Am 15. Juni fand die Verleihung des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises 2023 statt. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an die Lagergemeinschaft Workuta/GULag Sowjetunion, den Sonderpreis erhielt die Autorin Doris Liebermann. Der Nachwuchspreis 2023 ging an die beiden Journalistinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu für ihren Podcast „Rice and Shine“. Die Veranstaltung steht jetzt als Mitschnitt in unserer Mediathek zur Verfügung.
Als ein Zusammenschluss der Überlebenden wurde die Lagergemeinschaft Workuta/GULag Sowjetunion einst gegründet. Das sowjetische Arbeitslager Workuta ist heute das Symbol des menschenverachtenden GULag und der Inbegriff für Zwangsarbeit und Repression im Stalinismus. Die Lagergemeinschaft setzt sich seit Jahrzehnten gegen politischen Extremismus und für den Schutz der rechtsstaatlichen Demokratie ein. Im Vordergrund ihrer Arbeit steht die Aufklärung über die Verbrechen des Kommunismus, die unter anderem durch den ehrenamtlichen Einsatz von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen praktiziert wird. Heute engagieren sich auch die Nachfahren der einstigen Lagerinsassen in der Gemeinschaft. Mit der Verleihung des Karl-Wilhelm-Fricke-Hauptpreises 2023 an die Lagergemeinschaft Workuta/GULag Sowjetunion würdigt die Jury die jahrzehntelange herausragende Aufklärungsarbeit und den Einsatz für den Schutz der Demokratie der hier engagierten Männer und Frauen.
Die journalistische Arbeit von Doris Liebermann trug und trägt auf vielfältige Weise dazu bei, dass seit den 1980er-Jahren die Lebensrealität von Dissidenten und von künstlerischen, oppositionellen Milieus in Ostmitteleuropa und der DDR in den Fokus der westdeutschen Öffentlichkeit rückten. Die Autorin verkörpert nicht nur durch ihre Arbeit, sondern auch durch ihre Biographie den Einsatz für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage. Sie setzt sich seit nunmehr vier Jahrzehnten in zahlreichen Publikationen und Feature-Produktionen in Print- und Hörfunkmedien publikumswirksam mit Opposition und Widerstand, historischen Ereignissen und künstlerischem und literarischem Schaffen in den kommunistischen Diktaturen auseinander. Die Jury würdigt mit der Verleihung des Sonderpreises 2023 diese herausragende Arbeit.
In unserer zunehmend diversen und von Einwanderung geprägten Gesellschaft wird Multiperspektivität im gesellschaftlichen Diskurs immer wichtiger – auch und vor allem in der Auseinandersetzung mit der deutschen Zeitgeschichte. Die beiden Journalistinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu, beide Töchter vietnamesischer Einwanderer, setzen sich in ihrem Podcast „Rice and Shine“ auf ebenso persönliche wie unterhaltsame Weise mit der Lebensrealität vietnamesischer Menschen in Deutschland bzw. der vietdeutschen Community auseinander. Die Jury möchte durch die Verleihung des Nachwuchspreises 2023 diese Arbeit honorieren und zu einer intensiveren öffentlichen Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Leben und Schaffen von Migrantinnen und Migranten in der DDR und im vereinten Deutschland anregen.
Am 16. Juni fand die Verleihung des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises 2022 statt. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an die Menschenrechtsorganisation MEMORIAL INTERNATIONAL, den Sonderpreis erhielt die Zeitschrift OSTEUROPA. Der Nachwuchspreis 2022 ging an die beiden Macher des Podcasts „Horchpost DDR“, Max Zarnojanczyk und Christian Hermann. Claudia Roth MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien, hat die Preisträgerinnen und Preisträger mit einem Grußwort gewürdigt. Die Veranstaltung steht jetzt als Mitschnitt in unserer Mediathek zur Verfügung.
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vergibt 2021 zum fünften Mal ihren Karl-Wilhelm-Fricke-Preis. Ermöglicht wurde der Preis durch eine Spende des Mediziners, Autoren und ehemaligen Fluchthelfers Burkhart Veigel. Mit diesem Preis möchten wir Einzelprojekte, Persönlichkeiten und Initiativen auszeichnen und würdigen, die sich mit ihrer Arbeit für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage einsetzen und diese stärken.