In neun Jahren verhilft er Hunderten Menschen zur Freiheit, ab 1962 mit einem eigenen Team. Mit gefälschten Pässen, der legendären Doppelgänger-Tour sowie mit raffiniert umgebauten Autos gelingt es seiner Gruppe immer wieder, die DDR-Grenzer zu überlisten. Hilfe erhält die Gruppe dabei von West-Alliierten und Diplomaten.

 

Kurzinterview mit Burkhart Veigel

Was hat Sie als jungen Menschen motiviert, Fluchthelfer zu werden?

Von frühester Jugend an war mir Freiheit sehr wichtig, oder besser: Unfreiheit konnte ich nur schlecht ertragen. Ich wollte frei denken und diskutieren; die Denkschablonen der Kommunisten waren mir von jeher ein Gräuel. Dazu kommt, dass ich sehr altruistisch eingestellt bin; deshalb wurde ich auch Mediziner. Warum ich Fluchthilfe dann aber so viele Jahre betrieben habe, weiß ich bis heute nicht."

Nach zwei Entführungsversuchen durch die Staatsicherheit verlässt er 1969 West-Berlin, um Frau und Tochter nicht zu gefährden, und wird Unfallchirurg und Orthopäde. Nach über 30 Jahren als niedergelassener Arzt in Stuttgart kehrt er 2007 nach Berlin zurück. Seitdem forscht und schreibt er über Flucht und Fluchthilfe an der Berliner Mauer, über den Kalten Krieg, die DDR, die Machenschaften der Stasi und die beiden Diktaturen des letzten Jahrhunderts auf deutschem Boden.

 
Warum haben Sie Ihr Privatvermögen für den Karl-Wilhelm-Fricke-Preis zur Verfügung gestellt?

Die Aufarbeitung beschäftigt mich seit vielen Jahren. Was fasziniert Menschen an einer Diktatur, warum haben so viele aktiv mitgemacht? Warum leisten manche Menschen Widerstand, andere nicht? Meine Kraft und meine Zeit sind begrenzt, aber ich möchte, dass die Auseinandersetzung mit totalitären Regimen weitergeht. Der Preis soll deshalb nicht nur Anerkennung für herausragende Leistungen auf diesem Gebiet sein, sondern auch ein Anstoß, sich weiter mit diesen Themen zu beschäftigen.