Mit dem 9. November werden die Deutschen jedes Jahr an die Möglichkeit des Gelingens ebenso wie an die Abgründe der deutschen Geschichte erinnert. Er steht einerseits für den uneingeschränkt glücklichen Tag des Mauerfalls und damit für die Überwindung der zweiten deutschen Diktatur. Gleichzeitig markiert er mit den Novemberpogromen von 1938 den ersten fürchterlichen Höhepunkt einer Verfolgungsgeschichte von Jüdinnen und Juden in der NS-Diktatur, die schließlich im Zivilisationsbruch der Shoa gipfelte, aber bereits 1933 ihren Anfang genommen hatte.
Die Ausrufung der ersten deutschen Republik durch Philipp Scheidemann 1918 und der Versuch Hitlers 1923, diese Republik wieder zu zerstören, noch erfolglos, sind weitere historische Wegmarken, die mit diesem Tag verbunden sind.
Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung: „Der 9. November gibt uns wie kein anderer Tag in der deutschen Geschichte Anlass, die Verschränkung von Diktatur und Demokratie, von Unterdrückung und Befreiung zu reflektieren“. Er sei nicht nur ein Jubiläum, sondern auch ein Tag des Mahnens und des aktiven Einstehens für Demokratie und Menschenrechte.
Dr. Kaminsky weiter:
„In diesem Jahr begehen wir den Tag auch unter dem Eindruck der Ereignisse im Nahen Osten und ihren Auswirkungen auf unser Land. Es ist erschütternd und beschämend zu erleben, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland so stark wie nie zuvor in Angst leben müssen. Wenn Gedenken nicht zum leeren Ritual werden soll, gibt es für uns alle eine verpflichtende Aufgabe: unbedingte Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in Wort und Tat. Damit verteidigen wir unsere freiheitliche Demokratie insgesamt.“
Informationen zum 9. November 1989 bietet die Bundesstiftung Aufarbeitung im Dossier Friedliche Revolution, deutsche Einheit und Transformation.