Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen des Freistaates Thüringen, die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, u. a. präsentieren gemeinsam die Ausstellung „gefährliche Machwerke“ vom 9. November bis 8. Dezember 2006 im Foyer des Thüringer Landtags, Jürgen-Fuchs-Straße 1, 99096 Erfurt. Die Vernissage findet am Donnerstag, 9. November um 13.00 Uhr statt.

Mit dieser Ausstellung werden erstmals systematisch erschlossene Samisdat-Erzeugnisse der DDR-Opposition im Original gezeigt. Sie versammelt die wichtigsten und typischen Objekte des DDR-Samisdat von den Anfängen in den 1960er Jahren bis zur Revolution 1989. Die Ausstellungsstücke sind mit Legenden versehen, die die Verfasser oder die herausgebende oppositionelle Gruppe sowie Jahr und Ort der Herausgabe benennen. Auch werden die wichtigsten Ereignisse und Zwischenfälle im Kampf des SED-Staates gegen diese unabhängige Presse erzählt. Außerdem sind jedem Objekt ein oder mehrere Faksimileauszüge beigefügt.Durch die vollständige Kontrolle und Zensur aller gedruckten und veröffentlichten Schriften versuchten die herrschenden Kommunisten im sowjetischen Machtbereich jede Kritik zu unterbinden. Seit den sechziger Jahren begannen daher kritische Intellektuelle in der Sowjetunion eine unabhängige „zweite Öffentlichkeit“ herzustellen. Sie gaben selbst eigene Texte, Zeitschriften, Bücher, Dokumente der Opposition aber auch Bilder heraus. So entstand der Begriff „Samisdat“, das heißt „selbst herausgegeben“. Die Samisdatbewegung griff auf alle Länder Ostmitteleuropas über, vor allem auf Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn und die DDR.

Der Samisdat veröffentliche politische Nachrichten, berichtete über Menschenrechtsverletzungen, Verhaftungen oder andere Maßnahmen gegen Oppositionelle. Häufig wurde auch verbotenes philosophisches oder religiöses Gedankengut abgedruckt. Breiten Raum nahm die Verbreitung der von der Zensur unterdrückten Literatur und Kunst ein.

Es waren oft unscheinbare, schlicht und einfach gestaltete Hefte. Die Technik war oft primitiv und das Papier schlecht. Aber die zusammengehefteten Papiere zeigen auch oft einen Gestaltungswillen mit künstlerischem Anspruch. Aus dem „Untergrund“ wagte sich in die Öffentlichkeit, was dort nicht geduldet war: Selbst gewählte und verantwortete Worte, die neue Denkhorizonte öffneten.

Worte können „eine Macht werden. Vernichtend wie ein Sturmwind, der ein Lufthauch ist wie das Wort. Leicht kann das Wort stärker werden, als eine Tat…“(Fritz Mauthner)

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Für weitere Informationen steht Ihnen Hildigund Neubert Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Stasi-Unterlagen unter Tel. 0361 37-71950 oder Dietrich Wolf Fenner, Stiftung Aufarbeitung unter Tel. 030/2324 7225 gerne zur Verfügung.

Berlin, 7. November 2006