Der Liebe wegen wollte Rosel Werl raus aus der DDR: Während eines Urlaubs in Ungarn lernte die Thüringerin 1978 einen Mann aus Westdeutschland kennen und verliebte sich. Um heiraten zu können, stellte sie ab 1981 mehrere Ausreiseanträge, die jedoch abgelehnt wurden. Das Paar ließ nichts unversucht, um Hilfe bei der Ausreise zu erhalten. So schrieben sie Briefe, etwa an die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, das Ministerium für Innerdeutsche Beziehungen in Bonn, den bekannten Ost-West-Vermittler Wolfgang Vogel sowie den damaligen Innenminister der DDR. Im Juni 1982 wurde Rosel Werl daraufhin verhaftet und wegen „landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“ zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Im August 1983 konnte sie von der Bundesrepublik freigekauft werden und ließ sich in Baden-Württemberg nieder.

Nach dem Fall der Berliner Mauer setzte sie sich intensiv für die Erinnerung an das politische Unrecht in der DDR und dessen Aufarbeitung ein. Als Zeitzeugin berichtete sie bei Bildungsveranstaltungen von ihren Erfahrungen. Seit 1996 war sie Mitglied im Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen, 2004 trat sie dem Trägerverein des DDR-Museums Pforzheim bei. Zudem engagierte sie sich unermüdlich für das Andenken der Opfer der politischen Verfolgung. Erst im Februar 2019 wurde auf dem städtischen Friedhof in Chemnitz eine Namenstafel eingeweiht, die an 136 Menschen erinnert, die zwischen 1950 und 1954 in den DDR-Haftanstalten Waldheim und Hoheneck verstarben und anschließend anonym beigesetzt wurden. Rosel Werl hatte dazu gemeinsam mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. angeregt und sich für das Erinnerungszeichen eingesetzt.

Besonders lag ihr eine würdevolle Gedenkstätte in Hoheneck/Stollberg am Herzen. Dieses sollte nach ihrem Wunsch an alle Verurteilten in SBZ und DDR sowie an das erlittene Leid der Frauen in dieser früheren Haftanstalt erinnern. Die Einrichtung einer solchen Gedenkstätte hat Rosel Werl leider nicht mehr erleben können, sie verstarb am 25. Juli 2019.

Rosel Werl war unserer Stiftung immer sehr verbunden. Noch im vergangenen Jahr konnten wir sie im Rahmen der Veranstaltung „Frauen in politischer Haft“ am 29. November 2018 empfangen. Ihr unermüdliches Engagement wird fehlen!

Zum Profil von Rosel Werl auf unserem Portal www.zeitzeugenbuero.de