unterstützer in Russland zunehmend unter Druck.
Bereits am gestrigen Mittwoch, 29. Oktober, gedachten Tausende Menschen in Moskau der zehntausenden Opfer der stalinistischen Gewaltherrschaft. Vor dem Hauptquartier des früheren Geheimdienstes KGB legten die Menschen an einem Stein auf dem Lubjanka-Platz Blumen nieder. Der Stein stammt von den Solowezki-Inseln, wo 1923 das erste Lager des berüchtigten Gulag-Systems entstand. Organisiert wird die Aktion seit acht Jahren von Memorial, der Kreml beteiligt sich nicht am Gedenken an die Opfer.