Historiker Meinhard Stark über die Schicksale deutscher kommunistischer Emigranten in der UdSSR

Zum Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus am 23. August veröffentlicht die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein Videointerview mit dem Historiker Meinhard Stark. Darin spricht Stark über deutsche Kommunisten im sowjetischen Exil, die zwischen 1939 und 1941 an Nazideutschland ausgeliefert wurden. Damit erinnert die Bundesstiftung zugleich an den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt, der am 23. August 1939 von den Vertretern Hitlers und Stalins in Moskau unterzeichnet wurde. In einem geheimen Zusatzprotokoll vereinbarten die beiden totalitären Regime die Aufteilung Ost- und Ostmitteleuropas. Durch diese Rückversicherung war der Weg frei für den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Wenige Wochen später besetzte die sowjetische Rote Armee das östliche Polen, im Frühjahr 1940 die drei baltischen Staaten.

Darüber hinaus porträtiert Meinhard Stark in einem neuen Dokumentarfeature das Schicksal von Brunhilde und Rudolf Hebel. Beide schlossen sich in den 1920er-Jahren der KPD an und gingen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ins sowjetische Exil. Dort wurde das Ehepaar 1938 vom NKWD verhaftet und Rudolf Hebel schließlich am 17. Mai 1941 nach Deutschland ausgeliefert. Zwar erlebte er wohl Anfang Mai 1945 die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, kehrte aber nie nach Hause zurück. Dieses und weitere Schicksale deutscher Kommunisten unter Stalin waren von Hermann Weber bereits kurz vor dem Mauerfall erstmals in großer Breite dokumentiert worden. Der 2014 verstorbene Mannheimer Kommunismusforscher und langjähriges Mitglied des Rates der Bundesstiftung, wäre am 23. August 94 Jahre alt geworden.

Das Europäische Parlament hat den Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes 2009 zum Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus erklärt. In den drei baltischen Staaten ist der 23. August nicht nur mit der Erinnerung an die jahrzehntelange Diktatur verknüpft, sondern auch mit deren Ende: Zum 50. Jahrestag des Nichtangriffspaktes bildeten die Menschen eine rund 600 Kilometer lange Menschenkette durch Lettland, Litauen und Estland. Der „Baltische Weg“ war ein wichtiges Signal auf dem Weg zu Freiheit und nationaler Selbstbestimmung.

Das Interview mit Meinhard Stark erscheint am 23. August bei YouTube und kann vorab hier angesehen werden.

Das Dokumentarfeature von Meinhard Stark zu Brunhilde Hebel und Rudolf befindet sich in der Mediathek.

Weitere Informationen und Recherchehinweise zum Hitler-Stalin-Pakt bietet das Themendossier der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.